Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Gerüche mich um den Verstand. Ich fragte: »Müssen wir hier unten bleiben? Ich bin nicht verletzt …«, und erst dann entdeckte ich Regis, gegürtet mit Aldones’ Schwert, einen Ausdruck ungläubiger Ehrfurcht im Gesicht. Später erfuhr ich, was er getan hatte, aber im Augenblick – es war sowieso schon alles der reine Wahnsinn – nahm ich es als selbstverständlich hin und war dankbar, dass das Schwert in die Hände des einzigen Menschen auf dieser Welt gelangt war, der damit umzugehen vermochte. Anfangs hatte ich geglaubt, Callina oder vielleicht Ashara würden es ergreifen müssen, da sie Bewahrerinnen waren. Jetzt war es in Regis’ Obhut, und ich dachte nichts anderes als: Oh, natürlich, er ist Hastur .
    »Wo ist Thyra? Ist sie entkommen?«
    »Von wegen!«, erklärte Lawton grimmig. »Sie ist unten in einer Zelle, und dort wird sie bleiben.«
    »Warum?«, fragte Kadarin. Seine Stimme klang ruhig, und ich starrte ihn an. Ich traute meinen Augen nicht. Am Ufer von Hali war er mir als ein Wesen erschienen, das sehr wenig mit einem Menschen gemein hatte. Jetzt sah er seltsamerweise wie der Mann aus, den ich damals kennen gelernt hatte, zivilisiert und umgänglich, sogar sympathisch. »Unter welcher Anklage?«
    »Mordversuch an Lew Alton hier!«
    »Sie werden Schwierigkeiten haben, damit durchzukommen«, bemerkte Kadarin. »Wo ist die angebliche Wunde?«
    Lawton blickte gereizt auf das blutdurchweichte Hemd, das mir vom Körper geschnitten worden war. Er sagte: »Wir haben Augenzeugen für den Mordversuch. Vorerst halten wir sie fest wegen – oh, verdammt! – Einbruchs und unbefugten Eindringens, heimlichen Tragens von Waffen, unanständiger Reden an einem öffentlichen Ort – unanständigen Entblößens, wenn es sein muss! Die Hauptsache ist, dass wir sie haben und Sie auch. Wir müssen Ihnen ein paar Fragen über einen bestimmten Mord und das Niederbrennen eines Stadthauses in Thendara stellen …«
    Kadarin sah mir gerade ins Gesicht. »Glaub, was du willst, Lew, aber ich habe deinen Bruder nicht ermordet. Ich hatte deinen Bruder noch nie gesehen, ich wusste nicht, wer er war. Erst nachher hörte ich auf der Straße, wer getötet worden war. Für mich war er einfach ein junger Terraner, den ich nicht kannte, und was es auch wert sein mag, nicht ich habe ihn erschossen, sondern einer meiner Männer. Und es tut mir Leid; ich hatte befohlen, dass niemand getötet werden sollte. Du weißt, was ich holen wollte und warum ich es holen musste.«
    Ich sah diesen Mann an und erkannte, dass ich ihn nicht hassen konnte. Auch ich war zu Taten gezwungen worden, die ich mir in normaler Geistesverfassung nicht einmal im Traum hätte einfallen lassen, und ich wusste, was ihn gezwungen hatte. Er trug es jetzt am Gürtel. Und doch war er einmal mein Freund gewesen. Ich wandte das Gesicht ab. Es stand zu viel zwischen uns. Ich hatte kein Recht, ihn zu verurteilen, nicht wenn ich durch meine eigene Matrix die unwiderstehliche Anziehungskraft dieses unheimlichen Dings spürte.
    Kehre zu mir zurück und lebe ewig in unsterblichem, sich ständig erneuerndem Feuer … und hinter meinen Augenlidern das Feuerbild, zwischen mir und dem, was ich mit meinen körperlichen Augen sehen konnte. Sharra, und ich war immer noch Teil davon, immer noch verdammt. Ich machte einen Schritt auf Kadarin zu – ohne zu wissen, ob ich ihn schlagen oder meine Hände mit den seinen auf dem Heft des Sharra-Schwerts vereinigen wollte.
    Hass und Liebe mischten sich, wie sie sich für meinen Vater vermischt hatten, dessen Stimme sogar jetzt in meinem Gehirn pochte: Kehre zurück … zurück .
    Dann zuckte Kadarin leicht die Schultern, und der Bann war gebrochen. Er sagte: »Wenn Sie mich in eine Zelle sperren wollen, soll es mir recht sein, aber es ist nur fair, wenn ich Sie warne, dass ich wahrscheinlich nicht lange drinnen bleiben werde. Ich habe …« Er berührte das Heft des Sharra-Schwerts und schloss leichthin: »Eine dringende Verabredung anderswo.«
    »Bringen Sie ihn weg«, befahl Lawton. »Er kommt in eine Höchstsicherheitszelle, und dann soll er sehen, ob er sich dort hinausschwatzen kann.«
    Kadarin ersparte den Wachen die Mühe, ihn abzuführen; er erhob sich und ging liebenswürdig mit. Einer der Männer sagte: »Bitte, geben Sie zuerst dies Schwert ab.«
    Kadarin antwortete, immer noch unerschütterlich grinsend: »Nehmen Sie es sich, wenn Sie es haben wollen.«
    Ich wollte den Raumsoldaten eine Warnung zurufen; ich wusste, dass es kein

Weitere Kostenlose Bücher