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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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davongegangen ist, wie Sie gesehen haben, und ich stehe nun hier und verstehe gar nichts mehr. Sagen Sie mir, Watson, was das alles zu bedeuten hat, und ich bin Ihnen ewig zu Dank verpflichtet.«
    Ich versuchte es mit ein oder zwei Erklärungen, aber war im Grunde genauso verwirrt wie er. Unseres Freundes Titel, sein Geld, Alter, Charakter und Aussehen, alles spricht für ihn. Wenn man einmal von dem dunklen Geschick absieht, das auf seiner Familie lastet, gibt es nichts, was man gegen ihn anführen könnte. Daß sein Antrag so schroff zurückgewiesen wurde, ohne daß die Dame sich dazu äußern konnte, und daß die Dame das geschehen ließ, ohne zu protestieren, ist mehr als erstaunlich.
    Unsere Mutmaßungen fanden jedoch bald ein Ende, da noch am gleichen Nachmittag Stapleton
    persönlich erschien. Er war gekommen, um sich wegen der Grobheiten am Vormittag zuentschuldigen.
    Nach einem langen Gespräch unter vier Augen in Sir Henrys Arbeitszimmer war der Bruch so ziemlich geheilt, und zum Zeichen der Versöhnung sollen wir am nächsten Freitagabend bei den Stapletons
    dinieren.
    »Ich möchte auch jetzt noch nicht behaupten, daß der Mann nicht verrückt ist«, sagte Sir Henry. »Ich werde niemals den Blick in seinen Augen vergessen, als er heute morgen auf mich losstürzte. Aber ich muß auch zugeben, daß kein Mensch sich netter und höflicher entschuldigen kann, als er es eben getan hat.«
    »Hat er Ihnen sein Benehmen in irgendeiner Weise erklärt?«
    »Seine Schwester sei alles in seinem Leben, sagte er. Das ist auch ganz natürlich, und ich freue mich, daß er sie so hochschätzt. Sie haben immer zusammengelebt. Er ist sonst sehr einsam gewesen und hatte nur ihre Gesellschaft, und deshalb war der Gedanke, sie zu verlieren, so furchtbar für ihn. Er sagte, er hätte meine Neigung zu ihr vorher nicht bemerkt. Aber als er es nun mit eigenen Augen sah und begriff, daß sie ihm genommen werden könnte, habe ihm das einen förmlichen Schock versetzt. So könne er kaum
    verantwortlich gemacht werden für das, was er in dem Augenblick sagte und tat. Alles, was gesagt worden sei, täte ihm leid, und er sehe ein, wie selbstsüchtig und dumm es von ihm gewesen sei, sich einzubilden, er könne eine so schöne Frau wie seine Schwester ein Leben lang für sich behalten. Wenn sie ihn einmal verließe, dann gäbe er sie natürlich lieber seinem Nachbarn als irgend jemand anderem. Aber in jedem Fall sei es ein Schlag für ihn, und es dauere noch eine Weile, bis er bereit sei, ihn hinzunehmen.
    Er wolle nun weiter nichts mehr gegen die Verbindung einwenden, wenn ich ihm verspräche, die Sache drei Monate ruhen zu lassen. Ich solle mich damit begnügen, die Freundschaft mit der Dame zu pflegen, ohne Anspruch auf ihre Liebe zu erheben. Das habe ich versprochen, und so stehen die Dinge nun.«
    So ist damit eines der kleinen Rätsel gelöst. Es ist schon etwas, wenn man in dem Morast, durch den wir waten, wenigstens an einer Stelle festen Grund unter den Füßen hat. Wir wissen nun, warum Stapleton mit Mißgunst auf den Freier seiner Schwester
    blickte, selbst wenn dieser ein so begehrenswerter Mann wie Sir Henry ist.
    Und nun habe ich ein anderes Ende des verfilzten Wollknäuels zu fassen bekommen: Das Geheimnis des Schluchzens in der Nacht, des verweinten Gesichts von Mrs. Barrymore und der heimlichen Wanderung des Butlers zum Fenster im westlichen Flügel sind geklärt. Gratulieren Sie mir, mein lieber Holmes, und sagen Sie mir, daß ich Sie nicht enttäuscht habe. Das Vertrauen, das Sie mir bewiesen, als Sie mich hierher schickten, brauchen Sie nicht zu bereuen. All diese Dinge aufzuklären war das Werk einer einzigen Nacht.
    Ich habe gesagt: »das Werk einer einzigen Nacht«, aber in Wahrheit war es das Werk zweier Nächte, denn in der ersten Nacht geschah absolut nichts. Ich saß mit Sir Henry in seinem Zimmer bis gegen drei Uhr morgens, aber kein Laut drang zu uns außer dem Schlagen der Uhr auf der Treppe. Es war eine recht trübselige Nachtwache, die damit endete, daß jeder in seinem Sessel einschlief. Zum Glück ließen wir uns aber nicht entmutigen und waren entschlossen, es noch einmal zu versuchen.
    In der nächsten Nacht schraubten wir das Lampenlicht herunter und rauchten Zigaretten, ohne das geringste Geräusch zu machen. Es war unglaublich, wie langsam die Stunden dahin-krochen. Da half uns nur die gleiche Art geduldigen, gespannten Abwartens, wie sie ein Jäger hat, der die Falle beobachtet und hofft, daß das

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