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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Preis «, während ich gemeint hatte: »Vergessen Sie den Champagner! «
    Der Kellner schenkte allen Champagner ein, ich zahlte die sechzehn Dollar, und mein Freund war sauer auf mein Mädchen, weil er dachte, sie hätte mich dazu gebracht, so viel Geld auszugeben. Aber was mich anging, so war der Fall damit erledigt - obwohl sich später herausstellte, daß es der Beginn eines neuen Abenteuers war.
    Ich ging recht oft in diesen Nachtklub, und im Laufe der Wochen wechselten auch die Darbietungen. Die Künstler waren auf einer Rundreise, die durch Amarillo und eine Menge anderer Orte in Texas und Gott weiß wohin führte. In dem Nachtklub gab es auch eine festangestellte Sängerin, die Tamara hieß. Immer wenn eine neue Gruppe von Artisten in den Klub kam, stellte mich Tamara einem der Mädchen aus der Gruppe vor. Das Mädchen kam, setzte sich zu mir an den Tisch, ich spendierte ihr Drinks, und wir unterhielten uns. Natürlich hätte ich gern mehr gemacht als nur geredet , aber in letzter Minute kam immer etwas dazwischen. Deshalb konnte ich nie verstehen, warum sich Tamara immer die Mühe machte, mich all diesen netten Mädchen vorzustellen, denn auch wenn alles gut anfing, spendierte ich am Ende immer Drinks und verbrachte den Abend mit Reden, aber das war es dann auch. Mein Freund, der nicht den Vorteil genoß, von Tamara vorgestellt zu werden, kam auch nicht weiter - wir waren beide Nieten.
    Nach ein paar Wochen mit wechselnden Shows und wechselnden Mädchen kam eine neue Show, und wie gewöhnlich stellte mich Tamara einem Mädchen aus der Gruppe vor, und es lief das Übliche ab: ich spendiere Drinks, wir reden, und sie ist sehr nett. Sie ging und hatte ihren Auftritt, und danach kam sie zu mir an den Tisch zurück, und ich fühlte mich recht wohl. Die Leute drehten sich um und dachten: »Was hat der bloß, daß dieses Mädchen gerade zu ihm kommt?«
    Aber dann, irgendwann gegen Ende des Abends, sagte sie etwas, was ich nun schon viele Male gehört hatte: »Ich würde dich ja gern heute nacht mit zu mir nehmen, aber bei uns steigt ein Fest, vielleicht geht's morgen...« - und ich wußte, was dieses »vielleicht morgen« bedeutete: NICHTS.
    Nun, mir war im Laufe des Abends aufgefallen, daß dieses Mädchen - sie hieß Gloria - während der Show und wenn sie zur Toilette ging oder von da kam, ziemlich oft mit dem Conferencier sprach. Als sie wieder einmal auf der Toilette war und der Conferencier zufällig an meinem Tisch vorbeikam, riet ich einfach drauflos und sagte: »Sie haben eine nette Frau.«
    Er sagte: »Ja, danke«, und wir fingen an, uns ein wenig zu unterhalten. Er nahm an, sie hätte es mir gesagt. Und als Gloria wiederkam, nahm sie an, er hätte es mir gesagt. Sie unterhielten sich also beide ein bißchen mit mir und luden mich ein, nachts, wenn die Bar schloß, mit zu ihnen zu kommen.
    Um zwei Uhr morgens ging ich mit ihnen zu ihrem Motel. Natürlich fand da kein Fest statt, und wir unterhielten uns lange. Sie zeigten mir ein Photoalbum mit Bildern von Gloria aus der Zeit, als ihr Mann sie in Iowa kennengelernt hatte, eine gemästete, ziemlich üppig aussehende Frau; dann andere Bilder von ihr, nachdem sie abgenommen hatte, und jetzt sah sie wirklich flott aus! Er hatte ihr alles mögliche beigebracht, aber er konnte weder lesen noch schreiben, was besonders interessant war, denn als Conferencier mußte er die Namen der Nummern und der Teilnehmer am Amateurwettbewerb lesen, und ich hatte nicht einmal bemerkt, daß er nicht lesen konnte, was er »vorlas«. (Am nächsten Abend sah ich, wie sie es machten. Wenn sie jemand auf die Bühne oder von der Bühne herunterbrachte, schaute sie auf den Zettel, den er in der Hand hatte, und flüsterte ihm im Vorbeigehen die Namen der nächsten Teilnehmer und den Titel der Nummer zu.)
    Sie waren ein sehr interessantes, freundliches Paar, und wir hatten viele interessante Unterhaltungen. Mir fiel ein, wie wir uns kennengelernt hatten, und ich fragte sie, warum mir Tamara immer die neuen Mädchen vorstellte.
    Gloria antwortete: »Bevor Tamara mich dir vorstellte, sagte sie: >Jetzt stelle ich dich dem einzigen vor, der hier wirklich was springen läßt!< «
    Ich mußte einen Moment überlegen, bis mir klar wurde, daß sich die mit einem so forschen und mißverstandenen »Vergessen Sie's!« gekaufte Sechzehn-Dollar-Flasche Champagner als gute Investition erwiesen hatte. Ich stand offenbar in dem Ruf, irgendein Exzentriker zu sein, der nie feingemacht, nie in einem

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