Sieben Suenden
die als einzige an der Bar saßen. Vielleicht waren die Zeiten, als sie selbst noch einen Minirock, wenn auch mit dicken Wollstrümpfen, tragen konnten, zu lange her – so ein oder zwei Jahrhunderte? Oder Sie konnten vor der dunklen Holzvertäfelung der Wände meine erdfarbenen Klamotten nicht wahrnehmen und haben nur einen schwebenden Kopf gesehen. Wenn ich mich in diesen Momenten nur nicht so unwohl fühlen würde. „Reiß dich zusammen, Sarah“, dachte ich mir, „es gibt keinen Grund, ins Schwitzen zu kommen – Kopf hoch, hinsetzen und bestellen.“
Der Barkeeper, ein kleiner, drahtiger Kerl, schien ganz okay zu sein. Auf jeden Fall dachte ich das, bis er außer meinem Cappuccino auch noch zwei kleine gelbe Bälle aus Schaumstoff an den Tisch in der gemütlichen Ecke mitbrachte. Zaubertricks, darauf hatte ich jetzt gar keinen Bock. Ich meine , hallo, schließlich bin ich dazu da, um interessant und faszinierend zu sein. Naja, schlecht war er nicht, und was Besseres hatte ich eigentlich auch nicht vor, bis meine Freunde kamen.
Das war auch schon zwanzig Minuten später der Fall. Kaum waren die vier Chaoten da, bekamen wir allerdings wieder Besuch an unserem Tisch. Dieses Mal von einem großen blonden Typen in einem dunklen Anzug. Der wollte uns keine Getränke bringen, sondern nur Tricks zeigen. Die anderen waren begeistert und ich muss gestehen, dass seine Tricks auch echt klasse waren, besser als beim Barkeeper, aber doch nur Tricks. Und das, wo es auch Menschen mit echten Fähigkeiten gibt. „Schade, dass wir heute Abend nur Illusionen und doppelte Böden sehen“, dachte ich mir, als er eine Karte mit dem Mund aus dem Kartenspiel herausgefunden hatte und sich mit dem Edding, den ich zum Unterschreiben der Karte benutzt hatte, etwas auf die Hand kritzelte. Doch mit den nächsten Worten von Peter, so hieß der Zauberer, wurde alles anders.
„Sarah, sag mir eine Zahl zwischen eins und fünf, die dir als erstes durch den Geist geht, jetzt!“ Gleichzeitig hatte er die rechte Hand unter die Tischplatte gesteckt und schnippste mit den Fingern der Linken. Eigentlich höre ich ja nicht wie ein Zirkuspferd auf Kommandos, aber irgendetwas in seinem Blick hatte sich geändert, als er dieses Mal mit mir gesprochen hatte. Die Zahl, die mir einfiel, war die Drei und das sagte ich auch.
Peter legte mir seine Hand auf die Schulter und ließ mich nicht aus den Augen, während er seine andere Hand wieder unter dem Tisch hervor zog. Als wir seine Hand wiedersehen konnten, grinste er schief – er hatte drei Finger ausgestreckt. Die anderen lachten, und ich wollte gerade „Ha Ha“ sagen, als er plötzlich nicht mehr grinste, sondern seine Hand anstarrte und umdrehte. Mitten in die Handfläche war mit Edding eine große Drei gemalt. Peter sagte nichts mehr, sondern sah mich nur noch mit diesem durchdringenden Blick an. Ob ich etwas gesagt habe, weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, was ich dachte: „Scheiße, hier ist irgendetwas überhaupt nicht in Ordnung!“
Die Wüste der Wirklichkeit
Was hier nicht in Ordnung ist: Hollywood sagt es uns ohne Unterlass, und es ist sogar in der echten Welt eine weit verbreitete Meinung: Individualität ist toll, und wir sind alle auf ganz unterschiedliche Art fantastisch einzigartig.Wer entweder aus Asien kommt oder schon eine Weile als Mentalist auftritt, fühlt sich da vielleicht an einen Dialog aus The Incredibles erinnert.
Helen: „Everyone is special.“
Dash: „Which is another way of saying nobody is special.“
Lest weiter in Sieben – Mentalmagie am Tisch , meinem neuen Buch! Dort findet ihr ein neues Anagramm und sieben weitere Routinen, mit einem minimalen Bedarf an Requisiten.
Meinungen zu Sieben
Wie nicht anders erwartet, liest sich das Werk sehr unterhaltsam. Peters ureigener Humor springt einem gerade so entgegen. Die Routinen sind aus der Praxis für die direkte Umsetzung geeignet. Noch interessanter sind Peters Ansichten über die bekannte Kluft zwischen Zauberkunst und Mentalismus. Ich möchte gar nicht ins Detail gehen, aber das „Buch im Buch“ hat mich sehr beeindruckt. Ich möchte „Sieben“ jedem empfehlen, der praxistaugliche Ansichten zum Mentalismus lesen möchte. Rainer Mees (ParaLabs)
Eingebettet in einen heiteren Lesestil offenbart Peter Gedanken und Grundlagen, die es m. E. in einem deutschsprachigen Mentalbuch so noch nicht gegeben hat. Für einige wird es ein Wegweiser in neue Welten sein. Wer sich ernsthaft mit
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