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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Augenbrauen des Sergeants stießen fast an seinen Haaransatz. «Nee, oder?»
    «Doch, oder.»
    Der Sergeant ließ sich Zeit damit, die leere Dose im Wagen zu deponieren, um das Gehörte erst einmal zu verdauen. «Bei Licht betrachtet ist das eigentlich gar nicht so erstaunlich. Nach der Sperrstunde treiben sich hier alle möglichen Gestalten rum, vor allem die mit den phantasievolleren Outfits. Das Tiara ist ja nur ein paar Straßen weiter, da haben sie jeden Abend so eine Transen-Show.»
    Magozzi nickte. «Wissen wir.»
    «War’s denn Mord oder ein Unfall?»
    «Der Gerichtsmediziner hat keine klaren Anzeichen für Gewaltanwendung gefunden. Und die Tatortleute hatten auch nicht besonders viel Glück mit den Spuren. Falls es welche gab, sind sie jetzt vermutlich schon unterwegs zum Golf von Mexiko.»
    «Dann also ein Unfall.»
    «Wahrscheinlich. Aber wir müssen natürlich die Obduktion abwarten, um ganz sicher zu sein.»
    «Also, ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass es hier mit Alkohol und Drogen ziemlich abgeht. Eigentlich ein Wunder, dass nicht noch viel mehr zugedröhntes Fallobst im Wasser landet.»
    «Wie lief es denn mit der Anwohnerbefragung?» Magozzi versuchte, eine schattigere Stelle zu finden, doch sie befanden sich selbstverständlich am einzigen Teil der Uferböschung, an dem keine Bäume standen.
    «Sämtliche braven Bürger, die wir befragt haben, haben natürlich nicht das Geringste mitgekriegt. Aber dann sind wir auf Wild Jim gestoßen, der im Gestrüpp ein Nickerchen hielt, voll wie eine Strandhaubitze.»
    «Wer ist denn Wild Jim?»
    Der Sergeant bedachte ihn mit einem zynischen Lächeln. «Sie waren wohl schon lange nicht mehr auf Streife, was? Wild Jim treibt sich hier regelmäßig rum und ist Stammgast bei uns auf dem Revier.»
    Das fand Magozzi nun wieder interessant. «Weswegen denn?»
    «Trunkenheit in der Öffentlichkeit, Ruhestörung. Von Zeit zu Zeit nimmt er seine Knarre mit an den Fluss und ballert eine Runde, bis die Nachbarn davon aufwachen. Im Grunde ist er ganz harmlos, nur eben eine echte Landplage. Wir haben schon an die hundert Mal seine sämtlichen Waffen konfisziert, aber dann ist er wieder eine Zeit lang nüchtern, und irgendein anderer Richter gibt sie ihm zurück. Die Kerle halten ja zusammen wie Pech und Schwefel. Jedenfalls lallte er was von einer ‹blöden Schwuchtel›, die hier gestern Nacht einen Heidenlärm veranstaltet haben soll, aber ob das was heißen will? Der hatte wahrscheinlich keinen klaren Gedanken mehr, seit er die Robe an den Nagel gehängt hat, und im Moment hat er schätzungsweise mindestens drei Promille.»
    Magozzi und Gino wechselten einen Blick. «Sie reden jetzt aber nicht von Richter Bukowski?»
    «Doch, doch, genau der.»
    Jeder bei der Polizei wusste, wer Richter Bukowski war, auch wenn ihn nicht alle als Wild Jim kannten. Er war schon immer ein bisschen neben der Spur gewesen, und nach sechs Anzeigen wegen Trunkenheit am Steuer und einer weiteren wegen Drogenbesitzes hatte er vor drei Jahren beschlossen, mit seiner Wildwestshow weiterzuziehen – ganz offensichtlich hierher ans Ufer des Mississippi. «Wohnt er hier in der Gegend?»
    «Klar. Der wohnt in einem dieser sauteuren Lofts am Mill City Museum. Aber anscheinend schläft er auch ganz gern mal draußen.»
    «Ich werd nicht mehr», meinte Gino kopfschüttelnd.
    «Ich hab Ihnen ja gesagt, hier treiben sich die seltsamsten Gestalten rum. Wir haben ihn in die Ausnüchterungszelle gesteckt, falls Sie später noch mit ihm reden wollen.»

Kapitel 5
    Seit über einem Jahr hatte niemand mehr versucht, Grace MacBride umzubringen. Umgerechnet auf ihr mehr als dreißigjähriges Leben war das ein beeindruckend langer Zeitraum, aber natürlich längst nicht lang genug. Sie hatte immer noch jedes Mal, wenn sie das Haus verließ, die Sig und den Derringer bei sich, trug immer noch die kniehohen Reitstiefel, die verhindern sollten, dass ihr jemand die Achillessehnen durchtrennte, und war sich ständig und schmerzlich jedes einzelnen Details in ihrer näheren Umgebung bewusst. Wann immer sie eine dieser Schutzmaßnahmen aufgegeben hatte, um den kläglichen Versuch zu machen, ein etwas normaleres Leben zu führen, war wieder etwas Schreckliches passiert. Die aktuellen Stiefel waren schon recht mitgenommen: Sie saßen nicht mehr so fest um die Knöchel, und die Absätze waren ziemlich abgelaufen. Demnächst würde sie sich neue besorgen müssen.
    Vergiss es endlich, Grace. Das sagte sie sich jeden Morgen

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