Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
vergessen.
Plötzlich jedoch richtete er sich steil auf.
Zwischen den Gedankenimpulsen Bettys tauchten andere Impulse auf, sehr klare, stark
ausgeprägte Impulse und dennoch nicht die eines Telepathen.
Bron Tudd!
Gucky vergaß Betty Toufry, den Block der Mutanten und die CREST III. Überdeutlich, einem
Alptraum vergleichbar, lief vor seinem geistigen Auge alles das ab, was Bron Tudd seit seinem
Erwachen erlebt hatte – bis zu dem Augenblick, in dem er sich im Wrack eines
Walzenraumschiffes der glühenden Kugel gegenübersah.
Dann war nichts mehr.
Guckys Herz klopfte heftig. Er konzentrierte sich in größter Eile auf den verlorengegangenen
Kontakt mit Betty.
Erst nach drei Minuten fand er ihn wieder.
Die Telepathin berichtete, daß die CREST III unterwegs zur treibenden Space-Jet sei.
Der Mausbiber unterbrach sie schroff und teilte ihr mit, was er aus Brons Gedanken
herausgelesen hatte und daß er dem Leutnant zu Hilfe eilen wollte.
Er wartete die Antwort nicht ab, schon deshalb nicht, weil er von Rhodan nicht zurückgehalten
werden wollte. Entsprechend seiner Mentalität galt für ihn nur noch eines: Bron Tudd aus seiner
lebensgefährlichen Lage schnellstens zu befreien!
»Kommt!« befahl er Tako und Ras.
Die beiden Teleporter faßten ihn bei den Händen.
Der Mausbiber konzentrierte sich auf die Umgebung, die er aus Brons Gedankeninhalt
kannte …
Als Bron Tudd mit dem Helm gegen die Wandung des Ganges schlug, verlor er für einen
Augenblick das Bewußtsein.
Im nächsten Augenblick jedoch war er wieder auf den Beinen, wenn man das Schweben in einem
luftleeren und schwerelosen Gang so bezeichnen wollte. Alle Furcht fiel von ihm ab. Er wußte
plötzlich, was er vor sich hatte.
Langsam zog er seinen Schockblaster aus dem zweiten Gürtelhalfter.
Aber bevor er zum Schuß kam, verschwand die Kugel erneut.
Bron stieß eine Verwünschung aus.
Er schaltete sein Rückstoßaggregat ein und ließ sich den Gang hinabtreiben.
Das nächste Schott hielt ihn nicht lange auf. Allmählich gewann er Übung darin, die
fremdartigen Handräder zu bewegen, ohne das Gleichgewicht dabei zu verlieren.
Ein wenig spät merkte er, daß er sich die Mühe hätte sparen können. Hinter ihm schloß sich das
Schott wieder, während aus den Seitenwänden und der Decke ein Zischen drang.
Atmosphäre!
Eine Automatik blies atmosphärisches Gas in die Schleusenkammer!
Bron Tudd wartete geduldig, bis das Zischen aufhörte. Im gleichen Moment öffnete sich das
Innenschott von selbst. Eine große Halle tat sich vor ihm auf.
Unwillkürlich zog Tudd Vergleiche zu den Lichtgärten auf großen terranischen Raumschiffen.
Dies war ein Lichtgarten!
Aber statt von mildem, gelbem Licht wurde die fremdartige Gras- und Waldlandschaft von der
blendenden Helligkeit einer blauweißen Kunstsonne übergossen.
Einen Atemzug lang stand Bron Tudd starr – teils wegen des unerwarteten Anblicks, teils
wegen der hohen Schwerkraft.
Dann kniff er die Augen stärker zusammen und sah die glühende Kugel mitten in der Halle
schweben.
Es war ihm, als wäre ihr Leuchten schwächer geworden. Doch das konnte von dem blendenden Licht
der Kunstsonne herrühren und eine optische Täuschung sein.
Wichtig erschien ihm allein die Tatsache, daß er die Kugel wiedergefunden hatte.
Bron Tudd hob den auf Paralyse geschalteten Strahler zum zweitenmal und schoß.
Die Kugel hing noch einige Sekunden lang unbeweglich in der Luft, dann sank sie langsam zu
Boden. Dort blieb sie liegen.
»Bravo!« erscholl eine Stimme in Tudds Helmempfänger. »Das hast du gut gemacht, Bron!«
Bron wandte sich schwerfällig um.
Gucky, Tako Kakuta und Ras Tschubai standen hinter ihm und hielten sich an den Händen. Nun
ließen sie sich los und traten näher.
»Ich würde dir empfehlen, deinen Antigrav zu benutzen«, sagte Guckys Stimme. »Die Schwerkraft
in dem Wrack des Maahkraumers ist ziemlich hoch.«
Bron nickte mechanisch und tat, wie ihm geheißen.
»Wo … wo kommt ihr denn her?« stammelte er. »Was ist mit der SJ-22?«
»Von dort sind wir gekommen«, antwortete Gucky freundlich. »Aber vielleicht solltest du uns
einmal erzählen, wie du hierhergekommen bist!«
Er räusperte sich.
»Oh, du weißt es selbst nicht? Na, das tut nichts zur Sache, vielleicht hat unser Freund hier
dich bei seiner Teleportation versehentlich mitgenommen. Ein verhängnisvolles Versehen – für
ihn …«
»Du … du … weißt es … auch?« fragte Bron atemlos
Weitere Kostenlose Bücher