Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Vakuums mußte sie im Augenblick der Katastrophe aus dem Schiff gerissen
haben.
Bron schwebte wieder nach draußen und an der Schiffswand entlang. Nach schätzungsweise hundert
Metern sah Bron ein unversehrtes Schleusenschott!
Der Leutnant benötigte etwa eine Viertelstunde, um auf einem Vorsprung dicht unterhalb des
Schotts festen Fuß zu fassen. Behutsam packten die behandschuhten Hände jenen eigentümlich
geformten Gegenstand, dessen Funktion dem erfahrenen Raumsoldaten sofort klargeworden war: ein
Handrad, mit Speichen versehen.
Es erinnerte ihn an etwas, aber er wußte nicht, an was.
In seiner derzeitigen Lage war das Bron auch völlig gleichgültig.
Er benötigte seine ganze Kraft, um im schwerelosen Zustand das Handrad in Bewegung zu bringen.
Danach allerdings drehte es sich fast von allein.
Bron Tudd schluckte hörbar, als das Außenschott auseinanderklaffte.
Er stieß sich mit den Füßen ab und hechtete in die Schleusenkammer. Ein paar Sekunden lang
schwebte er untätig, bis er begriff, daß keine Automatik das Außenschott schließen und das
Innenschott öffnen würde.
Doch auch hier gab es die entsprechenden Handbedienungen für Notfälle.
In einem Raumschiffswrack erwartet man für gewöhnlich keinen Gegner.
Aus diesem Grund hatte Bron Tudd auch nicht daran gedacht, seinen Kombistrahler zu ziehen, als
sich das Innenschott öffnete.
Er schrie gellend auf und tat einen Sprung zur Seite.
Dunkelrot glühte die Kugel aus dem Dunkel des Ganges …
Gucky kam wieder zu sich.
Der Mausbiber erinnerte sich an die letzten schrecklichen Sekunden, bevor die glühende Kugel
auf den Boden der Zentrale aufschlug. Ein Zittern lief über seinen seidigen Pelz.
Dann hatte sich Gucky wieder in der Gewalt.
Die glühende Kugel war verschwunden. Aber ihre kurze Anwesenheit hatte deutliche Spuren
hinterlassen. Die weichen Instrumentenverkleidungen, die den Raumfahrer bei durchschlagenden
Verzögerungskräften schützen sollten, waren zu bräunlichem Schaum zusammengeschmolzen. Nach ihnen
hatten die Bildschirme der Panoramagalerie am meisten unter der Hitzeeinwirkung gelitten. Nie
mehr würde ein Bild auf ihnen erscheinen. Dort, wo die Kugel aufgeschlagen war, gab es lediglich
einen dunkel verfärbten Fleck.
Und Leutnant Bron Tudd fehlte!
Nach dem ersten Schreck darüber schaltete der Mausbiber seinen Helmsender ein und rief nach
Tudd. Aber nur drei Männer des Enterkommandos antworteten.
Glücklicherweise arbeitete die Klimaanlage noch. Ein Blick auf die Außeninstrumente seines
Kampfanzuges zeigte Gucky, daß in der Zentrale der Space-Jet wieder normale Verhältnisse
herrschten.
Er ging von einem zum anderen und öffnete die Helme.
Baar Luns Gesicht wirkte schlaff und verfallen. Der Modul mußte sich in den letzten Stunden
völlig verausgabt haben. Gucky hob ihn telekinetisch an und legte ihn auf den freigewordenen
Kontursessel Bron Tudds. Dann öffnete er ihm den Raumanzug und ließ die Lehne des Sessels
zurücksinken.
Als nächster erwachte Ische Moghu.
Auf seinem dunkelhäutigen Gesicht stand der Ausdruck völligen Nichtbegreifens. Der Mausbiber
verzichtete auf jegliche Erklärung.
Von nun an mußten sich die Männer der Besatzung und des Enterkommandos selbst
weiterhelfen.
Er setzte sich auf den Boden, stützte seinen Körper auf den breiten Schwanz und schloß die
Augen.
Gedankenimpulse höchster Intensität rasten zeitlos durch den Raum, suchten – und fanden
ein bekanntes Muster: den Block der Mutanten an Bord der CREST!
Gucky sonderte aus der Fülle der empfangenen Gedanken diejenigen von Betty Toufry aus.
Endlich erhielt er einen zweiseitigen Kontakt.
Betty berichtete, daß zwei der glühenden Kugeln in die Chromosphäre der roten Sonne gerast und
dort vermutlich verglüht seien. John Marshall war wieder bei Bewußtsein, aber noch zu schwach, um
aktiv am Geschehen teilzunehmen.
Der Mausbiber berichtete seinerseits.
Nach einer Weile gab Betty Rhodans Befehl durch, telepathische Peilimpulse auszustrahlen, nach
denen die Telepathin dem Großadministrator Richtung und ungefähre Entfernung der Space-Jet
übermitteln konnte.
Gucky versprach ihr, sein möglichstes zu tun, gab aber zu bedenken, daß sich die Entfernung
anhand eines telepathischen Peilsignals nur sehr schlecht würde abschätzen lassen.
Mittlerweile waren auch Tako und Ras aus ihrer Ohnmacht erwacht.
Der Mausbiber berichtete ihnen in knappen Sätzen, ohne seine eigentliche Aufgabe zu
Weitere Kostenlose Bücher