Silberband 036 - Die Zeitpolizei
den Rand des Kontrollstands. Er war ein untersetzter, gutmütiger
Mann, aber Camaron Olek fragte sich zum erstenmal, ob er ihn wirklich so gut kannte, wie er
bisher geglaubt hatte.
»Wer unterstützt den Vorschlag des Wissenschaftlers, in diesem Gebiet gründliche
Untersuchungen durchzuführen?« fragte er.
Es war ungewöhnlich, daß ein Kommandant sich in dieser Form an die Besatzung seines Schiffes
wandte. Die Männer waren deshalb so verblüfft, daß sie überhaupt nicht reagierten. Jetzt sah
Camaron Olek den Zeitpunkt gekommen, den Lauf der Dinge seinen Vorstellungen entsprechend zu
beeinflussen.
»Mit anderen Worten ausgedrückt, möchte der Major wissen, wer von Ihnen bereit wäre, mit einer
Space-Jet loszufliegen und auf einem Trümmerstück des Eisplaneten zu landen?« erkundigte er
sich.
Die Männer meldeten sich ohne Ausnahme. Daveen Reis blickte über die Schulter zurück zu
Olek.
»Es sieht so aus, als sei ich das einzige Besatzungsmitglied der GOLDEN STAR, das dem
wissenschaftlichen Fortschritt im Wege steht«, sagte er. »Unter diesen Umständen bleibt mir keine
andere Wahl, als den Wünschen Dr. Hastings und Captain Oleks nachzugeben.«
»Sie dürfen die GOLDEN STAR mit einer Space-Jet verlassen«, sagte er zu dem Wissenschaftler.
»Captain Olek wird das Beiboot fliegen.«
»Ich will versuchen, Sie nicht zu enttäuschen«, versprach Hastings. »Wenn ich zurückkomme,
werde ich einige wichtige Daten mitbringen.«
Reis lächelte. »Es genügt mir schon, wenn Sie zurückkommen«, sagte er.
Exekutor Nr. 7 hatte mit der Analyse der Besatzungsmitglieder des gegnerischen
Raumschiffs begonnen. Parapsychische Schwingungen auf fünfdimensionaler Basis durchdrangen die
GOLDEN STAR, ohne daß man an Bord des terranischen Schiffes etwas davon merkte.
Schon beim ersten Versuch hatte der Bewußtseinshüter festgestellt, daß die Zeitverbrecher
ungewöhnlich begabte Wesen waren. Der erste Kontakt hatte gezeigt, daß mehrere
Besatzungsmitglieder als Kosmonauten in Frage kamen. Es galt nun, das am besten geeignete Wesen
herauszufinden.
Die anderen Exekutoren verhielten sich abwartend. Sie wußten, daß sie sich auf das Urteil des
Analytikers verlassen konnten. Wenn es überhaupt einen Nachfolger für Exekutor Nr. 1 gab, würde
der Analytiker ihn finden. Nr. 7 fand es interessant und aufregend, die Bewußtseinsinhalte der
Fremden zu überprüfen. Hier waren Wesen, die aus der großen Nachbargalaxis kamen und über
ungewöhnliche technische Mittel verfügten. Seltsamerweise fand Exekutor Nr. 7 auch im Bewußtsein
der Intelligenteren keinerlei Hinweise auf irgendwelche Zeitexperimente. Es schien also
keineswegs so zu sein, daß die Unbekannten mit jedem Schiff zu beliebiger Zeit die Zeitmauer
durchbrechen konnten. Dafür gab es offenbar Spezialschiffe.
Der Analytiker begann mit der Untersuchung des Kommandanten.
Er fand schnell heraus, daß das Wesen, das den seltsamen Namen Daveen Reis trug, zwar über ein
solides Wissen verfügte, aber nicht überdurchschnittlich intelligent war. Da gab es andere
Besatzungsmitglieder, die dem Kommandanten überlegen waren. Nr. 7 war verwirrt. Nach welchen
Gesichtspunkten wählten die Zeitverbrecher ihre Vorgesetzten aus? Wäre es nicht logischer
erschienen, wenn man die Intelligentesten und Fähigsten mit der Führung des Schiffes beauftragt
hätte?
Der Analytiker ahnte, daß diese Wesen viel komplizierter waren, als er ursprünglich angenommen
hatte. Bei ihrer gesellschaftlichen Rangordnung schienen Dinge mitentscheidend zu sein, die für
das Volk des Analytikers keinerlei Bedeutung besaßen.
Der Bewußtseinshüter unterbrach seine Untersuchungen. Er rief Tro Khon.
»Haben Sie einen geeigneten Kosmonauten gefunden?« fragte der Schwingungswächter sofort.
Nr. 7 dämpfte den Eifer des Zweitkonditionierten.
»An Bord des anderen Schiffes gibt es viele Wesen, die als Ersatz für den gestorbenen Exekutor
in Frage kämen«, teilte er Tro Khon mit. »Es ist jedoch schwierig, eine genaue Bewertung
durchzuführen.«
»Wieso?« fragte Tro Khon erstaunt.
»Die Stellung, die verschiedene Fremde an Bord ihres Schiffes einnehmen, steht in keinem
Verhältnis zu ihrem Können«, teilte Nr. 7 mit. »Es gibt fähige Raumfahrer, die in der Rangordnung
unter weniger fähigen stehen. Seltsamerweise finden sich alle damit ab. So wird der Kommandant
als Anführer akzeptiert, obwohl es mehrere Besatzungsmitglieder gibt, die meiner Ansicht nach
besser
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