Silberband 040 - Dolan-Alarm
wie der Zweitkonditionierte sich unruhig bewegte. Aus der Nackenwunde
tropfte eine hellfarbene Flüssigkeit und lief über den tief roten Kampfanzug des
Zeitpolizisten.
Plötzlich kam eine dröhnende Stimme aus dem Lautsprecher.
»Ich bin … Tro Khon!« Das riesige Wesen konnte offenbar nur mit großer Anstrengung
sprechen. »Es ist mir gelungen, meinen Symbionten zu entfernen. Ich habe … lange mit ihm
gekämpft.«
»Tro Khon!« stieß Isigonis hervor. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ich bin froh, daß
Sie sich aus der Sklaverei Ihres Symboflex-Partners befreien konnten.«
Ein Geräusch, das sich wie ein erstickter Schmerzensschrei anhörte, drang aus dem
Lautsprecher.
»Ich bin General Pera Isigonis«, sagte der Kommandant der PASOLI. »Sie können sich mir
anvertrauen. Ich werde sofort die Verantwortlichen des Solaren Imperiums verständigen.«
»Ich komme aus dem Paraarsenal der Zeitpolizei«, berichtete Tro Khon stockend. »Die Erste
Schwingungsmacht hat alle noch schlafenden Zeitpolizisten mit ihren Dolans geweckt.«
Bysiphere unterdrückte eine Verwünschung. Wenn die Auskunft Tro Khons richtig war, mußte das
Solare Imperium tatsächlich mit einem baldigen Angriff von mehreren tausend Dolans rechnen. Einer
solchen Übermacht hatte Terra nichts entgegenzusetzen.
»Ich … ich mußte fliehen, als bekannt wurde, daß mein Symbiont die Kontrolle über mich
verlor«, fuhr Tro Khon fort. »Es kann sein, daß man mich verfolgt.«
Bysiphere kannte Tro Khons Geschichte. Er wußte, daß der Zweitkonditionierte bereits bei
seinem Zusammentreffen mit Oberst Redhorse, Oberstleutnant Camaron Olek und dem Mutanten Tako
Kakuta gegen die Beherrschung durch den Symbionten rebelliert hatte. Nun war es dem
Zweitkonditionierten gelungen, sich seines Quälgeists zu entledigen. Es bestand jedoch die
Gefahr, daß Tro Khon für seine Freiheit mit dem Leben bezahlen mußte.
Vier-Kometen-General Isigonis erhob sich von seinem Platz.
»Wir verlieren nur Zeit«, sagte er. »Ich werde mich sofort mit Staatsmarschall Bull in
Verbindung setzen. Er befindet sich zur Zeit auf OLD MAN und muß entscheiden, was wir tun sollen.
Mein Vorschlag ist, daß wir Tro Khon mit seinem Dolan ins Solsystem bringen.«
»Warten Sie noch«, sagte Tro Khon mit erhobener Stimme. »Was ich jetzt tue, geschieht nicht im
Interesse Ihres Volkes. Ich will nur meinen Artgenossen helfen, die nach wie vor von den
Symbionten versklavt werden.«
Isigonis lachte rauh.
»Es ist mir völlig gleichgültig, aus welchen Motiven Sie zu uns überlaufen«, sagte er.
»Wichtig ist allein, daß Sie bei uns sind.«
»Das ist die beste Nachricht sein Wochen, General«, sagte Reginald Bull in das
Mikrophon des Hyperfunks. »Wir müssen alles tun, um Tro Khon zu retten. Nötigenfalls müssen wir
ihn sogar gegen eine Streitmacht von Dolans verteidigen.«
»Das ist auch meine Ansicht, Sir«, antwortete Isigonis. »Tro Khon kann uns unschätzbare
Informationen geben. Allein sein Hinweis, daß alle im Paraarsenal schlafenden
Zweitkonditionierten erweckt wurden, ist sehr wertvoll für uns.«
Julian Tifflor trat an die Seite des Staatsmarschalls.
»General, hier spricht Tifflor. Glauben Sie, daß Tro Khon den Flug bis ins Solsystem
überstehen kann?«
»Er ist überzeugt davon.«
»Gut«, nickte Tifflor. »Ich möchte, daß Sie mit der PASOLI den Dolan begleiten. Wir treffen
uns jenseits der Plutobahn. Sie erhalten noch die genauen Koordinaten. Wir kommen mit dem
Schlachtkreuzer WYOMING.«
»Das wäre vorläufig alles, General«, fügte Bully hinzu. »Beeilen Sie sich.«
Als die Verbindung unterbrochen wurde, wandte sich Reginald Bull an Tifflor.
»Endlich ein Fortschritt«, sagte er. »Ich hatte gehofft, daß es eines Tages einem
Zeitpolizisten gelingen würde, sich von seinem Symbionten zu befreien.«
Er bemerkte, daß Tifflor nachdenklich auf den Boden starrte.
»Woran denken Sie, Tiff?« fragte Bull.
Tifflor blickte auf.
»Ich denke an das Schicksal von Äser Kin«, sagte er leise und nachdenklich.
Reginald Bulls Miene verfinsterte sich, als er sich an das Ereignis, das einige Tage
zurücklag, erinnerte.
Nach der Vernichtung der Brutstation im Pararaum hatte man erneut versucht, Kontakt mit Äser
Kin aufzunehmen und ihn davon zu überzeugen, daß er, wie seine Rassegenossen, lediglich ein
Sklave seines Symbionten war.
Nachdem auch dieser Verständigungsversuch gescheitert war, hatte man Äser Kin gewaltsam
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