Silberband 040 - Dolan-Alarm
da?« fragte er verwundert.
»Das ist ein Dolan«, sagte Orphon, und der Klang seiner Stimme schloß jeden Zweifel aus.
»Sind diese Narren denn blind?«
Vier-Kometen-General Pera Isigonis war aufgesprungen und stützte seine Hände auf die
Verkleidung der Ortungsgeräte. Seine Blicke waren auf die Bildschirme gerichtet.
Noch immer befand sich der Großraumfrachter, der vor wenigen Minuten im Wega-System
aufgetaucht war, in gefährlicher Nähe des Dolans.
Isigonis wandte sich an den Cheffunker.
»Wiederholen Sie die Warnung!« befahl er. »Der Kapitän des Handelsschiffs soll zusehen, daß er
sich möglichst schnell von dem Dolan entfernt.«
Während der Funker den Befehl ausführte, ließ der Vier-Kometen-General sich in seinen Sessel
sinken. Isigonis befand sich an Bord des Ultraschlachtschiffs PASOLI.
Das kantige Gesicht des Generals verhärtete sich, wenn er an die Serie von Niederlagen dachte,
die er in vergangener Zeit hatte hinnehmen müssen. Er wußte, daß er nicht mit Verstärkung rechnen
durfte, denn die Situation war inzwischen fast überall im Solaren Imperium die gleiche.
Isigonis war ein großer, bullig aussehender Mann. Wegen seiner dichten grauen Locken wurde er
auch oft der ›Eisengraue‹ genannt.
Isigonis seufzte unterdrückt. Vielleicht würde sich in ein paar Tagen alles ändern. So lange
konnte er mit seinen Schiffen das Wega-System vielleicht noch halten.
»Sehen Sie doch, Sir!« rief eine durchdringende Stimme.
Der General schreckte aus seinen Gedanken auf und blickte wieder auf den Bildschirm.
Der Dolan hatte das Feuer auf den terranischen Frachter eröffnet.
Isigonis preßte die Lippen zusammen. Seine Schiffe waren zu weit vom Ort des Geschehens
entfernt, um eingreifen zu können.
Isigonis zuckte zusammen, als der Großraumfrachter explodierte.
»Wir suchen den Raum nach Überlebenden ab«, ordnete er nach einer Weile an. »Ich glaube zwar
nicht, daß wir noch jemand finden, aber wir sollten es auf jeden Fall versuchen.«
Dubak Orphon hatte zwei Möglichkeiten zu sterben: Er konnte warten, bis der Dolan
das Feuer eröffnete, oder er konnte mit wahnsinniger Beschleunigung einen Fluchtversuch
wagen.
Die HAPPY OLDTIME würde kein Fluchtmanöver überstehen, wie es notwendig war, um aus der Nähe
des Dolans zu entkommen.
Orphon blickte zu P'Ahntrock hinüber. Der IO sah den Blick.
»Was sollen wir tun, Kapitän?«
»Ich befürchte, wir sind am Ende unserer Reise angelangt«, sagte Orphon. Er griff nach den
Kontrollhebeln. »Auf jeden Fall werden wir einen Fluchtversuch riskieren.«
Bevor Orphon die gesamten Triebwerke aktivieren konnte, eröffnete der Dolan das Feuer auf den
Frachter.
Dubak Orphon sah eine riesige weiße Flammensäule auf sich zurasen. Sein letzter Gedanke war
ein Gefühl des Bedauerns über seine vollkommene Hilflosigkeit.
Dr. Armond Bysiphere erlebte das Ende der HAPPY OLDTIME aus einer Entfernung von
270.000 Kilometern. Das große Schiff flammte auf, und für kurze Zeit schien es im Wega-System
zwei Sonnen zu geben.
Bysiphere schwebte ruhig durch den Weltraum. Das Chaos seiner Gedanken entwirrte sich nur
allmählich. Später merkte er, daß er seine Unterlippe blutig gebissen hatte. Halb im
Unterbewußtsein schaltete er sein Funkgerät auf Dauerimpuls.
Über einhunderttausend Menschen waren gestorben.
»Nein …«, murmelte Bysiphere. »Es kann nicht sein.«
Und doch wußte er, daß alles, was er gesehen hatte, Wirklichkeit war. Es war kein Produkt
seiner überreizten Phantasie, was da vor ihm im Weltraum aufglühte.
Angesichts des Untergangs der HAPPY OLDTIME erschien ihm sein eigenes Schicksal bedeutungslos.
Es war ihm gleichgültig, ob er schließlich ersticken oder in die Sonne stürzen würde. Er hatte
einen Schock erlitten, von dem er sich nur langsam erholte.
Eine halbe Stunde später begann sein Sauerstoffaggregat unregelmäßig zu arbeiten. Er kümmerte
sich nicht darum. Kurze Zeit darauf verlor er das Bewußtsein.
So fanden ihn die Männer der PASOLI.
Es war noch genügend Leben in ihm, um ihn zu retten.
15.
Er wachte abrupt aus der Ohnmacht auf und schrie. Er spürte, wie sich eine Hand
beruhigend auf seine Stirn legte. Dann wurde die kühle Fläche einer Injektionspistole gegen
seinen Oberarm gepreßt. Während die beruhigende Lösung in seine Blutbahn drang, schlug er die
Augen auf und betrachtete erstaunt seine Umgebung.
»Dr. Arnold Bysiphere«, sagte eine tiefe Männerstimme. »Es ist wahrhaftig
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