Silberband 057 - Das heimliche Imperium
hatte.
Nach insgesamt vier kurzen Rastpausen und fast vierundzwanzig Stunden dauerndem Flug sahen die vier in der ersten Stunde des 17. Januar die Hochhäuser von Suntown am Horizont auftauchen.
Wenig später erreichten sie die ersten Ausläufer der großartig angelegten Gartenstadt. Sie begaben sich in den Schutz des ersten Hauses, das an ihrem Weg lag, um erst einmal die Lage zu sondieren.
Es handelte sich um einen Einfamilienbungalow, der nicht nur mit allen technischen Raffinessen ausgestattet war, sondern dessen automatische Küche alle Grundnahrungsmittel vorrätig hatte.
»Nach dem ersten Eindruck könnte man meinen, die Sonnenstadt sei ausgestorben«, sagte Rhodan.
»Der Schein trügt«, versetzte Fellmer Lloyd. »Ich habe eine Fülle Individualausstrahlungen empfangen und würde sagen, daß das Gewirr von Gedanken der Kapazität von mehr als fünfhundert Gehirnen entspricht. In Suntown befinden sich also mindestens fünfhundert Menschen.«
»Nicht fünftausend?« fragte Rhodan verwundert.
Lloyd schüttelte den Kopf. »Fünftausend sind es bestimmt nicht. Wie gesagt, etwa fünfhundert, aber nicht mehr als sechshundert.«
»Und wo sind dann die anderen neun Zehntel der Stammbesatzung?« fragte sich Rhodan.
Bevor ihm noch jemand Antwort geben konnte, ertönte in ihrer aller Helmempfänger ein Knacken, dem eine abgehackte, gehetzt klingende Stimme folgte. Rhodan stellte sofort fest, noch bevor er den Inhalt der Botschaft erfaßte, daß es nicht die Stimme des Unbekannten war, der ihnen beim Anflug mit der Space-Jet gedroht hatte.
Und noch etwas erkannte Rhodan: Der Mann, dem diese Stimme gehörte, stand Todesängste aus, oder er befand sich in unmittelbarer Lebensgefahr.
Auf ein ähnliches Ereignis hatte Rhodan schon lange gewartet, aber er hätte sich weniger dramatische Begleitumstände erhofft. Es war erschütternd, die Angst und Todesnot des Sprechers in seiner Stimme mitklingen zu hören.
»Ich warne Perry Rhodan als Freund. Ich habe alle Funksprüche mit angehört, konnte aber bisher noch nicht senden. Auch jetzt wird mir nicht viel Zeit bleiben. Denn er befindet sich bereits auf dem Weg hierher. Er ist ein Oberst der USO und heißt Tahiko Anaka. Er ist ein Mutant, ein Mörder, der seinen Kommandanten Admiral Cadro Tai-Hun, Befehlshaber der ZAMORRA-THETY, getötet hat. Jetzt hat er die Macht übernommen, und er wird auch mich töten …«
Während Rhodan der Botschaft lauschte, stellte er fieberhaft Überlegungen an. Das Bild begann sich abzurunden. Ihm war, als hätte er den Namen Oberst Tahiko Anaka schon einmal gehört. Er assoziierte damit einen fähigen und verläßlichen Offizier, der jedoch nie Anlagen zu parapsychischen Fähigkeiten gezeigt hatte. Die Erklärung für seine plötzliche Mutantenfähigkeit konnte nur die Veränderung der 5-D-Konstante sein.
Nun ergab sich auch auf einmal die Antwort auf die Frage, woher die Eroberer der Hundertsonnenwelt gekommen waren: Es handelte sich um die Paradiessucher, die schon über Quinto-Center das Chaos gebracht hatten.
Rhodan konzentrierte sich wieder auf die schrille Stimme, die aus seinem Helmempfänger klang.
»Jorston, mach endlich Schluß!« rief Aborq Vallain in den Raum der Funkvermittlung hinein.
Aber Jorston hörte nicht. Er wußte, daß sich Tahiko Anaka mit zweien seiner Männer auf dem Weg hierher befand. Trotzdem ließ er sich nicht davon abhalten, seinen Bericht über die Lage auf der Hundertsonnenwelt zu beenden.
Jorston war schon alt, dennoch hing er wie jeder andere am Leben. Um so unverständlicher war es für Aborq, daß er am Bildsprechgerät blieb, statt zu flüchten.
»… jetzt hat er die Macht übernommen und wird auch mich töten!« rief Jorston mit schriller Stimme. Er krallte sich so fest an den Rahmen des Bildsprechgerätes, daß seine Knöchel weiß hervortraten. Keuchend fuhr er fort: »Wir waren nur noch fünfhundert Mann, als die ZAMORRA-THETY landete. General Merety Dala und Professor Toschce Sarvonic sind kurz nach Ausbruch der Katastrophe mit den übrigen Leuten auf einem Schlachtschiff in die Galaxis abgeflogen. Seither haben wir nichts mehr von ihnen gehört …«
Aborq Vallain zuckte zusammen, als er rasch näher kommende Schritte aus der Hotelhalle vernahm. »Anaka kommt!« rief er.
Jorston blickte gar nicht auf. »Anaka kommt«, wiederholte er nur und fuhr fort: »Sie müssen Perry Rhodan warnen, Professor Waringer. Anaka hat praktisch die gesamte Hundertsonnenwelt in seiner Gewalt. Er
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