Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit
Ist ihnen vielleicht etwas Schreckliches zugestoßen, was sie mir nicht erzählen will? Plötzlich hatte Annit Angst, die Wahrheit zu erfahren. Vielleicht ist es ja wirklich besser, wenn ich von dem, was geschehen ist, nichts weiß? Vielleicht kann ich mit dieser schrecklichen Wahrheit gar nicht leben? Doch gleichzeitig spürte sie, dass sie nicht eher Ruhe finden würde, bis sie alles über ihre leiblichen Eltern wusste - ganz egal, was auch passiert sein mochte.
„Sie kennen meine Eltern also?“, hakte Annit nach.
Die Nonne zögerte einen Augenblick. „Nun gut“, antwortete sie schließlich. „Ja, ich kenne deine Mutter ... von früher..."
„Aber warum haben Sie mir denn das nicht gleich gesagt?“, entfuhr es Annit.
Geistesabwesend fasste die Igoumeni an ihre Brille. „Tja, das mit dir und deiner Mutter ist damals keine einfache Geschichte gewesen. Deshalb hielt ich es zunächst für besser, nicht mit dir darüber zu sprechen.“
„Aber es bedeutet mir sehr viel, endlich meine Eltern zu finden und alles über sie zu erfahren. Ich muss doch wissen, woher ich komme“, presste Annit fast flehentlich hervor. „Und ob sie mich ein bisschen lieb gehabt haben, früher“, fügte sie leise hinzu.
Die Igoumeni legte kurz ihre Hand auf Annits Arm. Offenbar spürte sie, wie wichtig es Annit war, endlich Gewissheit zu haben. „Na gut, ich werde sehen, ob ich etwas für dich tun kann. Ich werde versuchen, deine Mutter wieder zu finden. Aber ich kann nicht versprechen, dass es mir gelingt.“
Annits Augen leuchteten auf. „Danke. Vielen Dank, dass sie es versuchen wollen.“
In diesem Moment eilte Adelfi Mariana zu ihnen beiden und teilte der Äbtissin mit, dass sie dringend am Telefon verlangt wurde.
Annit blickte den beiden davoneilenden Nonnen hinterher, bis sie um die Ecke verschwanden. Ihr Verdacht hatte sich also bestätigt. Die Äbtissin wusste mehr, als sie anfangs zugegeben hatte. Annit hoffte, dass es der Igoumeni gelingen würde, ihre Mutter zu finden. Sie wollte endlich wissen, was es für ein großes Geheimnis war, das ihre Eltern umgab.
Plötzlich fiel Annit auf, dass die Igoumeni nur von ihrer Mutter gesprochen hatte. Ihren Vater hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Ob er wohl schon tot ist?, überlegte Annit. Oder hat er etwas angestellt und sitzt im Gefängnis? Vielleicht wollte die Igoumeni deswegen nichts sagen. Bei diesem Gedanken lief Annit ein kalter Schauer über den Rücken.
„Warum zitterst du denn so?“, ertönte in diesem Moment Mannitos Stimme hinter ihr. Annit drehte sich zu ihrem Freund um, der sich mit seiner lehmverschmierten Hand den Schweiß von der Stirn wischte. „Wir sind mit der Gartenarbeit für heute fertig“, berichtete Mannito stolz. „Und da wollte ich mal gucken, was du so treibst.“
Annit sah ihn dankbar an. Er merkt genau, dass ich völlig durcheinander bin, dachte sie und war wieder einmal sehr froh über ihre Freundschaft zu Mannito. Er war genau im richtigen Moment aufgetaucht.
Annit nahm Mannito etwas zur Seite und erzählte ihm dann ausführlich von dem Gespräch mit der Äbtissin und dass sie mit keinem Wort ihren Vater erwähnt hatte.
Mannito runzelte die Stirn. „Das ist wirklich komisch“, meinte er. „Außerdem hätte sie dir doch gleich bei unserer Ankunft sagen können, was sie weiß. Ich versteh nicht, warum sie so ein Geheimnis darum macht.“
„Weil da irgendwas nicht stimmt“, erwiderte Annit. „Es muss irgendein dunkles Geheimnis um meine Eltern geben. Da bin ich mir jetzt ganz sicher.“
Am Nachmittag fuhren Annit und Mannito mit Mariana in die nächstgrößere Stadt. Die junge Nonne wollte dort mit dem Journalisten sprechen, der einen Artikel über die geplante Ikonenausstellung schreiben sollte.
Für Annit war dies eine willkommene Abwechslung, da ihre Gedanken ständig um das Gespräch mit der Äbtissin kreisten. Darüber hinaus wusste sie, dass es in der Stadt ein Internet-Cafe gab, und sie wollte endlich ihrer Freundin Carolin mal wieder mailen.
Nachdem Mariana in dem kleinen Verlagsgebäude verschwunden war, gingen Annit und Mannito in das Internet-Cafe. Während Mannito an einem der Computer ein bisschen im Internet surfte, schrieb Annit eine lange Mail an Carolin. Darin erzählte sie ihr alles, was passiert war. „Ich hab Angst, dass es irgendein Geheimnis um meine Eltern gibt, von dem ich nichts erfahren soll“, schloss sie. „Vielleicht wäre es ja
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