Die Schule der magischen Tiere, Band 2: Voller Löcher! (German Edition)
Löcher, Löcher, Löcher! Die Straßen Westafrikas hatten es wirklich in sich. Schon wieder rumpelte der alte, bunte Omnibus über ein Schlagloch, und eine Staubwolke wirbelte hoch, als der Wagen den Weg zum Nationalpark einschlug.
Mortimer Morrison, der Mann hinter dem Steuer, fluchte. Hoffentlich würde sich die mühsame Reise auch lohnen. Gab es doch in dem Park Flusspferde, Meerkatzen und jede Menge anderer Tiere …
Er warf einen Blick in den Rückspiegel auf die leeren Sitze hinter sich: Bald würde er nicht mehr allein sein.
Ein Prospekt lag ausgebreitet auf dem Beifahrersitz. Den Nationalpark, stand da, durfte man nur mit Führer betreten. „Pah!“, grummelte er. „Mir hat noch niemand den Weg zu meinen Tieren versperrt.“
Um magische Tiere einzusammeln, musste man allein sein.
Mitten in der Nacht machte er sich auf den Weg. Seinen Omnibus hatte er neben einem Bambuswäldchen abgestellt. Mortimer Morrison hatte keine Angst vor den Parkwächtern. Und auch nicht vor der Dunkelheit. Im Gegenteil. Die Rufe der Tiere zogen ihn immer tiefer in den Busch hinein.
Er traf Gazellen, die an einer Wasserstelle tranken. Er sah schlummernde Paviane. Sogar einen Leoparden konnte er beobachten, der im Unterholz kauerte und darauf wartete, dass eine Antilope vorbeizog.
Nachts lebte die Savanne. Kaffernbüffel grasten unter Affenbrotbäumen. Hyänen bellten. Flusspferde rissen ihre Mäuler auf.
Und trotzdem hatte Mortimer Morrison kein Glück. Erschöpft stapfte er mit seinen Lederstiefeln die Pfade entlang. Graukopfpapagei, Witwenpfeifgans, Elefantenspitzmaus – niemand antwortete auf seine Rufe. Nicht einmal der Heilige Pillendreher beachtete ihn. Der Käfer, auch Skarabäus genannt, drehte ungerührt weiter seine Mistkugel, bis sie größer war als er selbst.
Enttäuscht kehrte Morrison zu seinem Omnibus zurück. Er wollte sich schlafen legen und es am nächsten Tag noch einmal versuchen.
Doch er wurde bereits erwartet. Unter seinem Bus lag ein rotbraunes Tier mit langem Backenbart und kurzen, kräftigen Beinen. Aus seinen Ohren quollen weiße Haarbüschel.
„Ein Pinselohrschwein!“, sagte Morrison überrascht.
Das Tier hob seine weiche Schnauze. „Mortimer Morrison? Ich bin Peperoni. Darf ich mitkommen?“
Mortimer Morrison lächelte. „Aber natürlich“, sagte er. „Sehr gerne. Gleich morgen früh geht’s los.“
Als Mortimer Morrison wenig später sein Nachtlager aufgebaut hatte und durch das Moskitonetz in den Sternenhimmel sah, schnarchte neben ihm ein kleines Schweinchen. Beide waren so glücklich wie schon lange nicht mehr.
1. Kapitel
Das Geheimnis
Als Ida und ihr Fuchs Rabbat am Montag von der Schule nach Hause spazierten, hörten sie Geigenmusik. Ganz zart schwebte die Melodie durch die Luft. Ida ging schneller. „Miriam?“, rief sie erst ziemlich leise, dann noch mal etwas lauter.
Ida kannte die Musik. Es war ein Stück aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, die langsamen Töne des Herbstes. Es war Miriams Lieblingsstück.
Ida begann zu rennen. Rabbat trabte ihr überrascht hinterher und rannte beinahe in Ida hinein, als diese abrupt stehen blieb. Denn tatsächlich, da war sie, unter der großen Kastanie mitten auf dem Johannisplatz: Idas beste Freundin Miriam. Wochenlang hatte sie sich nicht gemeldet. Und nun stand sie einfach da in ihrer geringelten Strumpfhose und der Geige aus dreierlei Hölzern, als würde sie nie woanders stehen. Ganz versunken ließ Miriam den Bogen über die Saiten tanzen. Der Geigenkasten lag aufgeklappt neben ihr auf dem Boden.
„Was für eine schöne Musik!“, murmelte Rabbat. Wie alle magischen Tiere konnte er mit seinem ihm anvertrauten Menschen sprechen. Und sein Mensch war Ida.
Ida lächelte stolz. Und in dem Moment schrie die Geigerin: „Idaaaaa!“
Der Geigenbogen quietschte.
Miriam hopste auf Ida zu und drückte sie so fest an sich, dass es wehtat. „Ich hab dich so vermisst!“, flüsterte sie.
Ida antwortete leise: „Und ich dich erst!“
Warm und vertraut fühlte sich Miriam an. Und sie roch wie immer nach Apfelblüten, dem Duft ihres Haarshampoos.
Und doch war etwas anders. Seit sich die zwei Freundinnen zum letzten Mal gesehen hatten, hatte sich vieles verändert. Ida wohnte nun in einer anderen Stadt. Sie ging auf eine andere Schule. Aber vor allem hatte sie ein großes Geheimnis …
Vorsichtig löste sich Ida aus der Umarmung. Rabbat, der Fuchs, stupste sie in die Kniekehle. Er sah neugierig zwischen ihr und Miriam hin
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