Skorpione im eigenen Saft
Taschenmesser.
Ich küsste ihm den Ring, nahm die Pistole aus der Tasche und richtete sie auf die beiden.
Der Ort war wie geschaffen für meine Inszenierung, es gab nicht einmal ein Telefon. Und der Bote, der ihnen einmal die Woche den Proviant brachte, war am Vortag da gewesen.
Achtundvierzig Stunden später verließ ich das Anwesen wieder.
Ich konnte sowohl das Skalpell, das ich auf einem Ärztebasar in Bilbao erworben hatte, als auch den Genickfänger, den mir ein pensionierter Pikador verkauft hatte, gut gebrauchen.
Für den Fall, dass es keinen Alkohol im Haus geben würde (mir war wieder eingefallen, dass Crescencio abs tinent war), hatte ich, um in Stimmung zu kommen, zwei Flaschen Gin Xoriguer, die parfümierte Sorte aus Mahón, mitgebracht.
In den zwei Tagen, die mein Besuch dauerte, achtete ich darauf, dass Crescencio nicht hungern musste. Da ich seine Schwäche für Sashimi kannte, ließ ich ihn lebend die ganzen hübschen Tropenfische aus dem wunderschönen Aquarium im Wohnzimmer aufessen. Allerdings lehnte er das Carpaccio ab, das ich ihm aus den Hinterbacken seines Geliebten zubereitet hatte.
Jedenfalls war das Beste, ihm zu erzählen, wie das mit meinem Wachkoma gewesen war, und sein Gesicht zu sehen, als ich ihm erklärte, dass ich wusste, dass er ebenfalls damit einverstanden gewesen war, mich 1962 zu opfern.
Und dass ich die Hunderte von Malen, die er mir auf meine Kosten in Loyola den Schwanz gelutscht und sich einen runtergeholt hatte, mitbekommen hatte.
Obwohl sein ungläubiger Gesichtsausdruck auch mit meinem geschickten Umgang mit dem Chirurgenskalpell in den Eingeweiden von Pater Cilindrín zu tun haben konnte.
Als die Vorstellung vorüber war, schloss ich das Anwesen sorgfältig ab.
In einem Wagen mit großem Kofferraum und zwei wasserdichten Säcken mit Reißverschluss kehrte ich abends dorthin zurück.
Die Bootsfahrt im Mondlicht war entspannend.
Damit sie nicht an der Wasseroberfläche treiben würden, nahm ich die Leichname mit einem Schlachtermesser aus und warf sie eine Meile nördlich vor Cala Morell ins Meer.
41
Nachdem Onkel Patxi und Crescencio tot waren, bin ich in eine Art Dämmerzustand gefallen, der seltsamerweise seit ebenfalls dreizehn Jahren andauert; in dieser Zeit habe ich ein schlichtes, eintöniges und inhaltsloses Leben in der etwas unwirtlichen Altstadt von Bilbao geführt.
Nie bin ich einem von meinen früheren Kameraden der ETA begegnet. Alle, die mich hätten wiedererkennen können, sind entweder tot oder im Gefängnis.
Der einzige Ausreißer in all den beschaulichen Jahren war, wie Sie sich erinnern werden, die Ermordung des Exfußballers, Josean Aulkitxo, das vierte Opfer und vielleicht mein unbedarftester Feind.
Ich wusste, dass er pensioniert und erst vor kurzem verwitwet war und dass er allein in seinem Haus auf dem Berg Umbe lebte.
In einer kalten Februarnacht reinigte und lud ich nach einem heftigen einsamen Besäufnis meine Astra-Pistole und stattete ihm einen Besuch ab.
Er konnte sich nicht einmal an seine Teilnahme an dieser Geschichte vor fast vierzig Jahren erinnern. Doch es war mir egal.
Josean war noch einfältiger, als ich gedacht hatte.
Nachdem er mich wiedererkannt hatte und bevor ich ihn knebelte, flehte er die Jungfrau Pura Dolorosa, di e e iner Frau in Umbe 1941 erschienen war und der man verschiedene Wunder zuschreibt, um Hilfe an.
Er erinnerte mich an Txordo, den ETA-Terroristen aus Navarra, der sich bekreuzigte, bevor er eine Bombe zündete. Er glaubte an die Heiligen und hatte eine besondere Ehrfurcht vor dem heiligen Ignatius von Loyola, dessen Bild er auf das Magazin seiner Automatik geklebt hatte.
Die Jungfrau von Umbe muss in diesem Augenblick anderweitig beschäftigt gewesen sein und eilte Josean Aulkitxo nicht zu Hilfe.
Die restlichen Details kennen Sie aus der Presse.
Es ergab sich die Gelegenheit, in der Calle del Perro ein Lokal zu übernehmen, einen alten Ausschank, der seit der Überschwemmung im Jahr 1983 nicht wieder geöffnet worden war. Derselbe Eigentümer verkaufte mir die darüber liegende Wohnung.
Das Ehepaar, das ich einstellte, die Wiederkäuer, wie Sie die beiden nennen, war mir von einem Bekannten aus dem Viertel empfohlen worden. Er hatte einen guten Riecher; sie waren zwar ein bisschen schwerfällig, aber gehorsam und tüchtig, was die einfachen Verrichtungen anging.
Sie sehen sich so ähnlich, weil sie Cousin und Cousin e s ind, wie sie behaupten. Ich habe immer geglaubt, dass sie in
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