Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück
Freiheit genossen, die er nach so langer Zeit nun wieder hatte.
Er war groß und breitschultrig, und sein kurz geschorener Bart hatte die gleiche pistolengraue Farbe wie sein Haar. Er trug dunkle Kleidung, die Jackenknöpfe waren auf Hochglanz poliert, und die Stiefelabsätze klackten auf den von Straßenlaternen beleuchteten Bürgersteigen.
Dublin hatte sich enorm verändert, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Die ganze Welt hatte sich enorm verändert.
Er hörte die leisen Schritte hinter sich und blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. Der Mann in Schwarz musste um ihn herumgehen, um in sein Gesichtsfeld zu treten.
„Baron“, sagte der Mann als Gruß.
„Sie sind spät dran.“
„Ich bin hier, das ist die Hauptsache.“
Vengeous schaute dem Mann in die Augen. „Ich dulde keine Aufsässigkeiten, Dusk. Falls du das vergessen hast.“
„Die Zeiten haben sich geändert“, erwiderte Dusk aalglatt. „Der Krieg ist zu Ende.“
„Nicht für uns.“
Ein Taxi fuhr vorbei, und die Scheinwerfer beleuchteten Dusks bleiches Gesicht und die schwarzen Haare.
„Sanguin ist nicht hier“, stellte er fest.
Vengeous ging weiter, und Dusk hielt sich an seiner Seite. „Er wird bald zu uns stoßen, mach dir darüber keine Gedanken.“
„Bist du sicher, dass wir ihm trauen können? Ich rechne ihm hoch an, dass er dich aus dem Gefängnis befreit hat, aber er hat sich achtzig Jahre Zeit gelassen dazu.“
Wäre Dusk irgendein anderer Mann gewesen, hätte diese Bemerkung den Gipfel der Scheinheiligkeit bedeutet, da er selbst keinen Finger krumm gemacht hatte, um Vengeous zu helfen. Doch Dusk war nicht irgendein anderer Mann. Dusk war nur bedingt ein Mann, und Loyalität lag nicht in seiner Natur. Ein gewisses Maß an Gehorsam vielleicht, aber nicht Loyalität. Deshalb hegte Vengeous auch keinen Groll gegen ihn.
Den Groll, den er allerdings gegen Sanguin hegte ...
Dusk atmete plötzlich angestrengt. Er fummelte in seiner Jackentasche herum, und Vengeous wartete geduldig. Er schaute zu, wie Dusk die Kappe von einer Spritze zog und sich die Nadel in den Unterarm stach. Er drückte die farblose Flüssigkeit in seinen Blutkreislauf, und Augenblicke später atmete er wieder ruhig und gleichmäßig.
„Freut mich zu sehen, dass du immer noch alles unter Kontrolle hast“, sagte Vengeous.
Dusk steckte die Spritze wieder ein. „Ich würde dir nicht viel nützen, wenn es nicht so wäre, oder? Was soll ich für dich tun?“
„Unsere Arbeit wird behindert werden, ohne Zweifel werden sich uns Feinde in den Weg stellen. Das lebende Skelett zum Beispiel. Wie es scheint, hat es jetzt einen Lehrling, ein dunkelhaariges Mädchen. Du wirst heute Nacht vor dem Sanktuarium auf sie warten und ihnen folgen, und wenn das Mädchen allein ist, schnappst du es dir und bringst es zu mir.“
„Wird gemacht.“
„Lebend, Dusk.“
Ein kurzes Zögern, dann noch einmal: „Wird gemacht.“
DIE SCHÖNE, DAS BIEST
Sie verließen das Sanktuarium und fuhren durch die Stadt, bis sie zu einer Straße mit hässlichen Mietshäusern kamen. Skulduggery parkte den Bentley, und nachdem er sich seinen Schal umgewickelt und den Hut tief ins Gesicht gezogen hatte, stiegen sie aus.
„Du hast dich noch gar nicht zu der Tatsache geäußert, dass ich heute Nacht von einem Turm geworfen wurde“, sagte Walküre, als sie die Straße überquerten.
„Bedarf es einer Äußerung?“, fragte Skulduggery.
„Scapegrace hat mich von einem Turm geschmissen. Wenn das keine Äußerung wert ist, was dann?“
„Ich wusste, dass du klarkommst.“
„Es war ein Turm!“
Walküre ging voraus in eines der Mietshäuser.
„Man hat dich schon von weiter oben hinuntergeworfen“, erinnerte Skulduggery sie.
„Stimmt, aber du warst immer da, um mich aufzufangen.“
„Dann hast du jetzt eine wichtige Lektion gelernt - dass ich auch einmal nicht da sein kann.“
„Meiner Ansicht nach ist das eine Lektion, die man mir auch mündlich hätte erteilen können.“
„Unsinn. Nur auf diese Art wirst du sie nie mehr vergessen.“
Während sie die Treppe hinaufstiegen, entledigte Skulduggery sich seiner Verkleidung. Im zweiten Stock blieb Walküre plötzlich stehen und drehte sich zu ihm um.
„War das ein Test?“, wollte sie wissen. „Ich weiß ja, dass ich noch Anfängerin bin, ein Neuling. Bist du zurückgeblieben, um mich auf die Probe zu stellen? Wolltest du sehen, ob ich es auch alleine schaffe?“
„So etwas Ähnliches. Nein, es war, um ehrlich
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