So fern wie ein Traum
Ich habe dich genommen, weil ich die Möglichkeit bekam, weil ich dich mehr begehrt habe als je etwas anderes in meinem Leben.«
»Du bist der Richtige für mich«, verbesserte sie ihn. »Du kannst unmöglich der Falsche sein. Und wie weit hätte es zwischen uns beiden niemals kommen dürfen, Michael?«
»So weit, dass wir Pläne schmieden und an eine gemeinsame Zukunft denken.« Wieder fiel sein Blick auf das offene Kästchen, das all die winzigen Kostbarkeiten einer jungen Frau enthielt. »Ich habe kaum angefangen, mein eigenes Geschäft auf die Beine zu stellen, habe kaum angefangen, eine gewisse Ordnung in mein Leben zu bringen. Es gibt nichts, was ich dir bieten kann.«
»Ach nein? Hast du keine Träume, Michael? Oder sind nicht vielmehr einige deiner Träume dieselben wie die meinen?« Sie hätte ihn so gern berührt, aber er musste derjenige sein, der den Anfang machte.
Sie würde ihn tatsächlich gehen lassen, begriff er. Wenn er sich umdrehte und aus dem Zimmer ginge, würden sie beide mit ihrem Leben fortfahren.
Sie wartete auf ihn. Sie war bereit, ihn so zu nehmen, wie er war. Und mit ihr zusammen, wurde ihm plötzlich klar, könnte er erkennen, dass er mehr war, dass es für ihn mehr gab als er je zu erträumen gewagt hatte.
»Ich gebe dir noch eine Chance, ehe ich sage, was ich sagen muss. Was ich nicht hatte sagen wollen, weil ich dachte, dass du es nicht hören willst.«
Wie viele Chancen bekam ein Mann in seinem Leben, überlegte er. Wie oft wurde ihm alles geboten, wonach er sich immer schon gesehnt hatte? Er machte einen Schritt in ihre Richtung und blieb dann stehen.
»Wenn ich es sage, gibt es kein Zurück mehr. Für keinen von uns. Ist dir das klar?«
Sie lächelte ihn an. »Ist es dir klar?«
»Ich wusste es bereits in der Minute, in der ich dich nach all den Jahren wieder gesehen habe.« Sein Blick war düster und gefährlich, ehe er sagte: »Also bleib oder nimm die Beine in die Hand, Laura.«
Sie reckte das Kinn. Dieses Mal würde sie es sagen. »Ich bleibe.«
»Dann wirst du damit leben müssen. Ebenso wie ich.« Er nahm ihre Hand. Nicht sanft, sondern besitzergreifend, wobei er sie mit seinen zerschundenen Fingern fest umschloss. »Nie zuvor habe ich eine andere Frau wirklich geliebt. Das war etwas vollkommen Neues, was du mir gegeben hast.«
Sie schloss die Augen. »Mir scheint, als hätte ich mein Leben lang darauf gewartet, dass du diese Worte sagst.«
»Ich habe sie noch nicht gesagt.« Er hob seine freie Hand an ihr Gesicht. »Sieh mich an, wenn ich es tue, Laura.« Und als sie die Augen öffnete, gestand er ihr: »Ich liebe dich. Vielleicht habe ich dich schon mein Leben lang geliebt. Ich weiß, dass ich dich für den Rest meines Lebens lieben werde. Ich werde dich niemals belügen oder dich allein lassen. Ich werde deinen Kindern ein möglichst guter Vater sein. Ihnen allen. Ich werde sie lieben, die, die es schon gibt, und die, die es noch geben wird. Und sie werden darüber nie im Ungewissen sein.«
»Michael.« Überwältigt führte sie seine Finger an ihre Lippen und küsste seine Wunden, so wie Kayla es zuvor bereits getan hatte. »Das ist alles, was ich mir je erträumt habe.«
»Nein, das ist es nicht.« Er wartete, bis ihre Augen wieder klar wurden und sie ihn anblickte. »Falls du das Risiko tatsächlich eingehen willst, werde ich dir alles geben, was ich habe, was ich je erreichen und was ich je sein werde.«
Die Worte hatte er seit langem in sich gehabt, erkannte er. Sie hatten nur darauf gewartet, dass er sie endlich herausbrachte. Geistesabwesend zog er eine Tulpe aus der Vase auf dem Tisch und hielt sie ihr bittend hin. »Heirate mich. Werde meine Familie.«
Statt die Blume zu nehmen, schloss sie ihre Finger um die Hand, die den Stängel hielt. »Ja.« Sie küsste ihn auf die Wange, ehe sie ihren Kopf mit einem Seufzer auf seine Schulter sinken ließ. »Ja«, sagte sie ein zweites Mal, wobei sie spürte, dass sein Herz an ihrem Herzen schlug, während sie in ein schlichtes, mit Träumen angefülltes Kästchen sah.
»Ich habe dich gefunden«, flüsterte sie und küsste ihn zärtlich auf den Mund. »Wir haben uns gefunden. Und es wurde höchste Zeit.«
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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel
»Daring to Dream« bei Jove Books,
The Berkley Publishing Group, Penguin Putnam Inc., New York
2. Auflage
Taschenbuchausgabe Februar 2011 bei Blanvalet Verlag,
einem Unternehmen der
Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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