Söldnerehre (German Edition)
und tausend Golddinare abgelehnt haben?«, fragte Silas, der sich wie üblich von Kilians Drohungen nicht einschüchtern ließ.
»Hast du nicht zugehört? Sie wollen nach Erys. Ist nicht unsere Richtung.«
»Aber tausend Golddinare?!«, warf Silas ein. »Tausend!«
»Es ist das Risiko nicht wert. Wir finden andere Aufträge.«
»Und wo wäre das?«, fragte Vekal mit seiner tiefen Stimme. »Jeder Söldner, der etwas auf sich hält, arbeitet für die Moyri. Es gibt keine anderen Auftraggeber mehr. Die Moyri-Allianz verleibt sich alles in Sichtweite ein.«
»Wir können immer noch als Karawanenwachen anheuern!«
Kollektives Stöhnen antwortete ihm. Wenn sich wirklich gar keine andere Möglichkeit mehr bot, erst dann heuerten Söldner als Wachen bei einer Karawane an. Die Bezahlung war schlecht, die Aufgabe gefährlich und die Sterberate – in einem vom Krieg zerrissenen Land, in dem es vor Wegelagerern nur so wimmelte – extrem hoch.
Die Tür der Schenke ging erneut auf. Die Söldner waren aber so in ihr Gespräch vertieft, dass sie es erst bemerkten, als sich der Schankraum mit Männern füllte, genauer gesagt: mit Moyri-Soldaten.
Sofort verstummten alle Gespräche. Der Raum wurde unnatürlich still. Die Ruhe vor dem Sturm, von dem jeder hofft, dass er nicht kommt, obwohl man es besser weiß. Wo Moyri-Soldaten auftauchten, floss nur selten kein Blut.
Es waren etwa zwanzig. Jeder der griesgrämig dreinblickenden und düster wirkenden Soldaten trug einen mit Nieten besetzten Lederharnisch und war mit einem Schwert bewaffnet. Einige trugen Helme mit Ohrenschutz. Die meisten nicht. Der Ausrüstung nach gehörten sie dem niedersten Fußvolk an. Metallpanzer wurden nur den wichtigsten Truppen zur Verfügung gestellt. Diese hier wurden zum Verheizen im Feuer der Schlacht genutzt. Oder für niedere Aufgaben, für die sich andere Soldaten zu schade waren. Kilian fragte sich, was die hier zu suchen hatten.
Die Moyri-Soldaten teilten sich und machten eine schmale Gasse frei, durch die ein Offizier nach vorn schritt. Er bewegte sich derart arrogant und selbstsicher, als würde ihm die Schenke gehören. Es war ein alter Bekannter.
»Lestrade«, begrüßte Kilian ihn. Unter seiner Truppe breitete sich von Mann zu Mann ein breites Grinsen aus. Silas zupfte zusätzlich noch an seiner Laute.
Der angesprochene Moyri-Offizier blickte von einem zum anderen. Er sah aus, als hätte er gerade auf eine Zitrone gebissen. »Na sieh mal einer an, wer da ist? Kilian und seine Bande von Taugenichtsen. Unter welchem Stein seid ihr denn hervorgekrochen?«
»Du kennst uns«, erwiderte Kilian freundlich. »Wir sind immer dort, wo was los ist. Apropos, wie geht’s eigentlich deinem Hintern? Alles wieder im Lot? Oder ist er noch immer wund?«
Lestrades Miene verdüsterte sich. Leises Kichern und sogar Lachen wurde rund um den Tisch laut. Witzigerweise sogar unter seinen eigenen Soldaten, was nicht gerade half, seine Laune zu heben. Der Streich der Söldner und die daraus resultierenden Probleme einiger Moyri-Offiziere hatten sich anscheinend auch in ihren eigenen Reihen herumgesprochen. Sehr zum Amüsement der niederen Ränge.
»Ruhe im Glied!«, brüllte er wütend.
Er wandte sich wieder Kilians Truppe zu. »Du hast großes Glück, dass wir nicht euretwegen hier sind. Aber wenn ich dir einen Rat geben darf, dann verschwindet aus der Gegend. Und zwar so schnell wie möglich. Ihr seid hier nicht mehr willkommen.«
»Wir entscheiden, wann wir gehen und wohin«, erwiderte Kilian entschieden, »niemand sonst.«
Lestrade lächelte. Es war kein beruhigender Anblick. »Sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Damit ließ er die Gruppe wieder allein. Aber das Interesse der Söldner war geweckt und sie beobachteten die Moyri aufmerksam, die Hände an den Waffen. Zu ihrer aller Überraschung ging Lestrade direkt auf die Flüchtlingsgruppe zu. Bevor er deren Tisch erreichte, sprang Lyra auf und stellte sich ihm in den Weg.
Lestrade musterte sie abschätzig von oben bis unten, während seine Soldaten sie umringten. Er entspannte sich und ein überhebliches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Es war offensichtlich, dass er sie nicht für eine Bedrohung hielt.
»Ihr werdet mir folgen«, forderte er sie auf, »ihr alle.«
»Auf wessen Anordnung?«, verlangte Lyra zu wissen. Ihrer Stimme war keine Anspannung oder auch nur Nervosität anzuhören. Die kampfbereiten Soldaten beachtete sie überhaupt nicht.
»Auf die von Coyle Pollok
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