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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Scherz. Lass uns von etwas anderem reden.« Aber innerlich kochte Feodora. Was fiel dieser Person bloß ein?
    »Die kleine Tochter ist ja ganz süß«, meinte Granzoff jetzt.
    »Ja, ein Wunder bei der Mutter. Warum tanzt du später nicht mal mit ihr? Du weißt, meine Tanzkarte ist schon fast voll.« Und dann ritt sie der Teufel. »Vielleicht schaffst du es ja sogar, sie zu verführen. Wenn dir das gelingt, reite ich nackt durch Königsberg.«
    Granzoff lachte schallend. »Das würdest du nicht tun!«
    »Doch, schlag ein.«
    »Die Wette gilt!«
    Bereits am nächsten Tag hatte Feodora die Sache vergessen.
    Es war Ende Februar. Sie hatte lange geschlafen und war noch nicht fertig mit ihrer Morgentoilette, als Harald ihr Leutnant Granzoff meldete. Sie hatte ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen. »Sagen Sie ihm, ich sei unpässlich. Er soll morgen wiederkommen.«
    »Er lässt sich nicht abweisen, Frau Baronin, er scheint sehr aufgeregt.«
    Feodora seufzte. »In Gottes Namen, bitten Sie ihn herauf, und fragen Sie ihn, ob er mit mir frühstücken möchte.«
    »Sehr wohl, Frau Baronin.«
    »Was ist passiert, alter Freund, dass du mich bei meiner Morgentoilette störst?«, begrüßte sie ihn scherzhaft. »Ich wähnte dich bereits in Berlin.«
    Granzoff ließ sich in einen Sessel fallen. »Erinnerst du dich an unsere Neujahrswette?«
    »Welche Wette …? O Gott, du hast doch wohl nicht …?« Feodora sah ihn entsetzt an.
    »Doch, hab ich. Und nun ist die arme Elsa schwanger.« Feodora war fassungslos. Was hatte sie da bloß angerichtet.
    »Und nun, wirst du sie heiraten?«
    Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. In vier Wochen ist meine Hochzeit in Berlin. Du weißt doch, ich bin bereits seit einem Jahr verlobt. Ich habe schon vor Monaten um meine Versetzung nach Berlin gebeten. Morgen reise ich ab.«
    Nun brach Feodora in schallendes Gelächter aus. »Und jetzt bist du hier, um mich an die Wette zu erinnern. Die Baronin von Harden reitet nackt durch Königsberg. Na dann ist mein Ruf wohl endgültig ruiniert.« Sie konnte sich gar nicht beruhigen, so komisch fand sie das.
    »Nein, Feodora, das musst du nicht, wirklich! Ich bin nur hier, um mich jemandem anzuvertrauen. Die arme Elsa tut mir wirklich leid.«
    »Also erstens, Wettschulden sind Ehrenschulden. Dass das mal klar ist. Zweitens, auch für Elsa tut es mir leid, aber mein Mitleid für ihre Eltern hält sich in Grenzen. Du weißt, wie ich zu ihnen stehe. Aber wie haben sie reagiert, hat Hasso dich nicht gefordert?«
    »Er wollte es.« Granzoff musste lachen. »Aber seine Tochter hat ihn erfolgreich davon abgehalten. Er ist ein Trinkerund Spieler. Was meinst du wohl, wer das Duell überlebt hätte? Sie wollte wohl neben ihrem guten Ruf nicht auch noch ihren Vater verlieren.«
    Als Feodora am nächsten Tag Irma von der Wette erzählte, war die außer sich. »Sach mal, biste jetzt von allen juten Jeistern verlassen?« Zornentbrannt stand sie vor Feodora. »Eine Wette, sachste … dat is ja bekloppt … nackich durch Könichsberrch …« Aufgeregt rannte sie in Feodoras Boudoir hin und her. »Ins Jefängnis kommste … einlochen werden se dir!« Sie konnte sich gar nicht beruhigen.
    »Versteh doch, Irmchen, Wettschulden sind Ehrenschulden. So was muss man einlösen. Ist mein Pferd gesattelt?«
    »Weeßte, wie kalt et is …?«
    Das Jammern von Irma und das laute »Erbarmung« der Mamsell verfolgten Feodora, bis sie auf die Schlossteichbrücke einbog. Es war noch früh am Morgen. Nur wenige Menschen begegneten ihr. Die meisten eilten, den Kopf wegen des eisigen Windes gesenkt, vorüber, ohne die nackte Frau auf dem Pferd zu bemerken. Als sie in die Weißgerberstraße einbog, wurde es belebter. Einige Passanten blieben stehen, und ihren fassungslosen Gesichtern konnte Feodora ansehen, dass sie nicht glauben konnten, was sie da sahen.
    Feodora lenkte ihr Pferd jetzt in Richtung Fischmarkt. Von dort wollte sie den kürzesten Weg nach Hause nehmen. Es ist wirklich saukalt , dachte sie. Ihre Haut begann sich bereits bläulich zu färben. Sie war die ganze Zeit leicht galoppiert, aber auf dem Markt musste sie ihr Pferd zügeln. Aufgebrachte Marktfrauen verließen ihre Stände und stellten sich ihr in den Weg. Angelockt von dem Lärm erschienen zwei Gendarmen hoch zu Ross. »Macht den Weg frei«, rief der eine und trieb die keifenden Weiber auseinander. Der anderefragte Feodora: »Wer sind Sie, was treiben Sie hier …« Er stockte, und auf einmal

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