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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Erosion von saurem Regen und Umweltverschmutzung jegliches weichere Gestein, das sie umgeben hatte, einfach fortgespült.
    »Wo zum Teufel sind wir?«, fragte ich, rang nach Luft und mühte mich nach Kräften, mich wieder zusammenzunehmen. Ohne ein Wort schob mir Glee ihre Schulter unter den Arm und stützte mich. Ihr langes rotes Haar wehte im Wind. Ich ließ es zu, ohne auch nur darüber nachzudenken – jeder anderen Person außer Glee hätte ich schon längst den Arm auf den Rücken gedreht. Doch auf Glee stützte ich mich und ließ mir dabei helfen, durch die Gegend zu stolpern.
    »Newark, Avery«, sagte Gleason und blickte sich um. »Bist du okay?«
    Newark. Newark war nicht einmal mehr eine Stadt, nur noch ein Sprengkrater, in dem zufälligerweise hier und dort noch ein paar Gebäude stehen geblieben waren. Jahrelang hatte die Stadt als Auffangbecken für Kriminelle und Einzelgänger gedient, die aus New York geflohen waren, um den System-Cops und den Menschenmassen zu entkommen – und, seit den Mönchs-Ausschreitungen, auch all jenen Mönchen, denen es irgendwie gelungen war, noch die Selbstbeherrschung zu bewahren und den Säuberungsaktionen des SSD zu entgehen. Eine überraschend große Anzahl dieser Mönche war beinahe schon so etwas wie richtig bei Verstand.
    Ich wühlte in meinen Taschen und fand mein Zigarettenetui und meine Waffe, genau da, wo sie hingehörten. Meine Häscher waren sich ihrer Sache so sicher gewesen, dass sie mir sogar meine Waffe gelassen hatten! Während ich eine Zigarette aus dem Etui schüttelte und sie mir zwischen die trockenen, aufgesprungenen Lippen klemmte, schwoll der Zorn in meinem Innersten so weit an, dass ich schon glaubte, ich müsse regelrecht vibrieren. Ich war Avery Gates. Ich hatte vierundfünfzig Menschen umgebracht. Ich hatte Dennis Squalor getötet und damit die Cyber-Kirche zerschlagen, war durch die Gänge unter der Westminster Abbey gekrochen und hatte dabei ein halbes Dutzend meiner Freunde tot zurücklassen müssen. Damals hatte mich Dick Marin verraten, der inoffizielle Kaiser des ganzen gottverdammten Systems. Doch ich hatte es überlebt und ihm sogar noch eine Kugel mitten in sein künstliches Avatar-Gesicht geschossen. Ich war Avery Gates, gottverdammtnochmal, und die hatten mir eine Waffe gelassen!
    Ich wandte mich zum Schweber um. Vor dem Ding stand Belling und blickte alles rings um sich herum so finster an, als empfinde er das hier als persönlichen Angriff was auch nicht ganz falsch war. Schließlich war er für meine Sicherheit verantwortlich. Auch Candy konnte ich sehen: Fett und dunkelhäutig saß sie da und blickte mich aus dem Inneren der Kabine heraus an. Das bedeutete, Glee hatte mitgenommen, wer gerade zur Verfügung gestanden hatte. Ich mochte Candida – ihr rundes Gesicht schien stets zu lachen, und sie hatte mich bislang noch nie verarscht. Aber in einem Kampf war sie gänzlich nutzlos.
    Streng blickte mich Belling an, humorlos und regelrecht erschreckend. »Was machen wir jetzt, Avery?«
    Ich zündete mir die Zigarette an und ließ eine blaue Rauchwolke in die schmutzige Luft aufsteigen. Dann wandte ich mich ab und ging auf den Schweber zu. Die Kleine diente mir immer noch als Krücke.
    »Wir werden ein paar Leuten den Schädel einschlagen«, sagte ich. »Hol Pick an die Leitung und sorg dafür, dass er anfängt, den Buschtrommeln zu lauschen! Schick jemanden zu Marcel rüber und lob ein Angebot für Informationen aus -lass ihn das Ganze verkünden: eine Million Yen für denjenigen, der uns zu denen führt, die hinter dieser Scheiße hier stecken!« Marcel, der in seinem uralten Hotel nur fett und faul auf seinem Thron saß, hatte sich schon seit Jahren nicht mehr aus eigener Kraft bewegt und hielt entschieden zu große Stücke auf sich. Aber wenn man ihm genug dafür zahlte, konnte er wirklich eine ganze Menge bewirken. »Dann zähl alle durch und sag mir, ob jemand fehlt! Glee und ich werden jetzt unsere Böser-Bulle/Ganz-Böser-Bulle-Nummer abziehen und ein paar meiner Insider-Kontakte aushorchen. Wir schauen mal, welche System-Cops daran interessiert sind, von uns Geld anzunehmen, und ob sie vielleicht ein paar Informationen für uns haben. Wir werden New York wissen lassen, dass Avery Gates gelinde gesagt stinksauer ist und dass es schon bald verdammt heiß hergehen wird.«
    Wie gesagt, mittlerweile war ich wirklich eine verdammt große Nummer.
    »Okay, okay«, sagte Glee. »Avery – bist du wirklich okay? Dein Hals sieht

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