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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Claire.
    An der Rezeption sagte man ihm, Claire hätte ein Taxi zum Bahnhof bestellt. Sie hatte nur eine mündliche Nachricht hinterlassen, dass es einen persönlichen Notfall gegeben hätte und sie nicht zurückkommen würde. Der frühe Zug war vor über einer Stunde abgefahren.
    Ross war vollkommen verwirrt. Er fragte sich, ob er ihr Angst gemacht hatte. Das war durchaus möglich. Er hatte den Schock seines Lebens erlitten, als er entdeckte, dass sie noch Jungfrau war. Gewesen war. Nach der letzten Nacht war sie es definitiv nicht mehr. Er war ihr erster Mann gewesen, was ihn total umhaute. Vielleicht hatte es sie auch umgehauen. Vielleicht war sie ausgeflippt und … tja, wohin war sie wohl gefahren? Er holte sein Telefon aus der Tasche und wählte ihre Nummer. Nach ein paar Mal klingeln hörte er eine automatische Mailboxansage. Er legte auf.
    Dann rief er Natalie an. Als sie zum Baseballspiel hierhergekommen war, hatte sie behauptet, keine Zeit für einen Backgroundcheck von Claire gehabt zu haben. Vielleicht war das jetzt anders.
    „Ich habe mich gefragt, ob du irgendetwas über Claire herausgefunden hast“, sagte er ohne große Vorrede.
    „Oh mein Gott! Du hast mit ihr geschlafen.“
    Verdammt, woher wusste sie das? „Schlimmer. Sie ist weg, einfach verschwunden.“
    „Ross, es tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht sagen, dass es mich überrascht.“ Natalie räusperte sich. „Sie ist nicht … Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie eine ganze Menge zu verbergen hat. Ich wollte es dir beim Baseballspiel erzählen, aber …“
    „Warte mal. Du hast es da schon gewusst? Warum hast du nichts gesagt?“
    „Es schien mir nicht richtig zu sein. Du hast so glücklich mit ihr gewirkt, Ross.“
    „Aber sie ist eine Lügnerin!“
    „Ich weiß nicht, was sie ist. Nur … vielleicht ist es besser so, dass sie weg ist.“
    „Ich weiß nicht, Nat. Ich weiß verdammt noch mal gar nichts mehr.“
    Er fand seinen Großvater auf der Terrasse, wo er mit einer Tasse Kaffee in der Hand seine Pillendose anstarrte.
    „Normalerweise hilft Claire mir damit.“ Er runzelte verwirrt die Stirn.
    „Claire ist fort“, setzte Ross ihn in Kenntnis. „Sie hat eine Nachricht am Empfang hinterlassen, dass sie nicht zurückkommt, und ist mit dem Frühzug in die Stadt gefahren. Keine Erklärung, kein Auf Wiedersehen, gar nichts.“
    „Das klingt so gar nicht nach ihr.“
    „Lustig, dass du das sagst.“ Ross nahm das in mehrere Fächer unterteilte Pillenkästchen und fand darunter die Liste mit den Pflegenotizen. Jedes Detail war mit Datum und Uhrzeit und Claires Kürzel verzeichnet, und auf jeder vollen Seite fand sich unten ihre Unterschrift. C. Turner. Bis zu diesem Moment hatte er ihre Unterschrift noch nie gesehen. Das kam ihm irgendwieseltsam vor. Letzte Nacht, als er sie in seinen Armen gehalten hatte, hatte er geglaubt, alles über sie zu wissen. Ja, klar.
    „Warum ist das lustig?“, fragte Granddad.
    „Weil wenn wir es mal ehrlich betrachten, wir keine Ahnung haben, wie sie ist.“ Ross gab seinem Großvater die gleichen Pillen, die er am Tag zuvor bekommen hatte, und trug die Uhrzeit in die Liste ein. Wenn Claire nicht wiederkam, musste er einen Ersatz für sie finden.
    Letzte Nacht war alles so lebendig und klar gewesen. Die Anziehung, die den Sommer über zwischen ihnen gewachsen war, hatte sich in noch mehr verwandelt, als er gehofft hatte. Er war in der Sicherheit eingeschlafen, sein Schicksal in den Armen zu halten. Ja, auch klar.
    „Ich dachte, ich hätte sie durchschaut, Granddad“, sagte er. „Ich fing sogar an zu denken, ich hätte uns durchschaut.“
    „Sohn, wenn man eine Frau erst einmal durchschaut hat, ist der Spaß vorbei. Es ist nichts dagegen einzuwenden, noch mehr entdecken zu müssen.“
    „Ja, aber ich habe das dumpfe Gefühl, sie will gar nicht, dass ich oder irgendjemand anderes mehr über sie herausfindet. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, wird mir erst bewusst, wie verdammt wenig sie mir von sich gegeben hat. Ich hätte sie um mehr bitten sollen.“
    „Vielleicht“, meinte George. „Vielleicht hat sie dir aber auch alles erzählt, was du wissen musst.“
    Dass sie ruhig und nachdenklich war. Beinahe zum Wahnsinnigwerden bescheiden. Dass sie ihrer Arbeit zutiefst ergeben war und eine ganz fiese Kartenspielerin war. Dass sie einen ganz besonderen Humor hatte. Dass sie verletzlich war. Ja. Und vorsichtiger, als man sich vorstellen konnte. Auf eine Art erinnerte sie ihn an

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