Räubers Lust (German Edition)
William ritt, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Blade und seine Räuberbande jagten ihn schon seit Ewigkeiten, wie es Will schien, durch den Firtree Forest, wobei die Gruppe einen Heidenspaß hatte. Die Furcht einflößenden Kerle grölten und schleuderten Steine auf ihn, sodass er schon am ganzen Körper grün und blau sein musste, doch William spürte die Treffer kaum. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Rettung seines jungen Lebens, das gerade erst achtzehn Lenze überschritten hatte.
Schwer atmend hielt er sich an den Zügeln fest, und sein edles Pferd sprintete schnaubend ins Nirgendwo. Schaum rann dem Hengst aus den Nüstern, das schwarze Fell glänzte vor Schweiß. Auch Will schwitzte. Angestrengt versuchte er in der hereinbrechenden Dämmerung den Waldweg auszumachen, während ihm die kühle Abendluft um die Ohren pfiff und Zweige in sein Gesicht peitschten. Es ist aussichtslos , wusste er. Die Räuber kannten sich im Firtree Forest einfach besser aus.
„Hey, Bürschchen“, drang plötzlich eine amüsiert klingende Stimme an sein rechtes Ohr, „so weit weg von Lord Papi?“
Williams Kopf fuhr herum. Nur eine Armeslänge entfernt ritt ein großer Mann neben ihm. Eng anliegende Lederhosen spannten sich um seine muskulösen Oberschenkel und das leicht geöffnete Hemd gab den Blick auf eine breite Brust frei. Grüne Augen funkelten vergnügt durch Strähnen von pechschwarzem Haar, wobei die Zähne des Ganoven durch den Bartschatten aufblitzten. William hatte schon so viele Geschichten über diesen Räuberhauptmann gehört, dass er sofort wusste, mit wem er es zu tun hatte: „Blade!“
„Absolut richtig, mein Bürschchen, so werde ich genannt. Blade, die Klinge!“ Der dunkle Klang seiner Stimme ließ Will erschaudern. „Und ich kenne auch Euren Namen, William!“
Will stieß einen verächtlichen Laut aus, denn jeder kannte das Wappen der Familie Staverton, das gut sichtbar seinen Sattel zierte.
„Was wollt Ihr von mir, Schurke?“ Der junge Mann an Blades Seite schnaufte heftig.
Euch gegen eine beachtliche Summe auslösen lassen , wollte der Räuber sagen, doch plötzlich bekam die Frage einen ganz anderen Sinn. Obwohl William das hellbraune Haar im Gesicht klebte und er die Lippen verbissen aufeinanderpresste, zog sein hübsches Antlitz sofort Blades Aufmerksamkeit auf sich. Sein Herz schlug schneller. Ich möchte zu gern wissen, ob seine Haut auch so zart ist wie der Rest von ihm.
Will schien ihn mit den Blicken seiner steingrauen Augen töten zu wollen. Blade erkannte einen Mann, der ihm an die Gurgel wollte, und der Edelmann gehörte definitiv zu dieser Sorte. Ein Kloß bildete sich in seinem Magen. Was interessiert es mich, ob er mich verachtet. Er wird keine Gelegenheit haben, mir etwas anzutun. Das schmächtige Bürschlein schaff ich doch mit links.
„Er ist gekleidet wie ein alberner Geck!“, schrie ein Räuber hinter Blade und riss ihn aus den Gedanken. Seine Augen richteten sich nun auf die langen schlanken Beine, die in schneeweißen Strumpfhosen steckten.
Verdammt, Blade, was ist nur los mit dir? , dachte er überrascht. Man könnte ja glauben, du fändest Gefallen an dem Jüngling.
Blades Kumpan, ein grobschlächtiger Kerl, der nur noch ein Auge besaß, ritt nun an der anderen Seite des Adligen und wollte ihn vom Pferd zerren. Doch der Mann wehrte sich verbissen. Sein Schnallenschuh traf die Flanke des Räuberpferdes, das sich daraufhin auf die Hinterbeine stellte und den Einäugigen beinahe abwarf.
„So viel Mumm hätte ich dir gar nicht zugetraut, Bürschchen!“, rief Blade.
Abermals bemerkte er den Zorn in den grauen Augen. „Nenn mich nicht immer Bürschchen, du nichtsnutziger Rumtreiber!“
Plötzlich wendete sich Blades leidenschaftliches Gefühl ins Gegenteil. Was auch immer er gerade noch für den Adligen empfunden hatte, es war verflogen. Er hörte seinen Puls in den Ohren klopfen, als er sich unter Kampfgebrüll auf den Reiter stürzte und daraufhin beide zu Boden gingen.
Das Moos hatte den Sturz kaum abgefangen. Hart schlug Will mit dem Kopf auf, während Blade auf ihm zu liegen kam und ihm sämtliche Luft aus den Lungen presste. Sofort tanzten schwarze Flecken vor Williams Gesicht. Bevor er in einen dunklen Strudel gerissen wurde, sah er nur noch ein Paar tannengrüner Augen, die ihn wütend anstarrten. Dieser intensive Blick verursachte ein sehnsüchtiges Ziehen um seine Herzgegend, doch er wusste nicht, warum. Mit voller Wucht traf die Faust
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