Sommergeheimnisse (German Edition)
anzunehmen, dachte sie müde. Sie sollte einfach nicht mehr an morgen denken, an all ihre Verpflichtungen, denen sie immer zuverlässig nachkam. Sie könnte mit Cord gehen und sich mit dem zufriedengeben, was er ihr bot. Jedenfalls war sie ihm nicht gleichgültig. Vielleicht liebte er sie nicht, aber immerhin bemühte er sich um sie.
Sehnsüchtig stellte sie sich vor, wie es wäre, mit ihm um die Welt zu reisen. Für Cord würde sie jede Nacht ihren Kopf auf ein anderes Kissen betten, obwohl sie bisher mit dem Leben in Mississippi zufrieden gewesen war. Es war sowieso nur eine Frage der Zeit, bis es mit ihrem bisherigen Lebensstil vorbei sein würde. Sie hatte versagt, konnte die Anleihe nicht bezahlen.
Als Cord ihren Wagen auch am nächsten Morgen noch nicht gebracht hatte, rief Susan Imogene an, um sich von ihr abholen zu lassen. Sie musste ins Büro, um die letzten Vorkehrungen zu treffen. Mochte das Schiff auch sinken, sie würde es in geordneten Verhältnissen verlassen und selbst im Unglück Haltung bewahren.
Gleichzeitig war Susan sich bitter bewusst, dass sie an beiden Fronten verloren hatte. Statt ihre Familie zu versöhnen, hatte sie den Streit nur verschärft. Cord begehrte sie vielleicht, aber würde er ihr jemals vertrauen? Schließlich hatte sie zu den Blackstones gehalten, obwohl er sie gebeten hatte, sich auf seine Seite zu schlagen. Selbst ihre Über-zeugung, dass Cord im Unrecht war, milderte ihren nagenden Schmerz nicht.
Als Imogene sie am Abend nach Hause fuhr, stand Susans Wagen in der Auffahrt. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Warum war Cord nicht gekommen, während sie zu Hause war? Vielleicht mied er sie. Sie starrte den Wagen an, bevor sie sich bei Imogene fürs Mitnehmen bedankte.
Ihre Schwiegermutter tätschelte ihr die Hand. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte sie. „Soll ich vielleicht mal mit Cord reden? Ich weiß, dass du unglücklich bist, und ich habe das Gefühl, es ist alles meine Schuld.“
„Nein, es ist nicht deine Schuld“, wehrte Susan ab und brachte ein Lächeln zustande. „Es ist meine Entscheidung, ich muss eben damit leben.“
Wie immer wartete Emily und tat so, als würde sie die Küche aufräumen,während Susan pflichtbewusst aß. Zufrieden nickte Emily.
„Cord hat angerufen. Ich soll aufpassen, dass Sie genug essen. Sie sind zu dünn, diese Geschichte macht Sie noch ganz krank.“
„Es wird nicht mehr lange dauern“, seufzte Susan. Sie hasste sich dafür, aber sie musste Emily einfach fragen. „Hat er noch etwas gesagt?“
„Er hat erzählt, dass ein Baum umgestürzt ist, aber glücklicher-weise nicht auf die Hütte. Das Dach ist vom Hagel leicht beschädigt, aber ansonsten hat alles den Sturm gut überstanden.“
„Gut.“ Es waren keine persönlichen Nachrichten, doch besser als nichts.
Emily war gerade gegangen, als Imogene anrief.
„Susan, kannst du herkommen?“ Es klang dringend. „Preston ist wieder da, und er hat etwas über Cord herausgefunden.“
„Ich bin sofort da.“
Susan warf den Hörer auf die Gabel und schnappte ihre Handtasche. Etwas über Cord? Ihr Herz zog sich zusammen. Hatte er etwas Illegales getan? Was es auch sein mochte, sie würde ihn irgendwie beschützen. Und wenn Preston etwas gegen Cord unternehmen wollte, würde sie es Cord auf alle Fälle wissen lassen.
Unterwegs schlug ihr das Herz wild in der Brust. Die ganze Zeit hatte sie sehnlich auf Prestons Rückkehr gehofft, aber nun fürchtete sie, dass er versuchen würde, Cord zu schaden.
Preston öffnete ihr die Tür. Erschrocken sah er Susan an. „Mein Gott, du hast ja mindestens zehn Pfund abgenommen. Was hast du denn ge macht?“
Sie wischte seine Bemerkung beiseite. „Das spielt keine Rolle. Was hast du über Cord herausgefunden?“
Er begleitete sie ins Wohnzimmer, wo Imogene bereits wartete. Susan setzte sich. „Ich habe ein wenig Detektivarbeit geleistet, während ich weg war“, begann Preston. „Cord sollte annehmen, ich kneife, und es hat funktioniert. Er muss gedacht haben, er hätte gewonnen, ohne richtig dafür zu kämpfen.“
„Das bezweifle ich“, unterbrach ihn Susan. „Bis vorgestern wusste er nämlich gar nicht, dass du überhaupt weg warst.“
Preston runzelte irritiert die Stirn. „Aber warum das denn? Hast du es ihm nicht gesagt?“
„Das wolltest du wohl, nicht wahr? Du hast alles mir überlassen, weil du dachtest, ich renne schnurstracks zu ihm hin und flehe um Gnade. Genau das hat er dir auch unterstellt,
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