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Sommergewitter

Sommergewitter

Titel: Sommergewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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Hilf mir! Bitte, ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Ginie, bist du’s?«, schrie ich.
    Im gleichen Moment wurde mir der Hörer aus der Hand gerissen. Erlöst sprang mein Onkel hoch, rief: »Ginie! Wo bist du? Geht’s dir gut?« Seine Arme ruderten durch die Luft, als befände er sich auf einem unsichtbaren Trampolin. »Was? Waaaas?«
    »Ist sie das? Lebt sie?« Meine Eltern drangen auf ihn ein, aber er gab keine Antwort, tobte durchs Zimmer, brüllte in den Hörer: »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was fällt dir ein! Weißt du eigentlich, wie viel Angst ich um dich gehabt habe, was hier los ist?!«
    Ginie musste ihm wohl antworten, denn er schwieg einen Moment, nur um sich dann weiter aufzuregen: »So, ach so siehst du das! Jetzt hör mir mal zu, das mag vielleicht unglücklich gewesen sein, aber das ist noch lange kein Grund, einfach abzuhauen!«
    »Paul, wie geht es ihr?«
    Mein Onkel achtete nicht auf meine Eltern. »Bitte? Das kann man ja wohl nicht miteinander vergleichen! Du hast ja überhaupt keine Ahnung, du hast da irgendwas aufgeschnappt und dir ein ganz schiefes Bild zusammengebastelt! Was glaubst du, warum ich mit dir hierher ziehen will? Doch damit es dir gut geht und nicht . . .« Seine Stimme wurde gefährlich leise. »Jetzt hör mir mal zu, Ginie. Du bleibst jetzt auf dieser Kirmes in Münster; ich komme, hol dich ab und dann ist ein für alle Mal Schluss mit diesem Unfug!«
    »Und? Was ist?«, fragte mein Vater, als mein Onkel das Telefon weglegte, einen Moment vor sich hin starrte.
    »Paul!«
    Mein Onkel räusperte sich verlegen. »Es geht ihr gut. Äh, sie ist tatsächlich abgehauen. Was soll ich sagen? Es hat ihr wohl hier nicht gefallen.«
    »Wie? Die hat einfach keinen Bock mehr, verzieht sich und wir denken, dass Rüdiger . . .« Jonas war blass geworden, er ergriff meinen Arm.
    »Ja, das ist verdammt dumm gelaufen«, gab mein Onkel zähneknirschend zu. »Annika hatte recht: Rüdiger hat Ginie Geld für die Fahrkarte geliehen.«
    »Meine Güte.« Meine Mutter seufzte, griff nach der Hand meines Vaters, der gar nichts mehr sagte. »Aber das Allerwichtigste ist doch: Dem Mädchen ist nichts passiert.« Sie zögerte noch einen Moment, stand dann auf. »Ich muss Rüdigers Eltern anrufen. Das ist mir ja jetzt sehr peinlich, aber . . .«
    »Warum hat dieser Idiot denn auch nichts gesagt?«, rief mein Onkel. »Der ist doch selbst schuld!«
    »Ich glaube, wer hier an was schuld ist, ist noch nicht ganz geklärt!« Ich wurde wütend. »Warum wollte Ginie weg? Erzähl uns keinen Stuss! Dass es ihr hier nicht gefallen hat, ist doch nicht alles!«
    »Annika, was soll denn das?!«, fuhr mich mein Vater an und mein Onkel warf mir einen ärgerlichen Blick zu.
    Ich ließ mich davon nicht einschüchtern. »Wer ist aus unserer Familie am See verschwunden?«
    »Da habt ihr’s.« Mein Vater klatschte kurz in die Hände. »Alles kehrt zurück im Leben.«
    »Schluss! Ich will davon jetzt nichts hören!« Mein Onkel nahm seine Jacke. »Bernd, informierst du bitte die Polizei? Ich fahr Ginie holen.«
    »Ich fahr mit!«
    »Annika«, sagte mein Vater sanft. »Meinst du nicht, dass Ginie und Paul vielleicht erst mal allein reden wollen?«
    »Nein! Sie hat gesagt, ich soll ihr helfen. Außerdem geht’s mich auch was an. Jonas, schickst du Rüdiger ’ne SMS, dass er rauskommen kann?!« Ich stellte mich neben meinen Onkel.
    Er protestierte nicht und auch mein Vater nickte nur vor sich hin, als wir zum Wagen gingen. Jonas stand in der hell erleuchteten Eingangstür und sah uns nach.
     
    Wir erreichten das Kirmesgelände eine halbe Stunde später. Mein Onkel raste so halsbrecherisch schnell über die Landstraße, dass ich bei jedem einzelnen Alleebaum betete, wir würden heil an ihm vorbeikommen. Obwohl ich so viele Fragen an ihn hatte, wagte ich während der Fahrt nicht, ihn anzusprechen. Ich war mir sicher, hätteich nur einen Mucks von mir gegeben, wären wir im Graben gelandet.
    Ginie hatte keinen Treffpunkt mit ihrem Vater ausgemacht, aber fast alle Stände und Fahrgeschäfte waren bereits geschlossen, sodass kaum noch Menschen unterwegs waren. Mit etwas Glück würden wir sie leicht finden. Ich brannte darauf loszurennen, aber bevor wir uns auf die Suche machten, brauchte mein Onkel erst mal einen Schnaps und einen Espresso.
    »Muss das denn sein?!«, nörgelte ich, als er gleich an der ersten noch offenen Bude stehen blieb.
    »Ja, Annika, es muss.« Seine Hand zitterte, als er den Becher zum

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