Sommertraume in Marbella
hatte Lucys Ehemann Nick gesagt.
Als ihr Nicks unfreundliche Bemerkungen über Dorland einfielen, runzelte Julia die Stirn.
„Er ist ein dicker hirnloser Mann mit einem Starfimmel. Wenn er denn überhaupt ein Mann ist“, hatte Nick gespottet, nachdem Dorland ihnen den Auftrag gegeben hatte.
Sofort hatte Julia Dorland verteidigt. „Das stimmt nicht und ist unfair, Nick.“
Sicher, Dorland hatte Übergewicht. Und es wurde auch gemunkelt, dass er sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hatte, bevor er auf der Bildfläche der Highsociety erschienen war. Außerdem wurde über seine sexuelle Orientierung getratscht und spekuliert. Insgeheim hatte Julia den Verdacht, dass er zu den Menschen gehörte, die wirklich asexuell waren. Obwohl er dank des Erfolgs von A-List Life ständig von weiblichen und männlichen Möchtegernen umgeben war, konnte niemand mit Bestimmtheit sagen, dass Dorland schon einmal mit einem Mann oder einer Frau eine sexuelle Beziehung gehabt hatte. Julia war sicher, dass Dorland seine ganze Leidenschaft für die große Liebe seines Lebens reservierte: den Ruhm und diejenigen, die ihn besaßen. Er verstand die weibliche Psyche wie kein Zweiter und streichelte empfindliche Promi-Egos so erfolgreich, dass ihm sogar ansonsten unerreichbare Stars ihre Türen öffneten und Interviews gewährten.
Ohne Frage mochte und bewunderte Dorland die Berühmten wirklich, und sie spürten das und verhalfen ihm zu Exklusivberichten, wegen derer die Chefredakteure anderer Zeitschriften vor Neid mit den Zähnen knirschten.
Auch wenn Nick vorgab, Dorland zu verabscheuen und zu verachten, fragte sich Julia, ob er ihm nicht insgeheim einfach seinen Erfolg und seinen Reichtum missgönnte.
Sie, nicht Nick, hatte die beiden aufwendigen Events für Dorland organisiert und koordiniert. Und dabei mit mehr Mammutegos fertig werden müssen, als ein normaler Mensch je kennen lernen wollte. Währenddessen war Nick die meiste Zeit unterwegs gewesen und hatte Gespräche mit potenziellen neuen Kunden geführt. Die wirklich harte Arbeit hatte er Julia überlassen. Jetzt war er allerdings hier und sammelte die Lorbeeren ein.
Kummer und Schuldgefühle bedrückten ihr Herz. Früher hatte sie einmal davon geträumt, dass Nick und sie zusammenziehen oder sogar heiraten würden. Doch er hatte sie abserviert, kurz nachdem sie ihn mit Lucy bekannt gemacht hatte. Natürlich hatte sie ihr Bestes getan, um ihre Gefühle zu verbergen. Wieder und wieder hatte sie sich versichert, dass Herzen nicht wirklich brachen. Trotzdem war sie nach dem Ende der Affäre so deprimiert gewesen, dass sie befürchtet hatte, sich nie wieder davon zu erholen.
Ihre Wortwahl ließ sie das Gesicht verziehen. Nick und sie hatten ja nicht einmal eine Affäre gehabt. Er hatte sie verfolgt und ihr geschmeichelt, aber über einige leidenschaftliche Küsse war die Sache nie hinausgekommen. Und zum Glück hatte sie keine Gelegenheit gehabt, sich ihren Freundinnen anzuvertrauen.
Seit kurzem beklagte sich Nick bei ihr. Seine Ehe stecke in Schwierigkeiten und er glaube, einen Fehler gemacht zu haben. Und auch Lucy, so loyal sie Nick gegenüber auch sein mochte, sah seit einiger Zeit unglücklich aus.
Nachdem sie sich mit einem prüfenden Blick überzeugt hatte, dass draußen im Moment alles in Ordnung war, wollte Julia ins Haus gehen, um zu sehen, wie Dorland mit dem Interview vorankam. Plötzlich aber tauchte Nick vor ihr auf. Wieder legte er ihr die Hand auf die nackte Schulter und streichelte langsam die glatte sonnengebräunte Haut.
„Nicht“, sagte Julia warnend.
„Was nicht?“, fragte er spöttisch. „Hör nicht auf? Du willst es doch ebenso sehr wie ich.“
„Das stimmt nicht. Von allem anderen einmal ganz abgesehen, bist du mit Lucy verheiratet.“
„Erinnere mich bloß nicht daran!“
Unwillkürlich wich Julia vor ihm zurück. Sie wollte das nicht hören, und sie wollte diese Situation nicht. Aber Nick hielt sie fest und schloss den Abstand zwischen ihnen wieder.
„Weißt du noch, wie schön es mit uns war?“, flüsterte er heiser. „Wozu hältst du dich zurück? Warum sollen wir keinen Spaß miteinander haben, wenn wir uns doch beide danach sehnen? Ich könnte nachher in dein Zimmer kommen. Niemand braucht es zu erfahren, und wir …“
„Nein! Zwischen uns ist es aus, Nick. Ich meine das ernst. Und ich werde es mir nicht anders überlegen.“
„Oh doch, das wirst du“, sagte er leise und neigte den Kopf.
Jeden Moment würde Nick sie
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