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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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deiner geöffneten Wohnungstür stehen und zögerst. Es hat sich alles verändert; alles ist geblieben, wie es war. Du verstehst langsam, warum es dir so schwerfällt, Lars gehen zu lassen. Du hast seinen Namen in dieser Nacht kein einzigesMal verleugnet. Obwohl der Mann dir die Rippen gebrochen hat. Was ist das? Kannst du oder willst du ihn nicht gehen lassen? Ich kann nicht. Ich will nicht. Was stimmt nicht mit dir? Du hast deinen Tribut gezahlt und bist frei. Dennoch stellst du dir diese Frage: Wer sagt, daß ich die Illusion nicht doch noch ein wenig länger aufrechterhalten kann? Es ist Trennung, es ist Abschied, es ist vorbei. Ja, aber Lars gehört zu mir. Und an diesem Punkt bist du nicht ganz ehrlich zu dir selbst. Natürlich spielt auch der Reiz eine große Rolle, zwei Leben auf einmal zu führen. Noch eine Nacht , sagst du dir, und wenn ich mich am Morgen anders fühle, beende ich alles.
    Und so zieht Jonas Kronauer seine Wohnungstür wieder zu, und so steigt Lars Meybach die Treppe hoch in das nächste Stockwerk.
     
    Du willst die Wohnungstür aufschließen, der Schlüssel klemmt. Du ziehst ihn raus, versuchst es ein zweites Mal. Der Schlüssel greift, du öffnest die Tür und greifst automatisch nach rechts, um das Licht einzuschalten. Der Schalter reagiert mit einem trockenen Klick, das Licht bleibt aus. Du fluchst, betrittst die Wohnung und schließt die Tür hinter dir. Als du dich eben auf den Weg zum Sicherungskasten machen willst, trifft dich der erste Schuß in den Magen. Die Wucht hebt dich an, deine Füße verlieren für eine Sekunde den Kontakt zum Boden. Der zweite Schuß zerschmettert deinen Unterarm. Du stürzt gegen die Wohnungstür und sinkst an ihr herunter. Du bist fassungslos. Der Schmerz hat dich noch nicht erreicht. Dir fehlt jegliches Begreifen. Du sitzt auf dem Boden und weißt nicht, was hier geschieht. Im selben Moment registriert dein Körper die Einschußwunden, im selben Moment reagieren deine Nerven. Ein Seufzen entweicht deinem Mund, und eine Welle aus Schmerz überrollt dich.

TAMARA
    Er liegt da und rührt sich nicht. Sie durchsucht seine Hose. Leer. Sie geht in den Flur und durchwühlt die Mäntel und Jacken in der Garderobe. Die vierte Jacke gehört ihm. Sein Vorname ist wirklich Samuel. In der rechten Tasche ist ein Schlüsselbund, die Fahrzeugpapiere sind in der Brieftasche.
    Sie steckt alles ein.
     
    Die Automarke steht auf einem der Schlüssel. Tamara braucht keine zwei Minuten, um seinen Wagen zu finden. Sie fährt rückwärts in die Einfahrt der Belzens. Im Kofferraum sind zwei Kisten mit leeren Mineralwasserflaschen, ein Regenschirm und eine Decke. Sie stellt die Sachen neben den Wagen und läßt den Kofferraum offenstehen. Sie ist auf Autopilot, umrundet das Haus und ist sich plötzlich sicher, daß Samuel verschwunden ist.
    Wenn er weg ist, werde ich ihn suchen. Ich werde ...
    Er liegt noch immer auf dem Teppich. Tamara packt ihn unter den Armen und schleift ihn über die Terrasse, durch den Garten und zum Wagen. Ihr ist egal, ob sie gesehen wird. Sie stemmt seinen Körper durch die Klappe. Der Kofferraum schließt sich mit einem satten Laut. Tamara steigt in den Wagen und fährt los.
     
    Ihr erster Halt ist die Villa. Sie holt ihre Papiere und eine große Rolle Klebeband. Sie stopft Kleidung in eine Tasche. Im Schuppen findet sie Sitzkissen und Wolldecken.
    Sie kehrt zum Wagen zurück und öffnet den Kofferraum. Er ist immer noch ohnmächtig.
    Ich könnte ihn begraben. Ich könnte ihn hier und jetzt begraben. Die Grube ist noch offen, es ginge ganz leicht.
    Tamara schüttelt den Kopf, sie will ihn nicht in der Nähe haben.
    Sie fesselt ihn mit dem Klebeband. Erst die Arme, dann die Beine. Sie macht ein Paket aus ihm. Zum Schluß verklebt sie seinen Mund und steckt die Decke und die Kissen um ihn herum fest. Sie rüttelt ihn an der Schulter, er bewegt sich keinen Zentimeter von der Stelle.
    Eingepackt .
    In der Villa zögert Tamara einen Moment. Sie will Kris eine Nachricht hinterlassen und fragt sich, was sie schreiben soll. He, ich habe einen alten Mann im Kofferraum, und wenn du Pech hast, siehst du mich nie wieder. Sie findet einen Stift und sucht nach Papier. Ihr Blick fällt auf den Zettel über der Spüle. In der Dunkelheit deiner Gedanken ... Sie weiß weder, wer diesen Blödsinn geschrieben, noch weshalb sie ihn bisher übersehen hat.
    Tamara reißt den Zettel herunter, streicht die Worte durch und versucht zu schreiben, aber ihre Schrift ist ein

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