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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Gekrakel, die Hand zittert. Reiß dich zusammen! Schließlich kritzelt sie in Großbuchstaben:
     
    KEINE SORGE, ICH WEISS, WAS ICH TUE. TAMMI.
     
    Mehr muß nicht sein. Sie läßt den Zettel auf dem Küchentisch liegen und geht nach draußen. Als sie am Wagen ankommt, hört sie ein dumpfes Klopfen aus dem Kofferraum. Sie will nicht reinsehen. Sie steigt in den Wagen und startet ihn.

KRIS
    Kris zuckt zusammen, als er den Schlüssel im Schloß vernimmt. Der Mann vom Notdienst hat recht, der Schlüssel klemmt. Kris hört ein Fluchen, dann wird an der Tür gerüttelt, und der Schlüssel greift. Die Tür schwingt auf. Eine Hand tastet nach dem Lichtschalter. Das Licht geht nicht an. Kris hat von Filmen gelernt.
    – Ach, Scheiße.
    Kris sieht Meybachs Silhouette. Die Tür wird geschlossen. Meybach macht zwei Schritte in den Raum und bleibt stehen. Er wartet darauf, daß seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen. Kris wartet darauf, daß Meybach den nächsten Schritt macht. Meybach muß an ihm vorbei, wenn er zum Sicherungskasten will.
    Wieso zögert er?
    Und dann macht Meybach den nächsten Schritt.
    Die Schüsse sind laut. Zwei berstende Laute, die klingen, als hätten sie sich am Schalldämpfer vorbeigeschlichen. Kris hat auf Meybachs Unterkörper gezielt. Es überrascht ihn, wie ruhig er nach den Schüssen ist. Seine Ohren klingeln, aber er ist ruhig. Meybach rutscht an der Tür hinunter. Er ist still, dann kommt ein Ächzen aus seinem Mund, das ein wenig nach einem Seufzer klingt.
    Kris richtet die Taschenlampe auf ihn und schaltet sie ein.
    – Du bist es, sagt er.
    Blut. Ein Trainingsanzug. Turnschuhe. Meybach schaut in das Licht, als wäre Kris nicht da, als wäre das Licht eine eigene Anwesenheit im Raum, die ihn in Frage stellt. Seine Pupillen sind Nadelköpfe, der Mund steht halb offen.
    – Ich bin es, flüstert Meybach und holt Luft und wiederholt lauter:
    – Ich bin es!

DU
    Du bist es wirklich, auch wenn du dir wünschst, nicht du zu sein, bist du es wirklich – vier gebrochene Rippen, ein zerschmetterter Arm, Löcher in beiden Handwurzeln und eine Kugel im Bauch. Wer wäre jetzt schon gerne an deiner Stelle?
    Ihr sitzt euch gegenüber. Du mit dem Rücken gegen die Tür, Kris Marrer auf einem Stuhl. Die Taschenlampe steht vor ihm auf dem Boden und leuchtet an die Zimmerdecke. Das Licht gleicht dem eines schlecht beleuchteten Aquariums. Deine Augen flimmern, du versuchst, klar zu sehen, das Licht hilft nicht gerade dabei. Um dich herum breitet sich eine Blutpfütze aus, du spürst vom Becken abwärts nichts mehr. Würden deine Beine jetzt aufstehen und weggehen, würdest du dich nicht wundern.
    – Ich hoffe, es tut weh, sagt Kris Marrer.
    – Es geht, sagst du und meinst es auch so. Der Schmerz hat sich in ein hintergründiges Pulsieren verwandelt. Nein, der Schmerz ist nicht dein Problem, viel schlimmer ist es, daß du dich so schwach fühlst. Schlafen, du denkst nur noch ans Schlafen.
    – Mir ist egal, wer du wirklich bist, spricht Kris weiter. Mir ist egal, ob du vor drei Monaten gestorben bist oder ob du alles nur gespielt hast. Ich will auch nicht wissen, warum du es uns so leichtgemacht hast, dich zu finden.
    Du hustest, Blut quillt dick und warm aus deinem Mund, du versuchst, den heilen Arm hochzuheben, um das Blut von deinem Kinn zu wischen, es gelingt dir nicht. Du bist froh, dich selbst nicht sehen zu können.
    Kris Marrer spricht weiter. Konzentration. Du spürst, wie du den Faden verlierst. Konzentrier dich!
    – ... einer von diesen Psychopathen bist, die sich selbst ans Messer liefern, damit man sie bremst. Auch das ist mir egal. Ich will nur eines wissen, wieso mußtest du uns da reinziehen?
    Ein Ruck geht durch dich hindurch. Ach, schau mal, jetzt bist du aufmerksam. Hier geht es um die Wahrheit. Hier geht es um das, was gewesen ist. Also antworte ihm, sag ihm ruhig die ganze Wahrheit.
    – Wegen ... wegen eurer Anmaßung.
    – Was?
    Kris Marrer muß sich vorbeugen, um dich besser hören zu können. Du wußtest nicht, daß du flüsterst. Du räusperst dich, mehr Blut, du spuckst aus, versuchst, dich bequemer hinzusetzen, gibst auf.
    – Wegen der ... wegen der Position, in die ihr euch begeben habt. Ihr ... Jeder lebt mit Schuld ... quält sich damit, wie er sich ... Und dann ... dann kommt ihr kleinen Wichser daher ...
    Du grinst, die weißen Zähne, der Blutfilm auf deinen weißen Zähnen, das Lächeln eines Wolfs. Und für einen Moment kehrt die Kraft zu dir zurück. Wie ein

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