Soul Kitchen

aufgewachsen, da gibt es bestimmt noch keinen Laden wie deinen. Die Mieten sind nicht so hoch. Nimms an, wir beide sind doch erwachsen.«
    »Was ist Erwachsensein?«
    »Weiß ich auch nicht, aber Erwachsene sind manchmal nur Kinder mit Schulden. Es liegt bei jedem selbst.«
    »Linde, du bist ein guter Mensch.«
    »Ach was, der Stress soll sich doch gelohnt haben. Glück wird größer, wenn man was davon abgibt. Geben ist wie Angeln.«
    »Danke, Linde, danke!«
    »Ruhe jetzt! Was wird das Erste sein, was du in deinem Restaurant kochst?«
    »Mhm, ich werde braten, frittieren! Kleine Fische, Sardinen! Eine Frau, die es wissen muss, hat mir mal gesagt, nur wer aus kleinen Fischen was Gutes machen kann, macht aus einem Lachs kein Katzenfutter oder so.«
    »So wahr ist das, so wahr du Zinos heißt.«
    »Und du Linde«
    »Na ja, das weiß man nicht, zumindest heiße ich so schon eine ganze Weile.«
    Sie lachten.
    »Da fällt mir ein, ich hab neulich irgendwo mal leckere kleine frittierte Fische gegessen, bei so ’nem Griechen, der Laden hieß ... ach, wie hieß der noch? Na, da hab ich an dich gedacht, weil da so ein Typ am Nachbartisch saß, den kannten alle, die vorbeigingen, der sah dir verdammt ähnlich.«
    »Ach, der schon wieder.«
    Illias wollte Zinos helfen, ein geeignetes Lokal zu finden, eines mit Seele, einer Geschichte. Aber dann kam er vorher wieder mal sich selber in die Quere – und in den Knast. Zinos bekam einen Tipp vom alten Sokrates, den er in Willhelmsburg an einem Kiosk kennengelernt hatte. Niemand außer Zinos hatte Interesse an dem alten Gebäude. Die Renovierung fraß fast das ganze Geld auf. Er konnte nur gebrauchte Geräte für die Küche kaufen. Aber er schaffte es, das SOUL KITCHEN zu eröffnen. Linde kam am ersten Tag zusammen mit Toto und schenkte ihn einen Lieferwagen. Am Anfang machte er alles alleine: Küche, Service, Einkauf, Buchhaltung. Dann hängte er einen Zettel an die Tür. Fast nur hübsche Mädchen stellten sich als Aushilfen vor, Wirt zu sein Fing an, ihm zu gefallen. Linde erließ Zinos bald den Rest der Schulden. Das Leben war gut, er hielt sich an die Regel seines Bruders: Viele kleine Lieben machen immun gegen eine zu große Liebe. Und dann war Nadine an irgendeinem Sonntagabend ganz allein ins SOUL KITCHEN gekommen und hatte, während sie Pastitsio aß, eine Prince-Biografie gelesen. Aber nicht mal ihr hatte er später erzählt, was auf Adios passiert war. War sie die Frau seines Lebens? War er überhaupt glücklich?
    Wenn Nadine nicht wegmüsste, wäre ihm egal, dass er pleite war, alles wäre nicht so schlimm. Der Tag ihrer Abreise war bald, und schon seit Tagen hatte er diese Rückenverspannungen. Zinos begann, Forever in my life von Prince zu summen, und er konnte nicht anders, als dabei an Margarita zu denken ...
    REZEPT: KLEINE FRITTIERTE FISCHE
    MAN BRAUCHT
    – Sardinen
    – Olivenöl, dass sich zum Frittieren eignet
    – einen großen tiefen Topf
    – Salz
    – Mehl
    – eine Rolle Küchenpapier
    – viele Zitronen
    – viel Weißbrot
    ZUBEREITUNG
    Die Fische innen und außen salzen und überall mit Mehl bestäuben. So viel Öl in den Topf dass alle Fische bedeckt sein werden. Das Fett stark erhitzen, dann die Fische hinein. Man kann die Temperatur runterschalten, kleine Fische brauchen nicht lang garen, sie sollten innen nicht zu trocken sein.
    Die Fische herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen,
    Die Zitronen halbieren und auf den Tisch stellen, so kann jeder so viel Saft über seinen Fischen ausdrücken, wie es ihm schmeckt, Essen sollte man die Fische im Ganzen und mit den Händen!!! Die Hände kann man hinterher mit Zitrone abreiben, dann verschwindet der Geruch später beim Waschen vollständig.
    Weißbrot rundet alles ab. Wenn man einen Kater hat, sind Pommes dazu noch besser. Am besten sollte man dazu einen gut gekühlten Weißwein oder einen leichten Rotwein trinken; es kann ein einfacher, aber anständiger Wein sein, da die salzigen Fische ohnehin jeden Geschmack dominieren .Nur Retsina kommt dagegen an oder, wenn man es mag, ein halbtrockener oder lieblicher Wein, der allerdings von sehr guter Qualität sein sollte. Auch ein eiskaltes Alsterwasser, ein Bier oder Spezi passt sehr gut dazu.
    Man kann, selbst wenn man sehr viele kleine Fische gegessen hat, immer noch gut ein Fest bis zum Morgen feiern oder etwas anderes anstellen. Man kann ins Kino gehen, auch schon vor dem Essen. Es gibt Filme, die machen genauso glücklich wie gutes