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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bist, dessen ausschweifende, ja verschwenderische Lebensweise der unseren in jeder Hinsicht widerspricht. Aber es missfällt mir, dass du den tragischen Tod unserer Mitschwester Glennara dazu missbrauchst, um Unfrieden zu stiften und unsere Mitschwestern gegen den König aufzubringen.«
    »Unfrieden?« Haronas Augen weiteten sich. »Du behauptest, ich würde Unfrieden stiften? Bin ich es, der seine Frevlerhand gegen unsere Mitschwester erhoben hat? Der die Werte unserer Gemeinschaft verachtet und sie mit Füßen tritt?«
    »Nein, aber …«
    »Oder bin ich es gewesen, der seine Fürsorgepflicht der Gilde gegenüber sträflich vernachlässigt und der durch seine falsche Politik das Sanktuarion ins Chaos stürzt?«, legte Harona nach, noch ehe Cedara ihren Einwand vorbringen konnte. »Nein, geliebte Schwestern! Nicht wir sind es, die den Unfrieden säen, sondern jene dort draußen, die von nokturnen Mächten besessen sind und nach unserer Vernichtung trachten, die Tiermenschen und jene, die sich mit ihnen verbünden. Und was den König betrifft, so spreche ich nur die Wahrheit aus – jene Wahrheit, die du nicht anerkennen willst, Cedara.«
    »Eine jede unserer Schwestern weiß, dass ich mich der Wahrheit nie verschlossen habe«, widersprach Cedara. »Dennoch warne ich vor voreiligen und übereilten Schlüssen.«
    »Ist es voreilig, wenn wir uns gegen die Mörder unserer Schwester stellen?«, fragte Harona. »Ist es übereilt, wenn wir handeln, statt weiter abzuwarten, was geschieht?«
    »Was wollt Ihr tun?«
    »In meinen Augen haben wir schon viel zu lange gewartet, geliebte Schwestern«, entgegnete Harona, und einige, allen voran die gestrenge Graia, bekundeten lautstark ihre Zustimmung. »Den Feinden der Gilde muss Einhalt geboten werden – oder dort draußen wird sich ein Sturm zusammenbrauen, der uns alle hinwegreißen wird! Wir müssen ein Zeichen setzen, ein Signal, dass auf Jordråk eine Grenze überschritten wurde, die niemals hätte überschritten werden dürfen. Die Frevler müssen ausfindig gemacht und bestraft werden.«
    »Darin stimmen wir überein«, gab Cedara zu. »Doch wer sind die Täter? Sollten wir dies nicht zunächst herausfinden?«
    »Durchaus«, räumte Harona ein, und ihrem dünnen Lächeln war anzumerken, dass sie mit dem Einwand gerechnet, ja ihn sogar erwartet hatte. »Deshalb sollte jemand nach Jordråk gehen und die Vorgänge vor Ort untersuchen.«
    »Sehr richtig«, stimmte eine der anderen Ratsschwestern zu, »ein legatus legis sollte sich der Sache annehmen!«
    »Ich würde Euch zustimmen, Meisterin Vana, wenn Nordath noch an der Macht wäre«, erwiderte Harona, »doch statt seiner sitzt sein liederlicher Sohn auf dem Thron. Wie soll ein Legat des Königs auf Jordråk für Recht und Ordnung sorgen, wenn noch nicht einmal der König selbst dies vermag? Nein, geliebte Schwestern, wir selbst müssen uns dieser Aufgabe annehmen und eine der Unseren nach Jordråk entsenden.«
    »Eine von uns? Ihr meint, eine inquisitora ?«
    »Jenes Wort hast du gebraucht, nicht ich«, wehrte Harona ab. »Du weißt so gut wie ich, dass das Amt der Inquisitorin nicht mehr existiert.«
    Cedara schnaubte, ihre sonst so wachen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was sagt Ihr dazu, Erhabene Schwester?«, wandte sie sich dem Zelt der Anführerin zu, die zuletzt beharrlich geschwiegen hatte.
    Die Antwort ließ auf sich warten, so als müsste die Erhabene Schwester zunächst Atem schöpfen. »Angesichts der jüngsten Ereignisse«, ließ sich ihre brüchige Stimme schließlich vernehmen, »ist es schwer zu beurteilen, was richtig ist und was falsch. Aber ich stimme zu, dass wir mehr Informationen brauchen, um ein ausgewogenes Urteil zu fällen – und dass wir diese Informationen aus erster Hand bekommen sollen. Ich entspreche deshalb Schwester Haronas Ersuchen, eine numerata nach Jordråk zu entsenden.«
    »Und wer?«, fragte Meisterin Vana. Furcht und Ratlosigkeit schienen ihre kleinwüchsige, zerbrechlich wirkende Gestalt zu beugen. »Wer soll auf jener entlegenen, barbarischen Welt den Kampf gegen das Nox aufnehmen?«
    »Ich erbiete mich freiwillig, diese Aufgabe zu übernehmen«, verkündete Harona großmütig.
    »Du?«, fragte Cedara schnell und sehr viel schärfer, als es unter den numeratae üblich war. »Ausgerechnet du?«
    Haronas Gesichtsausdruck blieb unverändert. Nur ihre schmalen Brauen hoben sich. »Du hast Einwände?«
    »Du selbst hast gesagt, dass es an den Rändern des Reiches gärt und

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