Splitterwelten 01 - Zeichen
unwiderruflich gezählt waren – und dass sie in all dieser Zeit eine Schlange an ihrer Brust genährt hatte.
»Harona«, war das letzte Wort, das ihre erbleichten Lippen formten, dann fiel sie leblos vornüber.
Seines Gleichgewichts beraubt, fiel ihr ungeheurer Körper von der Schlafstatt und riss dabei eine der Schalen um, die das Rauchzeug enthielten. Mit hellem Klang schlug das Metall zu Boden, die glühenden Kohlen schlitterten über das Gestein zum Rand des Zeltes. Harona sah genüsslich zu, wie der Stoff Feuer fing und kleine Flammen emporzüngelten, die sich in Windeseile ausbreiteten.
»Ich danke Euch für das erwiesene Vertrauen, Erhabene Schwester«, sagte Harona und verbeugte sich vor dem in grotesker Verdrehung am Boden liegenden Leichnam. Unwillkürlich fragte sie sich, was die Schwestern der Gilde wohl gesagt hätten, hätten sie gewusst, dass das geliebte Oberhaupt ihres Ordens genau das gewesen war, was aus tiefster Seele zu verabscheuen sie alle gelehrt worden waren.
Eine Chimäre …
Das Feuer verzehrte die Teppiche und die Einrichtung. Brennende Stofffetzen fielen herab und breiteten sich über den Leichnam der Erhabenen Schwester, der schließlich ebenfalls Feuer fing.
Harona, die inmitten des lodernden Infernos stand, wartete lange genug, um sicherzugehen, dass nichts übrig blieb.
Dies war das Ende. Und der Anfang.
Die Erhabene Schwester war tot.
Es lebte die neue Erhabene Schwester.
Und während das Feuer weitertoste und das Zelt und alles, was sich darin befand, ein Fraß der Flammen wurde, löste die hagere Gestalt der Gildemeisterin sich langsam auf, bis sie schließlich ganz verschwunden war.
Nachwort
Ein neues Universum.
Neue Welten.
Neue Helden.
Nach insgesamt sechs Abenteuern in Erdwelt war es Zeit, zu neuen Horizonten aufzubrechen. Das bedeutet nicht, dass ich nicht irgendwann in die Welt der »Orks« und »Zauberer« zurückkehren werde, aber die Idee zu den »Splitterwelten« spukte mir bereits seit Langem im Kopf herum, sodass es an der Zeit war, sie endlich zu realisieren. Und mir wurde bald klar, dass mir all die menschlichen und nichtmenschlichen (bzw. halbmenschlichen) Charaktere im Lauf der Zeit ebenso eng ans Herz wachsen würden wie Granock und die Seinen.
»Zeichen« ist wohl mein bislang persönlichster Fantasy-Roman, denn viel von meinen eigenen Genrevorlieben ist in das Konzept eingeflossen: phantastische Szenerien, dunkle Verschwörungen, mysteriöse Rätsel, undurchschaubare Schurken und ein abenteuerlicher Kosmos voller Möglichkeiten, der noch so viele Überraschungen bereithalten wird. All diese Welten mit all ihren Eigenheiten zu ersinnen, war eine echte Herausforderung, die noch dazu längst nicht abgeschlossen ist – die Saga von den »Splitterwelten« mit ihren sich gegenseitig bekämpfenden Parteien und ihrem dunklen Geheimnis hat eben erst begonnen.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei allen, die in irgendeiner Form geholfen haben, diesen Roman zu realisieren, ganz besonders beim Team von Piper Fantasy, bei Carsten Polzin für das wunderbare Lektorat und die freundschaftliche Zusammenarbeit sowie bei Michelle Gyo und Beatrice Lampe für die zusätzliche Unterstützung; meinem Agenten Peter Molden danke ich für seine Geduld und sein Verständnis. Mein besonderer Dank geht außerdem an die niederländische Künstlerin Iris Compiet dafür, dass sie ihr großartiges Talent in den Dienst der »Splitterwelten« gestellt und so den Figuren und Schauplätzen im wahrsten Sinn des Wortes ein Gesicht gegeben hat.
Ich danke meiner wunderbaren Familie, die mich auf meinen Reisen in phantastische Gefilde stets so bedingungslos unterstützt. Und natürlich danke ich euch, meinen Lesern, die ihr diesen Aufbruch in neue Welten mit mir gewagt habt.
MICHAEL PEINKOFER
Frühjahr 2012
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