Sportreporter
hoffen, die Jungen zu besseren Leistungen oder zu einer besseren Einstellung motivieren zu können und so zu zeigen, daß sie gute Trainer oder Talentsucher abgeben würden, vielleicht bei einer Fohlenmannschaft in Iowa draußen – um weiterhin ein Leben nach ihrem Geschmack führen zu können. Es ist ein bitteres Dasein hier, bestenfalls ein planloses Spiel ohne rechte Freude, und jeder wartet auf den Sieg. Ein guter, bewegender Artikel ließe sich über diese kleine Welt schreiben. Ein alter Fänger kam tatsächlich auf mich zu und bekannte, er habe Zucker und werde langsam blind, und er meinte, daraus sei doch eine gute Geschichte für junge Leser zu machen. Aber ich werde sie nie schreiben, so wie ich über Herb Wallagher nie etwas Ordentliches geschrieben habe und diese Niederlage einräumen mußte. Manchmal ist ein Leben nur ein Leben, nicht zu konjugieren, so wie es auf manche Fragen keine Antworten gibt. Es läßt sich nichts dazu sagen. Ich habe die Geschichte von dem Fänger mitsamt meinen Gedanken dazu an Catherine Flaherty weitergegeben, für den Fall, daß sich ihre derzeitigen Pläne zerschlagen.
Die Dinge erscheinen mir nun in einem anderen Licht, vielleicht so wie einer Figur am Ende einer guten Short Story. Ich habe andere Begriffe für das, was ich sehe und voraussehe, sogar andere Arten von Gedanken und Reaktionen; sie sind jetzt reifer und scheinen wirklich zu zählen. Wenn ich eine Short Story schreiben könnte, würde ich das tun. Aber ich glaube nicht, daß ich es könnte, und habe nicht vor, es zu versuchen, aber das beunruhigt mich nicht. Offenbar genügt es mir, wie ein guter Sohn Michigans in die Grünanlagen zu gehen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen, während ich irgendwo in der Nähe das Pfeifen und den dumpfen Knall eines Baseballs höre, der auf Handschuhleder trifft. So könnte das Traumleben eines Sportreporters aussehen. Manchmal komme ich mir sogar wie der Mann vor, von dem Wade mir erzählte, dessen Leben sich spurlos in dem Erdrutsch verlor.
Es ist aber nicht so, als wäre mein altes Leben völlig ausgelöscht. Denn in der Zeit, die ich hier bin, hatte ich überraschend die Gelegenheit, mit richtigen Verwandten Kontakt aufzunehmen, Cousins meines Vaters, die mir auf dem Umweg über Irv Ornstein (den Stiefsohn meiner Mutter) nach Gotham schrieben, um mir zu sagen, ein gewisser Großonkel Eulice sei in Kalifornien gestorben, und sie würden mich gern kennenlernen, wenn ich einmal nach Florida kommen sollte. Ich kannte sie natürlich nicht und glaube auch nicht, daß ich je ihre Namen gehört hatte. Aber ich bin froh, daß ich sie jetzt kenne, denn sie sind das wahre Salz der Erde, und mir hat es geholfen, daß sie mir geschrieben haben und daß ich mir die Zeit genommen habe, sie kennenzulernen.
Buster Bascombe, früher Bremser bei der Eisenbahn, ist Rentner und so schwer herzkrank, daß jederzeit, jede Stunde, sein Ende kommen kann. Und Empress, seine Frau, ist eine koboldhafte kleine Rechtsradikale, die Bücher liest wie Meister der bewußten Täuschung und die Ansicht vertritt, wir sollten die Goldwährung wieder einführen, keine Steuern mehr bezahlen, Jalta und die UNO vergessen, und die am laufenden Band Camel raucht und nebenher ein bißchen Immobilien verkauft (auch wenn sie nicht so schlimm ist, wie diese Leute oft scheinen). Beide sind ehemalige Alkoholiker, und sie glauben immer noch an die meisten der Prinzipien, an die auch ich glaube. Ihr Haus ist ein großer, gelbverputzter Bungalow außerhalb von Nokomis an der Tamiami-Route, und ich bin mindestens schon viermal runtergefahren, zu einem Steakdinner bei ihnen und ihren erwachsenen Kindern – Eddie, Claire Boothe und (zu meiner Überraschung) Ralph.
Diese Florida-Bascombes sind für mich eine prächtige Familie modernen Typs, Menschen, die darauf vertrauen, daß die Welt immer noch einige wichtige Dinge zu bieten hat, und die glauben, das Leben habe ihnen mehr gegeben, als sie je erwartet oder verdient hätten, und daran ändert für sie auch die Tatsache nichts, daß der junge Eddie zur Zeit arbeitslos ist. Ich bin stolz darauf, das neueste Mitglied ihrer Familie zu sein.
Buster ist ein großer, fröhlicher Mann mit feuchten Augen und blassem Gesicht, der wegen seiner Herzprobleme zu einer Handleserin geht und der es genießt, Fremde wie mich ins Vertrauen zu ziehen. »Dein Daddy war ein kluger Mann, oder siehst du das anders«, erzählte er mir einmal auf seiner mit Fliegengittern versehenen
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