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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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stark.
    Die Männer zogen sie ins Innere des Lieferwagens.
    Ihr letzter Gedanke war, dass sie es bereute, jemals nach Stockholm gezogen zu sein.
    Eine Scheißstadt.
    ***
    Aktenzeichen: B 4537-04
    Band  1237 A 0 , 0 – B 9 , 2
    Abschrift
     
    Es handelt sich um die Strafsache B 4537-04 , Staatsanwaltschaft gegen Jorge Salinas Barrio, Anklagepunkt 1 , sowie eine Vernehmung mit dem Angeklagten Jorge Salinas Barrio.
    Amtsrichter – Bitte schildern Sie doch das Geschehen mit eigenen Worten.
    Angeklagter – Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich benutz das Lager eigentlich gar nicht. Mein Name steht nur auf dem Mietvertrag, weil ich ’nem Freund ’nen Gefallen tun wollte. Sie wissen ja, manchmal muss man ’n bisschen aushelfen. Ich hab zwar hin und wieder Sachen dort gelagert, aber mein Name steht nur auf dem Papier. Der Raum gehört mir nicht. Das ist so ziemlich alles, was ich dazu zu sagen hab, wirklich.
    Amtsrichter – Aha, wenn das alles war, dann bitte ich Sie, Herr Staatsanwalt, Ihre Fragen zu stellen.
    Staatsanwalt – Mit dem Lager meinen Sie den angemieteten Lagerraum von Shurgard Self-Storage in Kungens kurva?
    Angeklagter – Ja, genau.
    Staatsanwalt – Und Sie sagen, dass Sie ihn nicht benutzen?
    Angeklagter – Ganz genau. Der Vertrag ist von mir unterschrieben, weil ich ’nem Kumpel, der selbst nichts anmieten kann, ’nen Gefallen tun wollte. Er steckt in Zahlungsschwierigkeiten. Ich hatte keine Ahnung, dass sich so viel Shit darin befand.
    Staatsanwalt – Und wem gehört dieser Lagerraum?
    Angeklagter – Das kann ich nicht sagen.
    Staatsanwalt – Dann würde ich gerne auf Seite 24 in der Ermittlungsakte verweisen. Es handelt sich um eine Vernehmung mit Jorge Salinas Barrio vom 4 . April dieses Jahres. Ich halte Ihnen jetzt den vierten Absatz vor, in dem Sie aussagen: »Den Lagerraum hat, soweit ich weiß, ein Mann namens Mrado gemietet. Er arbeitet für die richtig Großen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich hab den Vertrag zwar unterschrieben, aber das Lager gehört eigentlich ihm.« Stimmt es, was Sie da gesagt haben?
    Angeklagter – Nein, nein. Das ist falsch. Das muss ein Missverständnis gewesen sein. Das hab ich nie gesagt.
    Staatsanwalt – Aber so steht es hier. Hier steht außerdem, dass das Verhörprotokoll vorgelesen und von Ihnen unterzeichnet worden ist. Warum erhoben Sie keine Einwände, wenn Sie missverstanden wurden?
    Angeklagter – Na ja, ich hatte Angst. Es ist nicht so leicht, alles richtig zu erklären, wenn man in ’nem Verhör sitzt. Es war ’n Missverständnis. Die Polizisten ham mich unter Druck gesetzt, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Hab’s wohl nur gesagt, um nicht noch länger da sitzen zu müssen. Ich kenn keinen, der Mrado heißt. Ich schwöre.
    Staatsanwalt – Aha, also nicht. Mrado sagt in einer Vernehmung allerdings aus, dass er weiß, wer Sie sind. Und Sie sagten gerade eben, dass Sie nicht wussten, dass sich so viel Shit im Lagerraum befand. Was meinen Sie mit »Shit«?
    Angeklagter – Äh, Drogen. Das Einzige, was ich selber mal dort aufbewahrt hab, waren circa zehn Gramm Kokain für den Eigenbedarf. Ich war mehrere Jahre lang abhängig. Ansonsten hab ich in dem Lager Möbel und Kleidung deponiert, weil ich oft umziehe. Das andere Zeug gehörte nicht mir, und ich wusste auch nicht, dass es dort lag.
    Staatsanwalt – Und wem gehört das Rauschgift?
    Angeklagter – Darüber kann ich nichts sagen. Sie wissen ja, wie es ist; jemand könnte sich rächen. Ich vermute mal, dass der Typ, von dem ich hin und wieder Drogen kauf, das Kokain dort gelagert hat. Er besitzt nämlich ’nen Schlüssel zum Raum. Die Waage ist allerdings meine. Ich benutze sie, um meine eigenen Rationen abzuwiegen. Für den Eigenbedarf. Aber ich verkauf nichts. Ich hab ’nen Job und hab es nicht nötig zu dealen.
    Staatsanwalt – Und was arbeiten Sie?
    Angeklagter – Ich fahr als Kurier. Meistens am Wochenende, weil man da gut verdient. Schwarz, Sie wissen schon.
    Staatsanwalt – Also, wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie, dass der Lagerraum nicht Mrado, sondern jemand anderem gehört. Und dieser andere ist Ihr Dealer? Aber wie sind die drei Kilo Kokain dort hingekommen? Das ist eine ganze Menge. Wissen Sie, wie viel das auf der Straße wert ist?
    Angeklagter – Nicht genau, ich verkauf das Zeug ja nicht. Aber es ist bestimmt viel wert, vielleicht ’ne Million Kronen. Derjenige, von dem ich meinen Stoff kauf, deponiert die Ware selbst im Lager, nachdem ich

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