ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
sofort darauf reagierte, fuhr Spock fort. »Sie hatten eine bedeutende Karriere als Sternenflottenoffizier, Arzt, Forscher und, wenn man den Worten Ihrer Frau glauben kann, auch als Ehemann. Ich sage nicht, dass es an der Zeit ist, sich zu ‚verabschieden‘, wie Sie es ausdrücken, aber meiner Einschätzung nach haben Sie ein erfülltes und glückliches Leben geführt.« Wieder sagte Leonard nichts, und Spock fing an, sich Sorgen zu machen. Er wollte gerade aufstehen, als Leonard wieder sprach, jedoch ohne den Kopf zu heben.
»Das ist also alles, was Sie auf Vulkan machen?«, fragte er. »Forschen und ein wenig unterrichten?«
»Ich habe einen vollen Zeitplan«, antwortete Spock.
»Das mag ja sein«, sagte Leonard. »Aber es klingt einfach nicht so, als wäre es genug für Sie.«
Dieses Mal hob Spock beide Augenbrauen, da ihn die Beobachtungsgabe seines Freundes beeindruckte. Er hatte es noch nie in Betracht gezogen, mit jemandem über das zu reden, was ihn seit Kurzem beschäftigte, doch nun beschloss er, es zu tun. »Das ist eine scharfsinnige Beobachtung«, sagte er. »Tatsächlich habe ich eine Korrespondenz mit einem Mann aufgenommen, den wir beide vor dreiundsiebzig Jahren kennenlernten.«
»Vor dreiundsiebzig Jahren?«, wiederholte Leonard. »Auf Khitomer?«
»Ihr Gedächtnis ist ebenso beeindruckend wie Ihre Scharfsinnigkeit«, kommentierte Spock. »Ja, auf Khitomer.«
»Ein Romulaner?«, fragte Leonard.
»Auch das ist korrekt«, bestätigte Spock. »Ein Senator, der dieses Amt auch heute noch bekleidet.«
»Ich verstehe«, sagte Leonard. »Und warum sollten Sie mit einem Romulaner reden?«
»Wie Sie wissen, teilen sich Vulkanier und Romulaner die gleichen Vorfahren«, erklärte Spock. »In letzter Zeit hat sich auf Romulus die Idee verbreitet, unsere beiden Völker wieder zu vereinen.«
»Eine Wiedervereinigung«, murmelte Leonard und schien über das Konzept nachzudenken. »Könnte eine gute Sache sein. Vielleicht kühlt das diese arroganten heißblütigen Romulaner ein wenig ab und haucht euch arroganten kaltherzigen Vulkaniern ein bisschen Leben ein.«
»Ihre poetischen Vorstellungen einer friedlichen Koexistenz klingen wohlüberlegt«, bemerkte Spock trocken. »Ich wünschte, ich könnte ebenso zuversichtlich sein.«
»Sie meinen, Sie sind sich selbst nicht sicher, ob eine Wiedervereinigung der richtige Weg ist?«, fragte Leonard.
»Ich denke, es ist ein lobenswertes Ziel«, sagte Spock. »Aber ich bin nicht sicher, dass es tatsächlich dazu kommen wird.«
Leonard hob seinen Kopf, bevor er sprach, und seine Aussage überraschte Spock. »Wenn Sie es für eine gute Idee halten, aber nicht sicher sind, ob es funktionieren kann, dann liegt es an Ihnen, dafür zu sorgen, dass es funktioniert, nicht wahr?«
Spock dachte darüber nach. »Es ist erfreulich, zu wissen, dass Sie Ihren Rat immer noch so geschickt einsetzen, wie Sie es einst mit Ihren medizinischen Gerätschaften taten.«
»Danke, Spock«, sagte Leonard. Dann fügte er leise hinzu: »Tun Sie, was das Beste für Sie ist.« Er sah Spock für einen langen bedeutsamen Moment in die Augen, bevor er in einem gesprächigeren Tonfall fortfuhr. »Also, erzählen Sie mir von den Forschungsprojekten, an denen Sie zurzeit beteiligt sind.«
Spock kam der Aufforderung nach und verbrachte den Rest des Tages mit Leonard. Tonia brachte ihnen zur Mittagszeit eine Auswahl vegetarischer Speisen und am späten Nachmittag ein Tablett mit Tee und Gebäck. Zwischen den beiden leichten Mahlzeiten schlief Leonard für anderthalb Stunden ein, und als die Nacht hereinbrach, wurde er wieder müde. Spock wusste, dass er aufbrechen und Leonard seine Nachtruhe gewähren sollte.
»Ich möchte Ihnen für Ihre Gastfreundschaft danken«, sagte er und erhob sich. Er ging um den Tisch herum zu dem anderen Sofa.
»Ich bin froh, dass Sie mich besucht haben, Spock«, sagte Leonard. »Mir ist bewusst, dass Sie dafür einen weiten Weg auf sich genommen haben und das weiß ich zu schätzen.«
Spock dachte über eine angemessene Antwort nach, doch dann sagte er: »Vergessen Sie’s, Pille.«
McCoy blinzelte und lächelte dann. Spock legte eine Hand auf seinen Arm und drückte ihn – eine kameradschaftliche Geste. Leonards Körper fühlte sich gebrechlich an, als ob er nur von Erinnerungen zusammengehalten würde.
Spock verließ das Wohnzimmer und fand Tonia auf der Veranda vor. »Sie wollen gehen?«, fragte sie und stand von ihrem Schaukelstuhl auf, als er zur Tür
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