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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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schnappte nach Luft und drehte sich empört weg. Das Thema Sex war tabu im Hause Kruse. Mein Vater tat so, als hätte er nichts gehört und verließ den Flur.
    „Hallo, Bruderherz! Da bist du ja.“ Meine Schwester kam aus dem Wohnzimmer und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    „Hi, Katja! Alles okay?“
    Katja lachte und warf ihren langen Pferdeschwanz über die Schulter. „Klar. Alles im Lot. Die Kinder sind gesund und fressen mir bald die Haare vom Kopf. Ich wäre wohl auch mal besser in den Staatsdienst gegangen. Als Anwältin mit zwei Kindern an der Backe und wenig Berufserfahrung kriegst du ja kaum einen Job. Von der Bezahlung rede ich besser erst gar nicht.“ Katja winkte lässig ab und ging in die Küche, um den Kuchen zu holen.
    Ich begab mich ins Wohnzimmer und begrüßte meinen vierjährigen Neffen Jonas und seine zweijährige Schwester Josefine. Um den Kaffeetisch zu erreichen, musste ich die beiden an meiner nagelneuen Stoffhose mit zerren. Wie gut, dass Hugo so stabile Hosen schneidern ließ.
    „Jonas, Fine, lasst Onkel Marten los, hört ihr!“ Mein Schwager gab mir schwungvoll die Hand, ließ sie aber ziemlich schnell wieder los.
    Er war zwar immer nett und höflich zu mir, aber er erweckte regelmäßig den Eindruck, als hätte ich eine besonders ansteckende Krankheit, dabei war ich einfach nur schwul. Aber Thomas war vor vier Jahren der Einzige gewesen, der mit meinem Outing am Weihnachtsfest nicht viel anfangen konnte. Zugegeben, meine Eltern waren auch nicht gerade begeistert gewesen, aber ich glaube, mittlerweile haben sie sich damit abgefunden. Julia, eine sehr gute Freundin und ehemalige Kommilitonin von mir, sah das glücklicherweise etwas lockerer. Die Glückliche war mittlerweile mit einem Polizisten verheiratet und hatte das Volk um vier weitere Menschen bereichert. Übrigens bezaubernde Kinder. Als ich ihr verkündete, dass ich eigentlich mehr auf Männer stand, hatte sie kurz geschluckt, ihr Bedauern ausgesprochen und mir versichert, dass sei doch besser, als drogenabhängig oder kriminell zu sein. Nun gut, so konnte man die Sache natürlich auch betrachten.
    „Junge, zieh doch deine Jacke aus. Ist doch viel zu warm hier.“ Meine Mutter zerrte an meiner Jacke und machte Anstalten, mir beim Ausziehen zu helfen.
    „Mama! Danke, aber ich kann mich schon alleine ausziehen. Würdest du bitte aufhören, an mir herumzuziehen!.
    Gerlinde Kruse, geborene Meienreich, von mir allerdings Mama genannt, stand mit hängenden Schultern vor mir und sah mir beim Ausziehen zu. Sie stand so verloren da, dass ich sie kurz umarmte und dann meiner Schwester in die Küche folgte. Unterwegs hängte ich meine Jacke an die Garderobe.
    „So, Marten, nun schieß aber mal los! Du hast doch bestimmt jemanden kennengelernt. Das sehe ich dir an der Nasenspitze an.“ Meine Schwester blickte mir prüfend in die Augen. Ich grinste verlegen und stibitzte mir einen Kuchenkrümel von der Kuchenplatte.
    „Ach, nö! Wie kommst du denn darauf?“
    „Du hast dann so ein ganz bestimmtes Glitzern in den Augen. Ich kenne das. Es kommt mir vor, als sei ich in meinem vorherigen Leben frisch verliebt gewesen, dabei bin ich erst acht Jahre mit Thomas zusammen.“ Katja zuckte mit den Schultern und bediente sich ebenfalls von dem Kuchen.
    „Was soll das nun wieder heißen? Ich dachte, alte Liebe rostet nicht. Du kennst doch Thomas schon seit der Schule.“
    „Das ist es ja! Wir kennen uns schon aus Kindertagen. Ich hätte so gerne mal eine aufregende Abwechslung.“
    „Warum probierst du dann nicht mal ‘ne Frau aus? Ich habe gehört, das ist der neueste Kick.“ Unverschämt griente ich meine Schwester an.
    Entsetzt erwiderte sie meinen Blick. „Na also, ich weiß nicht, Marten. Ich glaube, ich bin anders gestrickt als du. Ich dachte eigentlich auch eher an irgendeinen rassigen Italiener oder von mir aus auch einen Griechen.“
    „Du würdest niemals fremdgehen, Schwesterchen.“
    „Stimmt!“, lachte Katja auf, „aber vorstellen kann ich es mir. Gedanklicher Ehebruch ist ja zum Glück nicht strafbar.“
    „Praktizierter auch nicht. Das solltest du als Anwältin eigentlich wissen.“
    „Weiß ich auch.“ Spielerisch kniff mir meine Schwester in die Wange.
    Ich verdrehte die Augen. Das hatte sie früher immer schon gemacht und mich damit in den Wahnsinn getrieben.
    „Ach, sieh mal einer an. Guck mal, die haben den Kinderschänder von letzter Woche gekriegt.“ Meine Schwester zeigte erstaunt auf den kleinen

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