Stacee's Soldat (German Edition)
bewunderte die Landschaft.
Die Eltern ließen sie vor sich hin plappern und stöberten
in einem Atlas. Wahrscheinlich waren sie mit dem Wohnwagen unterwegs.
Der
Mann sah auf und bezahlte die Rechnung sofort. Er gab mir ein nettes
Trinkgeld – das würde ich brauchen, wenn ich nächstes
Jahr aufs College gehen wollte. Deshalb arbeitete ich überhaupt
hier. Obwohl ich einen guten Durchschnitt gehabt hatte, war noch
keine einzige Antwort von wenigstens einer der Gesellschaften, die
die Stipendien vergaben, gekommen.
Brenda
war mit der Zubereitung des Eistees fertig, als ich mit den Touristen
abgerechnet hatte. Also brachte ich dem Soldaten seine Bestellung.
„ Bitte
sehr, Andrew. Ich hoffe, es schmeckt Ihnen.“
Auf
seinem Gesicht tauchte wieder das leicht melancholische Lächeln
auf, wie vorhin. Ich erkannte es von früher. Dunkel erinnerte
ich mich an eine Englischstunde, kurz bevor er verschwand. Er hatte
mich genau so angesehen.
„ Kann
ich mich nachher mit dir treffen, Stacee?“
„ Worum
geht’s denn?“
„ Na
ja, so wie es aussieht, werde ich nach Afghanistan versetzt. Aber ich
habe niemanden, dem ich schreiben kann.“
„ Du
willst mir also schreiben?“
„ Ja.“
„ Warte
hier, ich bin gleich da und dann können wir das in Ruhe
besprechen, okay?“
„ Sehr
gern.“
Das
musste ich erst mal sacken lassen. Normalerweise wäre ich auf so
eine Bitte nicht eingegangen, ganz einfach, weil ich bereits einen
Freund hatte – Richard. Trotzdem faszinierte mich Andrew
irgendwie. Ich weiß nicht mehr genau was es war, aber etwas an
ihm zog mich magisch an. Mal ganz abgesehen davon, dass er sehr viel
besser aussah als das letzte Mal, an dem ich ihn gesehen hatte.
Außerdem wirkte er in seiner Uniform viel bodenständiger
als so manche Geschäftsleute, die hier auf der Durchreise
eingekehrt waren.
Brenda
wartete ungeduldig darauf, dass ich in ihre Nähe kam.
„ Baggert
dich der süße Typ da draußen etwa erfolgreich an?“,
fragte sie neckend, als ich eine Rechnung ablieferte. In wenigen
Minuten schlossen wir den Laden. Es waren nicht mehr viele Leute da.
„ Das
ist Andrew. Er war in meiner Klasse.“
„ Und
er scheint ganz nett zu sein.“
„ Ja.
Würde es dir was ausmachen, wenn er mich entführt?“
„ Mm,
eigentlich nicht, solange er dich auch wieder zurückbringt. Aber
sei vorsichtig!“
„ Danke,
Bree!“
„ Ist
ja schon gut. Während er seinen Tee trinkt, kannst du noch ein
paar Tische putzen und abhauen. Viel Spaß!“
Brenda
war also einverstanden. Zwar offensichtlich nicht besonders
glücklich, die Rausschmeißerin zu spielen, aber immerhin
genauso neugierig wie ich. Was hatte Andrew hier zu suchen? Er war
vor über einem Jahr von hier weggezogen. Und warum fragte er
ausgerechnet mich?
Nachdem
ich die Tische abgewischt hatte, hängte ich meine Schürze
auf den dafür vorgesehenen Haken. Bree nickte mir zu und
wünschte mir noch einmal viel Spaß.
Andrew
stand auf, als ich auf ihn zukam. Er lächelte, diesmal jedoch
ein wenig weniger melancholisch.
„ Darf
ich dir deine Tasche abnehmen?“
„ Das
geht schon, danke. Du hast doch schon genug zu schleppen, mit deinem
großen Seesack.“
„ Das
ist kein Problem für mich, wirklich.“
„ Wollen
wir ein bisschen spazieren gehen?“
„ Gern.
Wie wäre es, wenn du mir deine Lieblingsplätze zeigst?“
„ Wie
viel Zeit hast du denn?“
„ Genug,
glaub mir.“
„ Dann
könnten wir an den See gehen. Das ist mein absoluter
Lieblingsplatz hier in der Gegend. Du kannst mich übrigens gern
Stace nennen.“
„ Andy.
Freut mich.“
„ Na
dann kann's ja los gehen!“
Er
lachte und ließ mir den Vortritt. (So hatte Richard mich nie
behandelt.)
„ Weißt
du schon wo genau du hin versetzt wirst?“
„ Nein,
nicht direkt. Zuerst muss ich noch zu einem Sammellager. Aber das
sollten nur ein paar Wochen sein, maximal.“
„ Warum
bist du Soldat geworden? Ich meine, früher hast du nicht so
ausgesehen, als hättest du großen Wert darauf gelegt.“
„ Tja,
um ehrlich zu sein, wusste ich nicht so recht was ich machen sollte.
Aber da mein Dad und mein Grandpa beide in den Marines waren, habe
ich mir gedacht, dass ich während ich das herausfinde, etwas
produktives tun kann. Ich möchte dienen, weil ich meine Leute
und mein Land beschützen will. Und deshalb habe ich mich
gemeldet. Mein Dad ist nie von etwas anderem ausgegangen, um ehrlich
zu sein. Er war in Vietnam und ist ziemlich tough, was das Militär
angeht. Aber er
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