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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ihn nicht hören, meine Panik machte mich für alles Äußere taub.
    Ich wandte mich wieder nach vorn. Mart hielt das Schwert mit beiden Händen. Die rote Klinge glänzte, als wäre sie mit Blut benetzt. Ich musste dieses Schwert zerstören, denn wenn er damit zum Schlag ausholte, waren wir alle so gut wie tot.
    Blut. Es war mit Rolands Blut geschmiedet, dem gleichen Blut, das auch durch meine Adern floss. Vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit, diese Klinge zu zerstören. Wenn ich mich dieses Schwerts bemächtigen konnte.
    Der Gong ertönte. Der Gang der Dinge sprang von der Zeitlupe wieder in normales Tempo.
    Ich lief los, auf die Reaper zu.
    Mart schickte sich an, mit beiden Händen das Schwert zu heben.
    Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so schnell gerannt. Der Sand verschwamm. Die Schwertspitze ragte nun vor mir auf, hob sich immer höher. Ich packte die rote Klinge und stieß sie mir in den Bauch.
    Es tat höllisch weh. Mein Blut überdeckte die rote Flüssigkeit auf dem Schwert. Mart starrte mich an, vollkommen baff. Ich packte seine Hand und stieß mir das Schwert noch tiefer hinein. Bis mir die Spitze zum Rücken herausdrang. Noch tiefer. Bis zum Heft.
    Nun steckte die Klinge in mir, wie ein Keil der Qualen. Mein Blut umhüllte das Metall und stellte so eine Verbindung zu Rolands Blut her. Rings um mich her fielen die Gestaltwandler über die Rakshasas her. Ich flüsterte ein Macht-Wort: »Hessaad.« Mein .
    Die Magie schoss von meiner Haut, von den Spitzen meiner Finger und meiner Zehen aus einwärts und schloss sich um das Schwert. Die Klinge schlug Funken, die mir Schmerzstöße durch den ganzen Körper jagten. Es fühlte sich an, als würde mir ein Stacheldrahtstrang durch die Eingeweide gezogen. Ich klammerte mich an die Realität, mühte mich mit aller Kraft, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Die Arena geriet ins Schlingern, verwandelte sich in einen buntscheckigen Whirlpool, und inmitten der verschwommenen Gesichter erblickte ich Hugh d’Ambray, der aufgesprungen war und mich anstarrte, als hätte er einen Dämon gesehen.
    Das Blut meines leiblichen Vaters reagierte mit meinem Blut und erkannte es. Das Schwert war mein. Es würde mir gehorchen.
    » Ud «, flüsterte ich. Stirb . Das Macht-Wort, das nie wirkte. Damit etwas daran starb, musste man es zuvor vollkommen in Besitz genommen haben.
    Die Magie schoss aus mir in das Schwert hinein. Es bäumte sich in meinem Bauch auf wie ein Lebewesen, es vibrierte, wollte sich befreien. Greller Schmerz durchschoss mich, und ich schrie.
    Das Schwert zerbrach. Splitter der Klinge schwebten als roter Staub zu Boden. Der Teil des Schwerts, der in mir steckte, zerfiel ebenfalls zu Staub, der sich mit meinem Blut vermischte und so in meinen Organismus überging. Rolands Blut brannte in mir, als wären meine Innereien in siedendes Öl getaucht worden. So viel Macht …
    Meine Beine gaben nach, und ich kippte in den Sand. Das Inferno in mir briet mich bei lebendigem Leib, trieb mir Tränenströme in die Augen. Ich versuchte mich zu bewegen, doch meine Muskeln gehorchten mir nicht mehr. Jede einzelne Zelle meines Körpers brannte lichterloh.
    Der ganze Vorgang hatte nur fünf oder sechs Sekunden gedauert. Das hatte genügt, damit ich mich selbst mit dem Schwert aufspießen und zwei Worte hervorstoßen konnte. Hugh hatte recht gehabt: Ich würde heute sterben. Doch das unzerbrechliche Schwert war zerbrochen, und Curran würde am Leben bleiben. Und die anderen auch. Gar kein schlechtes Ergebnis für fünf Sekunden Arbeit.
    Ein entsetzliches Brüllen erschütterte die Arena. Ich riss den Kopf herum. Curran hatte mich fallen sehen und kam zu mir gerannt. Der Elefant donnerte los, um ihn abzufangen, doch Curran schlitzte ihm mit einem Prankenhieb den Bauch auf und sprang an ihm vorbei. Kein Grund zur Eile, Eure Majestät. Für mich ist es sowieso zu spät .
    Mart ließ den nutzlosen Schwertgriff in den Sand fallen und packte stattdessen mich, und Zorn loderte in seinem Blick. Curran griff nach mir.
    Doch Mart schoss wie ein Pfeil in die Luft empor. Curran griff ins Leere. Er hatte mich um eine halbe Sekunde verpasst.
    Der Flugwind kühlte mir das Gesicht. Ich wähnte mich ein wenig im Leben nach dem Tod. Aber ich war noch nicht tot. Wenn man tot ist, empfindet man keine Schmerzen mehr, und ich litt höllische Qualen.
    Wir flogen in den goldenen Sonnenstrahlen hinauf, die durch das nächste Dachfenster der Arena drangen. Ich sah, dass nur drei der Rakshasas den

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