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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Einmischung um ein Vielfaches stieg. Was immer er auch flüchtig auf euren Welten suchte, fand er auf der Erde. Unsere Agenten vertrieben ihn bereits einmal, doch er kehrte zurück. Es gelang ihnen auch, ihn ein zweites Mal in die Flucht zu schlagen. Aber er läßt sich nicht abschütteln. Er hält sich noch ganz in der Nähe der Erde auf, bereit, bei der günstigsten Gelegenheit wieder einzugreifen. Wir können bedauerlicherweise nur drei direkte Agenten einsetzen, da wir uns bloß in drei Gehirne einschalten können. Aber mit Hilfe des Telepathen traten wir mit zwei weiteren, allerdings indirekten – Tel und Alter – in Verbindung. Einer davon, Tel, fand in dem simulierten Krieg den Tod. Wie ich bereits erwähnte, können wir uns in drei Gehirne zur gleichen Zeit einschalten, das läßt also eines, das bereits Verbindung mit Extraterrestriern hatte und deshalb leicht zugänglich für Infiltration ist, offen. Wir sind uns sicher, daß der Herr der Flammen bei seiner dritten Rückkehr zur Erde einen unserer vier Agenten übernehmen wird, natürlich den, der sich gerade außerhalb unseres Schutzes befindet. Warnten wir sie, hätte es unvorstellbare Auswirkungen auf ihre psychische Existenz. Deshalb muß unsere in letzter Zeit ohnehin nur sehr seltene Verbindung nach unserer nächsten Botschaft vollkommen aufgehoben werden.
    Ein großer Vogel sträubte seine goldenen Federn. Er blinzelte mit einem roten Auge, legte seinen Kopf schief und lauschte.
    Der Grund für das Interesse des Herrn der Flammen an Toromon ist offensichtlich. Er bereitet sich auf einen Krieg in unserem Universum vor. Er bemüht sich, soviel wie nur möglich darüber herauszufinden, wie zumindest eine der Lebensformen dieses Universums sich im Kriegszustand verhält. Nun, vielleicht lernen auch wir etwas daraus. Wir haben jedenfalls den Vorteil, daß wir wissen, wo wir suchen müssen, denn alle hier in dieser Stadt sind einander und den Erdmenschen so viel ähnlicher als der Herr der Flammen, dem Begriffe wie »Intelligenz«, »Mitgefühl«, »Mord«, »Durchhaltevermögen« überhaupt nichts sagen. Er muß sie erst durch Beobachtung erkennen und verstehen lernen. Er wiederum hat Charakterzüge, die wir uns nicht vorstellen können. Um einen tieferen Einblick zu gewinnen, ersuchten wir unsere Agenten von der Erde, drei Dokumente mitzubringen – geistige Manifestationen der drei empfindsamsten Geister der Erde –, nämlich die Gedichte von Vol Nonik, die Einheitsfeldtheorie von Dr. Clea Koshar, und Schicksal aus der See, die endgültige, überarbeitete Fassung der Geschichte Toromons von Dr. Rolth Catham.
    Eine Weile herrschte Schweigen in der Stadt, dann meldete eine schwache Lebensform sich zu Wort, eine Spezies, die nur als lichtempfindliches Virus existierte und imstande war, von den sternenweiten Wellen von Novä bis zur Mikromikronenverstreuung von Neutrinos zu sehen; eine Lebensform, die gelegentlich selbst durch Teilchen ionisierten Wasserstoffs, freie Photonen und das ätherische Summen wirbelnder Galaxien, Unendlichkeiten von ihrem Zuhause im kalten, intergalaktischen Raum entfernt, aufgeschreckt wurde. »Was sollte sie davon abhalten diese – Werke zu besorgen?«
    Da erwiderte das Dreiwesen: Diese Werke sind, wie wir erwähnten, von den sensitivsten Geistern der Erde verfaßt und werden den einfachen Mann nie erreichen. Und unter unseren vier Agenten befindet sich ständig ein Verräter: der Herr der Flammen persönlich.
    Ein Universum entfernt …
     
    … Sie war schön, wunderschön, mit dem Glitzern der Sonnenstrahlen, die durch die Sprünge im Fenster fielen, auf ihrem langen Haar; wunderschön mit ihren geschlossenen, olivfarbigen Lidern, die dunkler waren als der Rest ihres Gesichts in den Tönen von Honig und Melonen; wunderschön, mit ihrer samtigen Haut und ihrer geschmeidigen Gestalt, die ihm zugewandt war. Sie war wunderschön, mit den leicht geöffneten Lippen und den glänzenden Zähnen. Sie war wunderschön im Schatten, den langen violetten Schatten, die sich auf die Hafenstraße herabsenkten, durch die er gestern abend einen Spaziergang mit ihr gemacht hatte. Und wunderschön war sie im Licht, dem Licht der Neonlaterne, unter der sie stehengeblieben war, um sich kurz mit einem seiner Freunde zu unterhalten …
    »So, dann hast du also geheiratet, Vol. Ich dachte es mir schon. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke.« Beide sagten sie es, sein tiefer Tenor und ihr weicher Alt klangen zusammen wie Musik. »Renna, das ist

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