Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
Vom Netzwerk:
war. Über dem linken Auge bröckelte der Schorf einer neueren Verletzung. Am Rand waren Eiterspuren zu sehen. Häßlich, dachte Vol. Häßlich!
    Das Gewicht verlagerte sich vom rechten auf das linke Bein. »Du sollst dich hundsmiserabel fühlen!« knurrte Jeof und trat, gefolgt von drei Kumpanen, in das Zimmer. »Ich sehe, du hast Kinos Nachricht erhalten.« Er lachte. »Wir haben sie ihm gestern abend abgenommen, als er dich warnen wollte.« Er grinste breit. »Aber heute früh dachte ich mir, ich werfe sie vielleicht selbst herein, ehe ich dir meinen Besuch abstatte.« Jeof trat einen Schritt weiter ins Zimmer. Er blickte sich um und sah sie im Bett sitzen, mit verängstigten Augen und bleichem Gesicht. »Ohh – halloooo!«
    Vol sprang …
    Sein Magen wickelte sich um eine ausholende Faust. Er schnappte nach Luft, schloß die Augen und landete hart auf dem Boden. Als er Sekunden später die Lider wieder hob, befanden sich mindestens noch sechs weitere Burschen im Zimmer. Zwei rissen ihn auf die Beine. Dann stieß Jeof ihm erneut die Faust in die Magengrube, und als sein Kopf herabfiel, holte die Faust wieder aus und versetzte ihm einen Kinnhaken, daß es ihn nach hinten riß. Jeof wandte sich von Vol ab. »Und jetzt noch einmal, hallo!«
    Seine Jahre im Höllenkessel hatten Vol zu einem erfahrenen Straßenkämpfer gemacht. Sie hatten ihn aber auch gelehrt, in hoffnungslosen Situationen seine Kräfte zu schonen, um sie dann wirkungsvoll einsetzen zu können, wenn ein Wunder geschah.
    Deshalb blieb er auch regungslos stehen, als Jeof auf sie zustapfte und sie laut aufschrie. Aber der Schrei nahm kein Ende und wurde immer schriller. Plötzlich brüllte auch Vol und wehrte sich. Nun hatten ihre Stimmen jegliche Harmonie verloren, nur noch Qual klang aus ihnen. Er kämpfte wild und brachte beinahe einen der Burschen um, die ihn hielten, aber die anderen drei um ihn schlugen ihm drei Rippen ein, renkten ihm die Schulter aus und brachen ihm den Kiefer auf einer Seite.
    »Nein«, brummte Jeof und machte eine abwehrende Geste – Blut tropfte von seiner Hand, und Renna konnte nicht mehr schreien, denn die Knorpel ihres Kehlkopfs waren zerquetscht. »Ihr dürft ihn nicht umbringen. Ich will, daß er sieht, was wir mit ihr tun.« Er blickte sich um. »Einer von euch kommt her und hilft mir.« Sie benutzten ihre Hände, schließlich ihren ganzen Körper. Dann leuchtete der doppelte Strahl einer Energieklinge aus einer versteckten Hülle auf.
    Gnädigerweise verlor Vol eine Minute danach das Bewußtsein. Nicht einmal Schläge brachten ihn wieder zur Besinnung. Also zogen sie ab.
     
    Eine halbe Stunde später nahm Rara, die Pensionswirtin, allen Mut zusammen und schaute in das Zimmer. Beim Anblick des nackten Mannes, der zusammengekrümmt vor dem Tisch lag, entfuhr ihr ein »Großer Gott!« Sie trat durch die Tür. Als sie aber erst sah, was auf dem Bett übriggeblieben war, brachte sie keinen Laut mehr hervor. Die Hand auf die Lippen gepreßt, taumelte sie rückwärts aus dem Zimmer.
    Die Hand des Mannes bewegte sich auf dem stockigen Fußboden. »O mein Gott«, ächzte sie. »Er lebt!« Sie rannte auf ihn zu und schob verzweifelt das Bild der beiden zur Seite, wie sie sie gestern abend noch gesehen hatte. Sie kniete sich neben ihn, und seine Hand tastete nach ihrem Fuß.
    Ich muß ihn hier herausschaffen, ehe er aufwacht, dachte sie und versuchte, ihn hochzuheben.
    Der Schmerz der gesplitterten Rippen, die gegen seine Lunge drückten, war so stark, daß er ihn aus seiner Bewußtlosigkeit riß. Er öffnete die Augen und blickte benommen in das Gesicht der Frau über sich. Es war ein starkes Gesicht, obgleich die Frau schon über Fünfzig war. Ein rotbraunes Muttermal zeichnete ihre linke Wange. »Rara?« wisperte er. Das verfärbte, bereits angeschwollene Kinn nahm seinem Gesicht jeglichen Ausdruck.
    »Mr. Nonik«, drängte sie. »Bitte, kommen Sie mit.«
    Er wandte die Augen von ihr, doch als sein Blick das Bett erreichte, hielt er inne.
    »Nicht, Mr. Nonik! Kommen Sie mit.«
    Er ließ zu, daß sie ihn auf die Füße zog, und schleppte sich, trotz seiner Schmerzen und dem unerträglichen Feuer in seiner rechten Brustseite, auf den Korridor.
    Rara bemerkte sein Hinken und sah gleich darauf, daß auch sein Arm in einem unmöglichen Winkel herabhing. »Wir müssen Sie so schnell wie möglich zur Humanmedizin bringen …«
    Da entquoll ihm ein ununterdrückbarer Schrei. Er hob sich plötzlich um eine Oktave zu einem

Weitere Kostenlose Bücher