Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 9
wurde so kalt, dass er zu zittern begann, und er begriff erst, dass es sich bei dem Gefühl um Verzweiflung handelte, als er sich dabei ertappte, darum zu beten, dass er halluzinierte, dass er unter Koreleis Folter schließlich doch den Verstand verloren und sich in die Gnade des Irrsinns geflüchtet hatte. Denn selbst der Wahnsinn war besser als drei Abeloths.
Wynn glitt unversehens tiefer und schwebte plötzlich vor der Roki-Kem-Manifestation in der Luft. Er musste sehr mit sich ringen, nicht wild um sich zu schlagen, war zu verängstigt, um ihrem Blick zu begegnen und die grausame Wahrheit über die erbärmliche Vergeblichkeit seines Widerstands in ihr Gesicht geschrieben stehen zu sehen.
»Staatschef Dorvan, würden Sie bitte die Füße runternehmen?«, fragte die Roki-Kem-Manifestation. »Oder wollen Sie, dass Lady Korelei Sie den Rest des Tages über in dieser Lage lässt?«
Wynn setzte mit den Füßen auf und war ein wenig überrascht, festen Boden unter seinen Schuhen zu spüren. Seine Furcht war so gewaltig geworden, dass er an seiner eigenen Wahrnehmung zweifelte, und ihm kam in den Sinn, dass Abeloth vielleicht auf diese Weise in den Verstand anderer eindrang: indem sie die Leute so sehr verängstigte und verstörte, dass sie schließlich wahnsinnig wurden.
»Vielen Dank«, sagte die Roki-Kem-Manifestation. Sie bedeutete den anderen mit einem abschätzigen Winken, dass sie sich entfernen konnten, während sie gleichzeitig die Macht einsetzte, um Wynn einige Schritte vorwärtszuziehen. »Ab hier gehen Staatschef Dorvan und ich allein weiter.«
Wynn hörte, wie sich die Tür der Dekontaminationskammer zischend hinter ihm schloss, und dann fand er sich im Computerkern des Jedi-Tempels wieder, wo er Roki Kems Rücken anstarrte … Abeloths Rücken … mit einem Miniblaster in seinem Ärmel.
Wynn verspürte keine plötzliche Woge der Erleichterung. Die ganze Situation stank förmlich nach einer Falle, als habe man ein Sabacc-Blatt auf der Hand, das fast das bestmögliche war, und einen Gegner, der bereitwillig mitging. Die Sache fühlte sich zu gut an, um wahr zu sein, und vermutlich war es auch so. Womöglich war die Energiezelle des Blasters leer oder die XC iter-Kammer funktionsuntüchtig gemacht, doch er war entschlossen, das Blatt auszuspielen, das er hatte – und das bedeutete, sich in Geduld zu üben, bis er wusste, welche Karte er im Ärmel hatte: den Legaten oder den Narren.
Also folgte Wynn der Kem-Manifestation weiter in den Computerkern, bei dem es sich um ein ausgedehntes, kugelförmiges Gewölbe voller umherdriftender Spektralwölkchen und zuckender Lichtblitze zu handeln schien. Wynn und die Geliebte Königin befanden sich auf einem Wartungsbalkon aus Transparistahl, der etwa ein Dutzend Meter in die Kammer hineinragte. Am vorderen Ende des Balkons standen mehrere Reihen von Bildschirmen und Interfacekonsolen. Von den Systemadministratoren, die einst mit diesen Geräten mit dem Computerkern des Tempels kommuniziert hatten, war nirgends eine Spur zu entdecken.
Die Kem-Manifestation ging zur Hauptrechnergruppe hinüber und ließ sich in einen Drehsessel sinken, in den mittleren von dreien. »Trödeln Sie nicht so, Staatschef Dorvan«, sagte sie. »Sie haben keinen Grund, sich zu ängstigen. Sie sind für mich nach wie vor viel zu wertvoll, um Sie zu töten.«
»Ich habe keine Angst, ich bin bloß verwirrt«, log Wynn. Er ging weiter nach vorn, bis er an der Lehne des Sessels gegenüber von dem stand, in dem die Geliebte Königin mittlerweile Platz genommen hatte. »Dürfte ich fragen, was ich hier soll?«
»Mir zur Verfügung stehen«, antwortete sie. »In Kürze werde ich wieder Ihren Rat brauchen.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Das werden Sie erfahren, wenn ich gewillt bin, es Sie wissen zu lassen.«
»Verzeiht mir«, sagte Wynn. Entweder log die Geliebte Königin im Hinblick darauf, dass sie seinen Rat benötigte, oder sie wusste im Moment selbst noch nicht, welche Art von Ratschlag sie brauchen würde. »Mir war nicht klar, dass Ihr selbst noch nicht recht wisst, was Euch erwartet.«
Tief in den Augen der Königin loderten zwei silberne Punkte auf, und einen Moment lang schienen sich ihre Arme zu winden wie Tentakel. »Ich sagte lediglich, Sie sind zu wertvoll, um Sie zu töten «, warnte sie. »Jetzt seien Sie still.«
Wynn blieb stehen, mittlerweile überzeugt davon, dass die Sache mit dem Blaster kein Test gewesen war. Die Geliebte Königin hatte die Angewohnheit, ihre
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