Starcraft II - Flashpoint (German Edition)
brutaler Willkür zuschlugen. Seine eigenen Schiffe waren in die Auseinandersetzung verstrickt, und er war Zeuge der Zerstörung von mindestens elf der fünfundzwanzig Schweren Kreuzer geworden, die er mitgebracht hatte. Selbst die glorreiche Bucephalus wurde attackiert.
Es hatte so viele Unwägbarkeiten gegeben, und es gab sie noch. Würde es Raynor gelingen, Kerrigan zu finden? Konnte sein Team ihr mit dem Artefakt so nahe kommen, dass es auch funktionierte? Würde das Artefakt überhaupt funktionieren? In diesem Punkt war Valerian zuversichtlich, aber wie drückte es ein altes Zitat so weise aus? „Der beste Plan, ob Maus, ob Mann, geht oftmals ganz daneben.“ Zum Glück schien sich das Risiko, das er eingegangen war, bislang auszuzahlen, wenn er das unkontrollierte Verhalten der Zerg richtig deutete.
Trotzdem bezähmte er seine Freude, denn es war noch lange nicht alles in trockenen Tüchern. Erst musste Raynor noch lange genug am Leben bleiben, um Kerrigan in Sicherheit zu bringen … und noch musste er einwilligen, sie Valerian zu überlassen.
Dann würde der Thronerbe richtig feiern.
In Erwartung dieses Augenblicks hatte Valerian eine Gruppe von Ärzten und Wissenschaftlern zusammengestellt. Zugegeben, es war nur ein vorläufiges Team, bis sie Kerrigan in eine geeignetere Einrichtung bringen konnten, aber doch eine erlesene Auswahl. Sie standen Gewehr bei Fuß, waren beinahe ebenso aufgeregt wie er und bereit, mit der Untersuchung von Kerrigan zu beginnen, sobald sie eintraf. Raynor war kein Idiot. Dem früheren Outlaw musste klar sein, dass diese Männer und Frauen jedem sogenannten Arzt oder Wissenschaftler, die er an Bord der Hyperion hatte, überlegen waren. Valerian setzte darauf, dass letztlich Raynors Sorge um die Frau, die er liebte, am schwersten wog und ihm die beste Behandlung für Sarah am Herzen lag.
Valerian ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas kreisen, betrachtete sie mit nachdenklichem Blick und trank einen kleinen Schluck von der warmen Flüssigkeit. Seine Zunge schob sich zwischen den Lippen hervor, um einen verirrten Tropfen einzufangen.
Die Macht, über die er bald gebieten würde … die Macht, um seinem Vater endlich zu beweisen, dass er ein starker Mann war – und ein besserer Mann als Arcturus Mengsk. Aber noch wichtiger war Valerian das Wissen, das Kerrigan in ihrem Kopf gespeichert hatte. Zumindest hoffte er, dass sie noch über Wissen verfügte. Es konnte sein, dass sie sich nicht mehr daran erinnerte, in ein Monster verwandelt worden zu sein, in die ruhmreiche und schreckliche Königin der Klingen, die Herrin der Zerg. Es konnte sogar sein, dass ihr Geist durch die Verwandlung völlig zerstört worden war.
Es hätte ihn geschmerzt, wenn es so wäre. Mehr noch als für Macht oder Reichtum begeisterte Valerian sich für Wissen. Insbesondere für altes Wissen. Und solches hatte Kerrigan zumindest einmal besessen.
Die berauschende Musik von der Vinylscheibe, die der antike Phonograph abspielte, schwoll zu einem Crescendo an und verklang dann. Ein leises Kratzen erfüllte den Raum. Valerian streckte eine manikürte Hand aus, hob die Nadel an und spielte die Platte noch einmal ab. Wieder setzten alte Instrumente ein, und die Stimme einer Menschenfrau, die seit Jahrhunderten tot war, begann zu singen.
Natürlich konnte man Wissen zum persönlichen Vorteil nutzen. Aber genau wie die Oper, der Valerian nur mit halbem Ohr lauschte, war es lediglich um seiner selbst willen schön und edel und wertvoll. Einfach nur deshalb, weil es existierte.
Er nippte abermals an seinem Portwein und dachte über die Macht dessen nach, was man „Liebe“ nannte. Valerian hatte seine verstorbene Mutter geliebt, aber abgesehen davon war er mit dem Gefühl nicht sonderlich vertraut. Er hatte Respekt und Zuneigung für andere empfunden, aber verliebt war er noch nie gewesen. Er hoffte, sich eines Tages zu verlieben. Als Mensch, der sich danach sehnte, alles zu verstehen, wünschte er sich, eine derart mächtige Kraft am eigenen Leib zu erfahren. Mehr als nur einmal hatte er gesehen, was sie vermochte. Die Liebe hatte aus einer gewissen R. M. Dahl, einst eine extrem effiziente und selbstsüchtige Mörderin, eine Frau gemacht, die nun zu töten – und zu sterben – bereit war, sowohl für den Mann, in den sie sich zu ihrer eigenen Überraschung verliebt hatte, als auch für die Ideale, die er hochhielt.
Und dieser Mann, Professor Jacob Jefferson Ramsey, hatte seinerseits nicht nur
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