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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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haben schon dreißig Karten ...«
    Weiter kommt er nicht, weil ich versehentlich gegen sein Schienbein trete. Bruchmann schaut mich an. Klärungsbedarf liegt in der Luft.
    »Mein Freund Andy wollte sagen, dass er schon dreißig Karten verschenkt hat.«
    Andy guckt mich an.
    »Wieso verschenkt? Das sind über fünfzig Mäuse! Oder zwei Fässchen Bier für den Tresen! Geil, was?«
    Meine Freude hält sich in Grenzen. Bruchmann schaut uns an.
    »Sie schenken hier alkoholische Getränke aus?«
    Bevor Andy antwortet, stoße ich versehentlich meinen Ellbogen in seine Rippen. Andy krümmt sich. Ich lächle.
    »Andy, darf ich dir Herrn Bruchmann vorstellen? Herr Bruchmann kommt vom Ordnungsamt und besucht unsere rein private und natürlich völlig kostenlose Veranstaltung.«
    Andy kapiert.
    »Na, dann will ich mal nicht weiter stören.«
    Weg ist er. Kameradenschwein. Im Laufe der nächsten zehn Minuten kann ich Bruchmann halbwegs davon überzeugen, dass dies alles hier rein privat ist und wir keineswegs Bier verkaufen, sondern unsere Gäste eingeladen sind und uns ab und an mal Geld spenden, damit wir Getränke kaufen können. Bruchmann geht. Bin trotzdem beunruhigt.
24. Juli 1992
    Vorstellung. Rappelvoll. Spitzenstimmung. Spiele gerade eine Hula-Hoop-Tänzerin, als ich im Publikum ein mir bekanntes Gesicht entdecke. Bruchmann. Scheiße! Um den Schein einer privaten Veranstaltung zu wahren, gehe ich runter von der Bühne und plaudere mit dem Publikum, als wären es lauter Bekannte. Das Publikum hält meine Aktion für eine lustige Nummer und brüllt vor Lachen. Selbst Bruchmann lacht ein bisschen.
28. August 1992
    Vorstellung. Bruchmann hat seine Frau mitgebracht. Beide amüsieren sich prächtig. In der Pause fragt mich Frau Bruchmann, warum wir nur Bier ausschenken und keinen Wein. Schaue unsicher ihren Mann an. Bruchmann lächelt gnädig. Hole im Büdchen gegenüber Lambrusco und schenke seiner Frau ein Glas davon ein. Bruchmann bestellt für sich ein Bier und spendet 4 Mark 50.
12. September 1992
    Vorstellung. Das Siegburger Ordnungsamt geht bei uns mittlerweile ein und aus. Bruchmann hat seinen Kollegen Bescheid gesagt. Die wiederum bringen ihre Frauen mit, sodass wir quasi gezwungen sind, neben Bier und Wein auch Sekt auszuschenken. Alle amüsieren sich.
23. Oktober 1992
    Unser kleiner Betrieb beginnt langsam, sich zu rechnen. Wir fangen an, Pläne zu schmieden. Aber auch jemand anderes schmiedet Pläne. Das Finanzamt. Bekomme Post. Wegen der Einkommensteuererklärung. Gewerbesteuer, Umsatzsteuer und so weiter.
25. Oktober 1992
    Werde beim Finanzamt vorstellig. Erkläre dem zuständigen Beamten, dass das Ganze ein bedauerlicher Irrtum sei. Diese Sache mit dem Theater sei nämlich völlig privat. Das könnten auch die Kollegen vom Ordnungsamt bestätigen, vor allem Herr Bruchmann, der sei nämlich Stammkunde. Verbessere mich. Stammgast ... also er käme gerne zu Besuch. Rein privat. Der Finanzbeamte nickt. Soso ...
12. November 1992
    Nach der Vorstellung nimmt Bruchmann mich zur Seite. Er ist ziemlich geladen. Was mir denn einfiele, ihn an die Kollegen vom Finanzamt zu verpfeifen. Konnte ich doch nicht wissen, dass die irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Bruchmann meint, er hätte lange ein Auge zugedrückt, aber jetzt müsse man das Ganze offiziell machen. Mit Schankgenehmigung, zwei Toiletten, Gewerbeschein, und vor allem genügend Parkraum für unsere Gäste. Parkraum? Wieso denn Parkraum? Bruchmann führt mich raus. Die Straße ist bis in die zweite Reihe komplett zugeparkt.
14. Dezember 1992
    Bescheid vom Ordnungsamt. Man käme uns entgegen, schließlich seien wir zu einem Teil der Kultur Siegburgs geworden. Zehn Parkplätze würde die Stadt uns zur Verfügung stellen. Sieg! Andy nimmt den Wisch und wird blass. Ob ich nicht weiter gelesen hätte. Die Stadt würde uns zwar die Parkplätze zur Verfügungstellen, allerdings sollten wir dafür bezahlen. Und zwar den läppischen Betrag von 15 000 Mark das Stück. Sind die bekloppt? Für 15 000 Mark kann man sein Auto jahrelang in eine Tiefgarage stellen. Beschließen, den Bescheid erst mal zu ignorieren.
12. Januar 1993
    Bescheid vom Ordnungsamt. Der Preis für einen Parkplatz ist auf 16 000 Mark angestiegen.
24. Februar 1993
    Bescheid vom Ordnungsamt. Man räumt uns eine letzte Frist ein.
14. März 1993
    Es hilft nichts. Müssen uns dem Druck des Ordnungsamtes beugen. Knapp ein Jahr nach der Eröffnung schließen wir das k-buff. Um die Beerdigung gebührend zu

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