Stehaufmaennchen
hätte. Nein, habe ich ganz vergessen. Peter guckt mich tadelnd an. Okay, dann würde er das jetzt machen. Ausnahmsweise. Ich könnte ja ein paar Bier holen. Als ich zurückkomme, sind schon vierzehn Prozent der Klötzchen defragmentiert. Frage Peter, ob ich während der restlichen 86 Prozent meine Stundenliste ausfüllen könnte. Ernte einen bösen Blick. Doch wohl nicht mit der Hand! Ich hätte doch einen Computer! Peter installiert bis spät in die Nacht.
11. Oktober 1991
Punkt 17 Uhr ist Peter wieder da. Hatte gar nicht mit seinem Besuch gerechnet. Kriege direkt ein schlechtes Gewissen, weil ich wieder nicht defragmentiert habe. Peter möchte das Tabellenprogramm installieren. Damit ich endlich loslegen kann. Ginge auch schnell. Gegen 22 Uhr ruft Peter seinen Kumpel Wolfgang an. Der sei Speziallist für Problemfälle. Aha, ich bin also ein Problemfall. Um zwei Uhr morgens beschließt Wolfgang, die Platte zu putzen. Peter übersetzt. Das würde heißen, alles zu löschen und das komplette System noch mal neu zu installieren. Das sei schon mal notwendig, wenn man den Computer viel benutzt. Bis jetzt hab ich den Computer selber noch nicht ein Mal benutzt, aber Wolfgang muss es ja wissen. Vertagen die Putzaktion auf morgen.
12. Oktober 1991
Wolfgang hat einen Kumpel mitgebracht, Holger. Langsam gehen mir die Stühle aus. Hole Bier und Pizza für alle. Gegen 23 Uhr gibt mein Computer ein erstes Lebenszeichen von sich: »C«.Alle sind begeistert und ich könnte echt dankbar sein, so viele Speziallisten um mich zu haben. Bin dankbar.
13. Oktober 1991
Heute kommt Petra zu Besuch. Freue mich. Will ihr meinen Computer zeigen und schalte ihn ein. Als das »C« erscheint, drücke ich, um mich als Kenner zu erweisen, ein paar Tasten. Der Computer rattert los. Eine nicht aufhören wollende Buchstabenkette wandert über den Bildschirm. Bin verunsichert und rufe Peter an. Zehn Minuten später stehen Peter, Wolfgang und Holger vor der Tür. Mann, Mann, Mann, was ich denn wieder für einen Mist fabriziert hätte! Die drei entschließen sich nach heftiger Diskussion für eine komplette Neuinstallation. Schicke Petra nach Hause. Hole Bier und Pizza. Um vier Uhr morgens erscheint wieder das »C«. Frage Peter, ob er zuhause auch solche Probleme mit seinem Computer hätte. Nein, leider hätte er keinen Computer.
16. Oktober 1991
Der Betrieb eines modernen EDV-Systems ist teuer. Alleine in der letzten Woche 160 Mark für Pizza und Bier ausgegeben. Aber es hat sich gelohnt. Denn heute kann ich endlich meinen Stundenzettel ausfüllen. Mit meinem Computer! Peter hat mir gezeigt, wie es funktioniert. Markiere ein Kästchen auf dem Bildschirm und tippe eine »6«. Wie von Geisterhand erscheint die »6« in dem Kästchen. Ins Kästchen darunter tippe ich eine »5«. Nach etwa 30 Sekunden erscheint in dem Kästchen darunter automatisch eine »11«. Geil! Das hätte ich ohne Computer nie zustande bekommen! Tippe begeistert unter die »5« eine »7«. Aus der »11« wird eine »19«. Rechne nach. Eigentlich müsste da jetzt »18« stehen. Rufe Peter an. Nein, nein, ein Computer könne sich nicht irren. Überlege, ob sich vielleicht die moderneMathematik irrt. Peter meint, ich soll mal defragmentieren. Er würde in der Zwischenzeit Wolfgang anrufen. Zwei Stunden später gehe ich Pizza und Bier holen. Wie ich erfahre, hat mein Tabellenprogramm einen äußerst seltenen Rundungsfehler. Ich könnte stolz sein, denn so was gehört fast schon ins Museum. Bin stolz. Um vier Uhr morgens ist der Rundungsfehler beseitigt.
17. Oktober 1991
Mein erster Stundenzettel ist fertig! Mit modernster Computerunterstützung, ohne Rundungsfehler. Betrachte die Tabelle auf dem Bildschirm. Schön wäre es, wenn ich mein Werk jetzt ausdrucken könnte. Kann ich aber nicht. Die Anschaffung eines Druckers war durch den plötzlich auftretenden immens hohen Pizza- und Bierkonsum in meinen vier Wänden schlicht nicht mehr drin. Schreibe die Liste mit der Hand ab und überlege, wie viel Zeit ich jetzt gespart habe.
21. Oktober 1991
Peter hat Geburtstag. Ich habe mit ein paar Kumpels zusammengelegt und ihm einen Computer geschenkt. Meinen. Bekommen habe ich noch 500 Mark. Der Wertverlust ist wohl der einzige Nachteil an so einem Computer.
46. k-buff
28. März 1992
Die Auftritte werden immer zahlreicher. Zusammen mit Andy, den ich beim Karaokemoderieren im poco Loco kennengelernt habe, trete ich als schwerere Hälfte des Comedy-Duos »Profi und Andy« auf. Profi bin ich.
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