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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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keine Erregung. Byzanz war lange vorbei. Er brachte ihr einen Kelch kühlen grünen Weins und sagte: »Kommen Sie je in die Ägäis? Meine Familie hat ihr Stammschloß auf einer Insel achtzehn Kilometer östlich von –«
    »Verzeihen Sie, aber wer ist Nicholson?«
    »Nicholson ist lediglich der Name, den er derzeit gebraucht. Er behauptet, während der Herrschaft meines Vorfahren, des Basileus Manuel Comnenus, in Konstantinopel eine Werkstätte besessen zu haben.« Ein herablassendes Schnalzen, Zunge auf Zahn. »Nur ein Ladenbesitzer.« Die byzantinischen Augen funkelten. »Wie schön Sie sind!«
    »Wer ist es?«
    »Dort. Am Sofa.«
    Nikki sah nur eine Wand von Rücken. Sie bog sich nach links und versuchte etwas zu erkennen. Zwecklos. Sie würde ihn später finden. Alexius Ducas fuhr fort, ihr mit seinen Augen seinen Körper anzubieten.
    »Erzählen Sie mir von Byzanz«, flüsterte sie träge.
    Er kam bis zu Konstantin dem Großen, bevor er sie langweilte. Sie leerte ihr Glas, streckte es geziert aus und bewog einen gewandten jungen Mann, der vorbeikam, dazu, nachzufüllen. Der Byzantiner wirkte traurig.
    »Dann wurde das Reich aufgeteilt unter –« sagte er. »Ich habe Geburtstag«, erklärte sie.
    »Sie auch? Meinen Glückwunsch. Sind Sie so alt wie –« »Nicht annähernd. Nicht halb so alt. Ich werde sogar erst in einiger Zeit fünfhundert«, sagte sie und drehte sich nach ihrem Glas um. Der gewandte junge Mann wartete nicht darauf, gekapert zu werden. Die Party verschluckte ihn wie eine Lawine. Sechzig, achtzig Gäste, alle in Bewegung. Die Vorhänge waren zurückgezogen und zeigten die volle Wut des Schneesturms. Niemand beobachtete ihn. Steiners Wohnung war wie eine Filmkulisse: großartige Gartenhocker aus Porzellan, Ming oder sogar Sung; die Wände mit breiten Flächen aus Bronze und Scharlachrot bemalt; vorkolumbianische Fundstücke in beleuchteten Nischen; Skulpturen wie Spinnennetze aus Aluminium; Dürer-Zeichnungen; die Beute der Zeitalter. Gedrungene, kahlrasierte Diener, Mayas oder Khmer oder vielleicht Olmeken, kreisten ausdruckslos und boten Tabletts mit Delikatessen an: Kaviar, Seeigel, Stücke von gegrilltem Fleisch, winzige Würstchen, Burritos in verblüffender Chilisauce. Unentwegt zuckten Hände von den Tabletts zu den Lippen. Dies war eine Versammlung von Leben-Verschlingern, WeltVerzehrern. Herzog Alexius streichelte ihren Arm.
    »Ich gehe um Mitternacht«, sagte er leise. »Es wäre eine große Freude, wenn Sie mit mir gehen würden.«
    »Ich habe andere Pläne«, sagte sie.
    »Trotzdem.« Er verbeugte sich höflich, äußerlich unenttäuscht. »Vielleicht ein andermal. Meine Karte?« Sie erschien wie durch Zauberei in seiner Hand: ein Streifen bräunlicher Pappe mit Stahlstichdruck. Sie steckte sie in ihre Handtasche, und das Zimmer verschluckte ihn. Augenblicklich nahm ein hochgewachsener Mann mit wilden Augen seinen Platz vor ihr ein.
    »Sie haben noch nie von mir gehört?« begann er.
    »Ist das Prahlerei oder eine Entschuldigung?«
    »Ich bin ganz gewöhnlich. Ich arbeite für Steiner. Er fand es amüsant, mich zu einem seiner Feste einzuladen.«
    »Was tun Sie?«
    »Rechnungen und Schiffsentladungen. Ist das nicht eine erstaunliche Umgebung?«
    »Was für ein Tierkreiszeichen sind Sie?« fragte Nikki. »Waage.«
    »Ich bin Steinbock. Heute ist mein Geburtstag, ebenso wie seiner. Wenn Sie wirklich Waage sind, vergeuden Sie Ihre Zeit mit mir. Haben Sie einen Namen?«
    »Martin Bliss.«
    »Nikki.«
    »Es gibt keine Missis Bliss, haha.«
    Nikki befeuchtete ihre Lippen.
    »Ich habe Hunger. Würden Sie mir ein paar Appetitbrötchen bringen?«
    Sie suchte sofort das Weite, als er sich auf die Suche machte. Ging durch den großen Raum – vorbei am Streicherquintett, vorbei am Barmixer-Thron, vorbei am Fenster –, bis sie den Mann namens Nicholson gut sehen konnte. Er enttäuschte sie nicht. Er war schlank, geschmeidig, nicht groß, mit kräftigen Schultern. Ein Mann von Präsenz und Autorität. Sie wollte ihre Lippen an ihn legen und Unsterblichkeit daraus saugen. Sein Kopf war ein flaches Dreieck, brutale Backenknochen, schmale Lippen, schwarze, gelockte Haare, kein Bart, kein Schnurrbart. Seine Augen waren scharfsichtig, elektrisch, unerträglich weise. Er mußte mindestens alles zweimal gesehen haben. Nikki hatte sein Buch gelesen, wie jedermann. Er war König gewesen, Lama, Sklavenhändler, Sklave. Stets bemüht, seine unwahrscheinliche Langlebigkeit zu verbergen, bot er sein

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