Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Vier weitere Botschaftsfahrzeuge, darunter der langgestreckte Luxusgleiter für offizielle Auftritte, den Sten von seinem Vorgänger geerbt hatte, wurden
auseinandergenommen und mit einer improvisierten Panzerung und der gleichen Bewaffnung wie die Einsatzfahrzeuge versehen.
Auch vier von den Truppentransportern der Gurkhas wurden modifiziert, indem man ihnen schwere, V-förmige Baggerschaufeln vor den Bug schweißte. Diese vier Transport-Gleiter wurden in der Nähe von einem der vier Ausfalltore der Botschaft stationiert.
Sten und Alex bastelten gut getarnte Bomben und versteckten sie auf Bodenniveau an den Außenmauern des Geländes.
An diesem Abend führte Lalbahadur Thapa, den Sten zum Jemedar befördert hatte, zwei unveränderte Transport-Gleiter und einen Zug Gurkhas aus einem Steiteneingang hinaus auf eine Organisationstour in ein zentrales Warenlager. Er kehrte ohne Verluste zurück. Seinen Auftrag hatte er zwar erfüllt, doch er berichtete Sten, daß er noch nie eine so große Lagerhalle mit einem derart kleinen Angebot gesehen hätte.
»Wie kommt es nur, daß diese Jochianer so viel Zeit darauf verwenden, ihren Nachbarn die Köpfe einzuschlagen, und sich gleichzeitig so wenig um ihre Unterkünfte und ihre Verpflegung kümmern?«
Sten konnte ihm die Frage auch nicht beantworten.
Kilgour zog zwölf Angehörige der botschaftseigenen Sicherheitskräfte für einen Spezialeinsatz ab. Sie wurden mit den gestohlenen »Waffen« ausgerüstet und erhielten, Alex'
archaischem Sinn für Humor entsprechend, den Decknamen
»Kater-Kommandos«.
Bei Morgengrauen war die Botschaft gerüstet. Sten erwartete den Angriff zwischen Mittag und Sonnenuntergang; es dauert eine gewisse Zeit, bis man einen aufgehetzten Mob organisiert, getrimmt, geschmiert und motiviert hat.
Die Gurkhas und die Bhor standen zum Gegenangriff bereit, falls die Meute durch die Tore brechen oder die Mauern übersteigen würde, oder falls aus sonstigen Gründen ein Eingreifen notwendig werden sollte.
Blieben noch zwei Aufgaben übrig.
Alex kümmerte sich um die erste. Er überprüfte die Sicherheitsvorkehrungen ein letztes Mal, wobei er sich auf die Gebäude konzentrierte, von denen aus man von außen Einblick in das Botschaftsgelände hatte und die sich als Kommandozentralen eigneten. Dafür kamen vor allem zwei Gebäude in Frage; eines davon war ein neuer Bürobau, das andere einer der so gut wie leerstehenden vertikalen Slums.
Jedes war mit einer neuen Funk-Antenne auf dem Dach ausgerüstet.
Sie wurden überwacht.
Cind hatte ihre besten Schützen im Hof der Botschaft postiert und sie Zielscheiben anvisieren lassen. Natürlich war die Entfernung kaum der Rede wert; das Ganze diente eher dazu, den Scharfschützen zu bestätigen, daß die Zielerfassungsgeräte ihrer Waffen weder eingerostet waren noch sich verbogen hatten, seit sie ihren letzten Schuß abgefeuert hatten.
Cind war froh darüber, daß die Munition aus AM£ und nicht aus normalen Projektilen bestand, denn so mußte sie sich nicht mit irgendwelchen Nullpunktberechnungen - womöglich auf den Zentimeter genau! - oder anderem steinzeitlichem Unsinn abgeben. AM2-Geschosse suchten sich ihr Ziel ohne Ablenkung auf einer schnurgeraden Flugbahn.
Die Bewaffnung ihres Teams bestand aus Imperialen Scharfschützengewehren, modifizierten Willyguns, die AM2
Standardmunition verschossen. Im Unterschied zu den üblichen Infanteriegewehren diente als »Treibmittel«
keinesfalls ein Laser, sondern ein zusätzlich am Lauf angebrachter modifizierter Linearbeschleuniger. Eine konventionell aussehende Zielvorrichtung berechnete automatisch die Flugbahn zum Ziel. Bewegte sich das Ziel außerhalb des Sichtbereichs, etwa hinter eine Mauer, stellte man das Zielfernrohr so ein, daß sich das Fadenkreuz dorthin verschob, wo der Scharfschütze das momentan unsichtbare Ziel auf der anderen Seite der Mauer vermutete. Jetzt mußte man nur noch den Abzug betätigen, und das Gewehr schoß buchstäblich um die Ecke.
Cind besaß ihre eigene Sonderanfertigung, ein Scharfschützengewehr, das mit allem bekannten Komfort ausgerüstet war, vom Schaft mit Daumenloch über den justierten Abzug bis zum schwereren Lauf. Einer der Gurkhas, Naik Ganjabahadur Rai, diente ihr als Artilleriebeobachter.
Sten hoffte, daß das krachende Gewehrfeuer hinter der Botschaftsmauer einigen der möglichen Krawallmacher den Schneid abkaufen würde, doch er bezweifelte es.
Sie warteten ab.
Der Tag verging mit Gebrüll, Steinen,
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