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Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter

Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Miller.
    »Der junge Raymond war zusammen mit seinem Onkel auf der Jagd«, sagte sie. »Sie waren hinter einer Rotte Wildschweine her, als …«
    Dana erkannte an Olafssons Gesichtsausdruck, dass er bei der Erwähnung von Wildschweinen nun erwartete, dass sich eines dieser Tiere in eine Prinzessin und damit in die mythische Urmutter der de Duchamps verwandelte. Dem gierigen Glimmen in seinen Augen zufolge schien er reflexartig Hunger zu bekommen. Doch Olafsson sollte enttäuscht werden.
    »Kaymonds Onkel stolperte über eine Wurzel und stürzte dabei genau in Raymonds Speer. Er starb nur Minuten später an Ort und Stelle. Der junge Mann war natürlich zutiefst schockiert und klagte laut über das Unglück …«
    Und die Wildschweine waren auf und davon , dachte Dana, während sie beobachtete, wie das Glimmen in Olafssons Augen wieder erlosch.
    »Und Melusine?«, fragte Miller höflich.
    »Melusine«, fuhr Valentina fort, »hörte das Wehklagen Raymonds und hatte Mitleid mit ihm. Außerdem gefiel ihr seine stattliche, schöne Gestalt. Deshalb stieg sie aus der Quelle, in der sie wohnte, und ging zu ihm und tröstete ihn.«
    »Also war sie ein Wassergeist«, sagte Miller.
    »Ja. Eine Art Fee, eine Nixe«, sagte Valentina.
    »Mit einem Fischschwanz?«, warf Olafsson ein.
    »Bei manchen Autoren hat sie einen Körper, der oben eine wunderschöne Frau und unten ein Fisch ist«, bestätigte Madame gnädig nickend. »Raymond heiratete Melusine und sie bekamen ein Dutzend Kinder, unter anderem den berühmten Geoffrey Lusignan, dessen Abenteuer eigene Bücher füllen …«
    Natürlich, auch jemand, den man selbstverständlich kennen muss , lästerte Dana in Gedanken und amüsierte sich verstohlen über die Szenerie.
    »Aber Sie haben mit dem Luftgeist nicht ganz unrecht«, plauderte Valentina munter weiter.
    Miller sah sie über den Rand seines Glases hinweg fragend an.
    »Raymonds Bruder entdeckte irgendwann Melusines Geheimnis – ihre Herkunft –, und da er eifersüchtig und neidisch auf Raymond war, denn Melusine war trotz der Kinderschar immer noch eine betörend schöne Frau, verriet er ihm sein Wissen. Vor allem aber machte er Raymond glauben, sie betrüge ihn. Als Raymond seine Frau deshalb voller Wut vor dem gesamten Hof zur Rede stellte, zerbrach der Zauber, der über ihr lag.«
    Valentina hatte sich bei dem Starr, der hinter der Theke als Barmixer arbeitete, ebenfalls einen »Margheritas Meister« bestellt. Sie nahm einen kräftigen Schluck.
    »Und … Was geschah dann?« Jetzt war auch Danas Neugier erwacht.
    Valentina setzte das Glas zurück auf den Tresen und lächelte in die Runde. »Sie verwandelte sich vor aller Augen in das, was sie immer gewesen war, eine Fee, eine Nixe; sie erhob sich in die Luft, flog laut klagend durch das offene Fenster des Saales und ward nimmermehr gesehen …«
    »Ein fliegender Wassergeist …«, murmelte Miller.
    »Wie traurig«, sagte Dana mit leisem Spott in der Stimme.
    »In der Tat«, antwortete Valentina, »Raymond brach das Herz, als er einsehen musste, dass er für immer und ewig sein geliebtes Weib verloren hatte. Er pilgerte nach Rom und starb dort einige Jahre später in einem Kloster. Im Andenken an die Urmutter unserer weit verzweigten Familie habe ich meine Raumyacht MELUSINE getauft …«
    »Sie haben völlig Recht, Madame«, sagte Miller. » Raymond wäre nur halb so hübsch gewesen wie Melusine …«
    Dana konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen.
    Keine schlechte Geschichte , dachte sie und überlegte, wie die wahre Gestalt der MELUSINE möglicherweise auch heute noch so manchen verblüffen würde.
    Sie spürte, dass sie stolz auf ihr Schiff war. Egal in welcher Tarnung und unter welchen Namen es eingesetzt wurde. Stolz auf den Leichten Kreuzer des Star Corps, der für sie und ihre Crew immer nur STERNENFAUST heißen würde …
     
    *
     
    Eines der Shuttles der STERNENFAUST, die L-1, war ausgetauscht worden. Während sich die Veränderungen an der STERNENFAUST auf reine Äußerlichkeiten beschränkten, musste man bei der Landefähre damit rechnen, dass eventuell auch Fremde an Bord kommen würden. In dem Fall durfte nichts mehr auf einen militärischen Hintergrund deuten. Die MELUSINE – und das schloss ihre Shuttle mit ein – galt als Zivilraumer. Bei ihr handelte es sich um eine Luxusyacht, die sich nur die Reichsten der Reichen leisten konnten. Ihr Anstrich war jetzt strahlend weiß und einige An- und Aufbauten verbargen geschickt die das gesamte Innere des

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