Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus
geschweige denn, was vor zehn, hundert oder tausend Mahlzeiten geschehen war. Nur weil er ihre seltsame Art der Kommunikation nicht beherrschte, dachte jeder, der mit ihm zu tun bekam, er sei ein hirnloses Wesen, dessen Interesse nur einer einzigen Sache galt: die nächste Futtergabe.
So ein Unsinn!
Es gab durchaus noch andere Dinge, für die er sich begeistern konnte. Zum Beispiel schlafen, gemütlich eindösen und sich den wundersamen Träumen hingeben, die ihm die Wolken und die Luft in die Nase bliesen. Das waren schon mal mindestens drei Interessen – neben dem Essen … Dösen, Schlafen und Träumen.
Da sage noch mal einer, er – Milgor, engster Freund und Beschützer Satren-Nors – sei einseitig und vorhersehbar!
Trotzdem war er unzufrieden.
Das lag zum einen daran, dass selbst sein bester Freund Satren-Nor, ihn manchmal nicht verstand. Etwa in Futterfragen. Zum anderen versuchte ausgerechnet sein bester Freund Satren-Nor ihn momentan in einer Weise zu beeinflussen, die Milgor rundweg ablehnte.
»Es wird höchste Zeit, dem Gengo ein paar Manieren beizubringen«, hatte der Prediger gegenüber Rior-Su geäußert, »sonst provoziert er noch ernsthafte diplomatische Zwischenfälle.« Der Friedensbringer spielte damit auf einen Vorfall an, der sich erst kürzlich ereignet hatte. Im Rahmen der Politik der Neuen Galaktischen Öffnung bemühte sich das kridanische Imperium verstärkt um die Normalisierung ihrer Beziehungen zu den anderen Völkern der Milchstraße.
Beim Besuch einer Mantiden-Delegation hatte Milgor einfach nicht widerstehen können. Ein Botschaftssekretär, eigentlich eine Sekretärin, aber das erfuhr der Gengo erst später, hatte sich extra für den Empfang eine pyrillische Prachtuniform angezogen, die über äußerst schmackhafte Epauletten verfügte. Anfangs fand die Mantidin es noch lustig, dass sich Milgor, angelockt vom verführerischen Duft, direkt auf den weit ausgestellten Kragen des großen Wesens schwang und es sich dort gemütlich machte. Er wurde vorsichtig gestreichelt und befingert und genoss die fremde Zuwendung, während er beobachtete, dass sich Satren-Nor in ein Gespräch mit einem anderen Mantiden vertiefte. Nachdem sich die Aufmerksamkeit wieder den Gesprächen und anderen Dingen zugewandt hatte, begann er die köstlichen Epauletten anzunagen. Er beherrschte sich dabei so sehr, dass er sie – um den Genuss möglichst auszudehnen – in ganz kleinen Portionen abbiss. Allerdings musste sein Schmatzen und genießerisches Grunzen dennoch unüberhörbar gewesen sein, jedenfalls begannen nach kurzer Zeit die um sie herumstehenden Mantiden wie Kridaner gleichermaßen zu kichern und sich auf sein Tun aufmerksam zu machen.
Milgor war viel zu sehr in seine Mahlzeit vertieft gewesen, um zu bemerken, dass er gerade im Begriff war, die Uniformträgerin und seinen besten Freund gleichermaßen unmöglich zu machen.
Jedenfalls hatte dieser Zwischenfall in Satren-Nor die Überzeugung geweckt, dass es unabdingbar sei, Milgor erziehen zu müssen. Der Prediger erwies sich bei diesem Unterfangen allerdings als nicht sonderlich begabt. Meistens vergaß er seinen Vorsatz und erinnerte sich nur dann daran, wenn er sich mitsamt seinem Gengo in Situationen befand, die für Milgor irgendein Element des Unwiderstehlichen besaßen. Glücklicherweise konnte sich der Prediger so wenig in Milgor hineinfühlen, um zu ahnen, dass etwas, ein bestimmter Geruch beispielsweise, diesen Reiz des Unwiderstehlichen auslöste.
Aber in einer Hinsicht blieb Satren-Nor seit dem Mantiden-Zwischenfall konsequent. Er setzte Milgor auf Diät. Niemand durfte ihn mehr außer der Reihe füttern und vor allem nicht das, was der Gengo wollte.
Da Milgor und Satren-Nor mittlerweile eine Art Symbiose bildeten, die es beiden nahezu unmöglich erscheinen ließ, ohne den anderen auskommen zu können, war das Tier zum ständigen Begleiter geworden. Es gab den Prediger nur mit Milgor und Milgor nur mit Satren-Nor.
Es war daher undenkbar, den Gengo im Palast zurückzulassen, während sich der Prediger mittels eines Shuttles zur STERNENFAUST II begab. Deshalb wurde darauf geachtet, dass genug Futter mitgenommen wurde, obwohl Dana Frost schon bei der Begrüßung an Bord sagte, dass das nicht nötig gewesen wäre, schließlich verfüge das Schiff über reichhaltige Vorräte. Milgor stimmte ihr zu – heftig in den Ohren kratzend, eine Geste, die uneingeschränkte Bejahung bedeutete.
Das Schlimmste war nämlich, dass Futter gleich
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