Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus
Situation innerhalb des kridanischen Imperiums immer noch alles andere als stabil«, ergänzte Rior-Su. Die beiden Kridan standen zusammen mit Dana Frost auf der Brücke der STERNENFAUST II und beobachteten die Annäherung der lang gestreckten Formation, die ausnahmslos aus kleinen, wendigen Kampfkreuzern bestand. Die Weigerung der sich rasch nähernden Flotte, auf die Funksprüche der STERNENFAUST zu antworten, sprach Bände.
»Keine Antwort ist auch eine Antwort«, sagte van Deyk. »Jeder an Bord hat genug Erfahrung und weiß, dass das nur eines bedeuten kann …«
»Sie kennen die Kampfkraft der neuen STERNENFAUST nicht«, erwiderte Dana.
»Nein, aber auch dieses Schiff ist nicht unbesiegbar …«, antwortete van Deyk.
Warum muss er nur immer das letzte Wort haben? , überlegte Dana, doch auch hier wusste sie längst die Antwort. An Erfahrung war ihr van Deyk viele Dienstjahre voraus und – na ja, in einigen Bereichen überlegen. In vielen Dingen überlegen, wenn sie ehrlich zu sich war. Er war bereits Captain eines Kreuzers gewesen, als sie noch gar kein eigenes Kommando innehatte. Jetzt war er ihr Untergebener.
Es war ihm nicht anzumerken, ob er die Situation als demütigend empfand. Man hatte einen fähigen Mann, den sie im Grunde sehr schätzte, degradiert, weil er es in der Endphase des Krieges mit den Kridan gewagt hatte, Feinden das Leben zu retten. Solchen Feinden, deren Schiff bereits zerstört war und die unweigerlich in den Tod gerissen worden wären. Dana achtete van Deyk dafür und konnte die Hintergründe, die zu seiner Degradierung geführt hatten, kaum nachvollziehen.
Politik …. dachte sie verächtlich. Politik und Intrigen …
Ihr war klar, dass ihre gelegentliche Verärgerung über ihren Ersten Offizier hauptsächlich daher rührte, dass der Mann in den meisten Fällen schlicht und ergreifend Recht hatte.
»Es bleibt uns keine Zeit, die Hintergründe zu analysieren, warum wir angegriffen werden, Prediger«, sagte Frost. »Das müssen die Untersuchungen Ihres Geheimdienstes herausbekommen – nachdem wir die Attacke abgewehrt haben …«
Falls es uns dann noch gibt … Den letzten Gedanken behielt Dana wohlweislich für sich. Die Schnäbel der beiden Kridan begannen leicht zu schnattern. Das bedeutete keine konkreten Worte oder Sätze, sondern war nur eine Art allgemeiner Zustimmung.
»Bitte begeben Sie sich jetzt in ihre Kabinen und bleiben Sie dort, bis die Gefahr vorbei ist«, fügte sie noch hinzu. Satren-Nor schüttelte jetzt schweigend in einer beinahe menschlich wirkenden Geste den Kopf und griff mit einer Hand nach Milgor, der eilends auf seine Schulter kletterte. Mit dem für Kridan so typischen staksigen Gang verließen sie die Brücke.
Augenblicklich galt Danas Aufmerksamkeit wieder dem Hauptschirm. Mit rasch hervorgestoßenen Worten erteilte sie ihre Befehle.
*
»Unmöglich, dem Nexus auszuweichen …« Die schlichten Worte beschrieben kaum das Schicksal, das die STERNENFAUST erwartete. Noch waren die letzten Lichtspuren nicht erloschen, die anzeigten, was mit dem Kridan-Kreuzer geschehen war, der kurz vor ihnen wie ein Kamikaze-Jäger auf die unsichtbare Barriere geprallt war.
»Es müssen ehemalige Tanjaj sein«, vermutete van Deyk. »Nur sie sind fanatisch genug, ihr eigenes Leben so leichtfertig zu opfern, um uns in die Falle zu locken …«
»Sie mögen Recht haben, I.O.«, knurrte Dana und wandte sich an den Ruderoffizier. »Lieutenant Santos, maximale Beschleunigung! – Sofort!«, bellte sie, als sie die verwunderten Blicke sah, die sie anstarrten.
»Wenn wir schon keine Chance mehr haben, dann nutzen wir sie«, sagte van Deyk.
Im Verlauf ihrer Flucht vor der Formation der Angreifer hatte die STERNENFAUST bereits auf gut ein Drittel Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Ein paar Prozent mehr und die Bergstrom-Generatoren konnten den Übergang in den Bergstrom-Raum einleiten. Es war fraglich, ob sie es noch rechtzeitig vor dem Aufprall auf die Nexus-Barriere schaffen würden. Vor allem aber war höchst fraglich, ob das – falls sie es schafften – überhaupt irgendetwas bringen würde. Immerhin handelte es sich bei dem Nexus-Komplex um eine Dimensions-Anomalie, die höchstwahrscheinlich in den Bergstrom-Raum hineinlappen würde.
Es wäre sehr interessant zu beobachten, was dann mit ihrem Schiff geschah.
Aber auch nur für einen außenstehenden Beobachter in sicherer Entfernung …
Nicht umsonst galt der Nexus, wie Satren-Nor berichtet hatte, im
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