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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Begegnungen hatten sie sich freundlich lächelnd aneinander vorbeigedrängt. Es war jedes Mal fast die gleiche Stelle gewesen, nicht ganz ungefährlich, da kurvig und eng. Aber sie waren ja Profis – vor allem, was das Joggen im Weltraum anbelangte.
    Beim dritten Mal jedoch rumpelten sie frontal aufeinander und Bruder William fand sich auf einmal mit einem Paar weich gepolsterten Brüsten konfrontiert, zwischen denen er den Bruchteil eines Augenblicks befürchtete, versinken zu müssen wie in einem Sumpf.
    Ihre Beine hatten sich ineinander verhakt und so ruderten seine Arme eine Zeitlang hilflos durch die Luft, bevor er endgültig das Gleichgewicht verlor. William kam sich vor wie eine aus heiterem Himmel gestürmte Festung. Auch die weichgepolsterte Person, mit der er kollidiert war, schwankte heftig und sackte dann mit einem Geräusch, dass der Christophorer überhaupt nicht zu deuten wusste, auf ihn drauf.
    Mittlerweile meinte er jede Faser ihres leicht verschwitzten Körpers genau spüren zu können. Und er spürte noch etwas. Feuergleich schoss ihm das Blut ins Gesicht und als stünde er neben sich, wusste William mit einer quälenden Präzision, dass sein Kopf aussah wie eine überreife Tomate. Doch – und das war noch um einiges schlimmer – war nicht das Einzige, was er in diesem Moment spürte. Als er in das Gesicht der Joggerin blickte, sah er in ihren erstaunt aufgerissenen Augen, dass auch sie es spürte, spüren musste, schließlich lag sie so dicht auf ihm, dass es ihm nicht nur den Atem verschlug.
    Bruder William wäre in diesem Augenblick am liebsten im Boden des Gangs versunken. Wäre am liebsten durch eine der zahllosen Leitungen, die durch das Schiff führten, diffundiert, hätte sich am liebsten aufgelöst in eine der namenlosen Substanzen, die durch die Rohre gepumpt wurden, so peinlich war ihm dieser Zwischenfall. Sein Verstand war seit dem Zusammenstoß völlig blockiert, er vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen, ja ihm fiel noch nicht einmal der Name der jungen Frau ein, die es sich auf ihm bequem zu machen schien.
    Genau das war es.
    Entsetzt bemerkte er, dass die Joggerin offensichtlich gar keine Anstalten machte, aufzustehen und ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Und die verräterische Schwellung zwischen seinen Beinen, auch sie hinterging ihn, verriet ihn schnöde, stellte ihn mit Macht bloß, denn auch sie ließ sich nicht wegleugnen, noch dachte sie daran zu verschwinden. Zu allem Überfluss sah er ein seltsames Aufblitzen in den dunkelblauen Augen über sich, dann teilte ein breites Grinsen das Gesicht und schließlich, endlich, nach einer ewig erscheinenden Zeitdauer erhob sich die junge, hübsche Frau, sprang geschmeidig auf und … lief mit einem kurzen, trockenen Lachen weiter.
    William lag weiter auf dem Rücken und lauschte den Schritten hinterher, die sich rasch entfernten. Auf einmal waren ihm drei Dinge sonnenklar: Ihm fiel ihr Name wieder ein und wo sie auf dem Schiff beschäftigt war; er war sich, kaum hatte sie sich wieder entfernt, sicher, dass sie absichtlich mit ihm zusammengestoßen war, und er wusste, dass er eine winzige Ewigkeit lang in die schönsten Augen geblickt hatte, die er je gesehen hatte. Anders konnte er sich seine plötzliche körperliche Reaktion auch nicht erklären.
    Und genau damit begannen seine Probleme …
     
    *
     
    Wie jeden Abend standen sie vor dem Brutkasten. Drei Eier schwammen, dunkelrot angestrahlt, inmitten einer silbrigen Flüssigkeit. Auch die Schale der Eier war grau-silbern marmoriert. Im Vergleich zu den ausgewachsenen Mantiden waren die Eier winzig klein. Wenn man eines vorsichtig hochnahm, konnte man es in die Handfläche eines Feinarms legen.
    »Wieder sind es drei Stück …«, murmelte D’koh und ärgerte sich im gleichen Moment, den Gedanken ausgesprochen zu haben. Vorsichtig blickte er zu Qua’la herüber und sah, dass sich für Momente ein Schatten über ihre Augen legte.
    »Wir tun unser Bestes«, sagte sie, »und können nur hoffen.«
    Auch ihr erstes Gelege hatte aus drei Eiern bestanden. Aber nur aus zwei von ihnen war ein lebhaftes Geschwisterpaar geschlüpft, das mittlerweile schon die dritte Häutung hinter sich hatte und in Kürze mit der Hypnoschulung beginnen würde. Zurzeit befanden sie sich in der Obhut einer Vorschule, die sie auf diesen wichtigen Lebensabschnitt vorbereiten sollte.
    Die halb ausgesprochene, halb unterdrückte Befürchtung war natürlich, dass sie wieder eines der Eier verlieren

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