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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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immer wieder neckend und scherzend mit den Fingern zwischen die Rippen.
    »Im Grunde ist der Kazan nur an den heiligen Affen interessiert«, behauptete sie. »Und der dumme Mann begreift einfach nicht, dass – wie viele man ihm auch immer wieder schickt – sie doch nach kürzester Zeit im Zwinger seines Palastes verenden. Sie können nur hier leben!« Damit formulierte sie selbst innerhalb der Phantasmagorie seiner Träume eine schlichte Wahrheit, die auch in der Realität eine Wahrheit blieb. Dennoch, davon war er auch im Traum überzeugt, stand es keinem der benachbarten Fürsten zu, sich das abgelegene Heiligtum einfach einzuverleiben.
    Sie rannten weiter über die Wiese. Sie kitzelte ihn und auch er brach in fröhliches Gelächter aus. Doch dann wurden ihre Stöße immer heftiger und er versuchte, sich zu wehren. Schließlich rumpelte er schlaftrunken hoch und spürte, dass ihn ein Soldat der Tempelgarde wachrüttelte.
    »Schnell, Herr«, flüsterte der Wächter. »Ihr müsst Euch beeilen. Ihro Gnaden der Herzog wünscht Euch zu sehen. Jetzt sofort …«
    Kanturiol schüttelte den Kopf und begriff nicht recht, was die Wache zu ihm sagte. Vor allem irritierte ihn die vornehme Anrede als Herr, die er nicht gewohnt war. Aber dann begann er zu verstehen, dass er in den Augen der Wache einen deutlich höheren Rang einnahm. Er sprang auf und lief zu den Gemächern des Herzogs. Einer der Posten vor den Räumen öffnete ihm mit elegantem Schwung und einer Verbeugung die Tür und ließ ihn eintreten, ohne dass Kanturiol im Lauf innehalten musste.
    »Da ist er – endlich!«, knurrte der Herzog und packte ihn am Arm.
    Im Laufschritt verließen sie wieder das Zimmer, rannten den Gang entlang und eine Treppe hinab. Ein weiterer Posten öffnete eine prächtig verzierte, zweiflügelige Tür, durch die der Herzog schnaufend stürmte, den Jäger im Schlepptau, der erstaunt registrierte, was für ein enormes Tempo der Oberbefehlshaber der Tempelwachen entwickeln konnte. Offiziell stand Prinz Lamfar zwar im Rang über dem Herzog, hatte aber die Befehlsgewalt in den Händen des Erfahreneren belassen. Beide – Rigbalton von Rauni wie Prinz Lamfar – waren nicht freiwillig hier. Während der Prinz das Opfer einer Hofintrige geworden war, verbüßte der Herzog in diesem vergessenen Winkel der Welt seine Verbannung, die ihm der Kazan auferlegt hatte, als er sich geweigert hatte, die kazanischen Truppen in ein militärisches Abenteuer ungewissen Ausgangs zu führen.
    Der Raum war noch größer und noch edler eingerichtet, als das herzogliche Gemach, das Kanturiol kurz in Augenschein nehmen konnte. Ein riesiges, unbenutztes Bett befand sich in der Nähe des Fensters, dessen Flügel weit offen standen. Das Zimmer schien leer.
    Da sah Kanturiol die breite Blutspur auf dem Boden, die von der Mitte des Raumes um das Bett herumführte. Wie ein Blitzschlag durchfuhr ihn ein Gefühl der Panik und er stürzte vorwärts. Unmittelbar unter dem Fenster sah er eine blutüberströmte Gestalt am Boden hocken. Sie kauerte dort in einer merkwürdigen Haltung stützte den Kopf gegen die Wand. Kanturiol brauchte sie nicht zu berühren, um zu wissen, dass kein Leben mehr in ihr war.
    Später schämte er sich, dass es ausgerechnet das Gefühl der Erleichterung war, dass sich in diesem Moment beim Anblick von Prinz Lamfars Leiche in ihm ausbreitete.
    »Sie ist fort«, sagte der Herzog lakonisch.
    Der Anflug von Erleichterung wurde augenblicklich von einer stärkeren Empfindung zur Seite gefegt. Enttäuschung und Verbitterung.
    »Odira hat es geschafft, zehn Tempelwachen zu überreden, sie zu begleiten«, fuhr Rigbalton fort. »Mit anderen Worten: Ihre Chancen stehen gut, es bis zum Heerlager ihres Vaters zu schaffen …«
    Enttäuschung und Verbitterung. Er hatte sie von Anfang an falsch eingeschätzt. Er wusste, dass er sich selbst etwas vorgemacht hatte. Schließlich hatte sie ja auch ihn anfangs ins Jenseits befördern wollen. Trotzdem hätte er nie vermutet, dass sie imstande war, jemanden wie Prinz Lamfar aus purem Kalkül skrupellos und kaltblütig zu ermorden. In diesem Moment war es gleichgültig, dass er den Prinzen noch vor Kurzem für einen arroganten, überheblichen Geck gehalten hatte. Was auch immer vorgefallen sein mochte, ein solches Ende hatte er nicht verdient. Und ein solcher Mord wäre nach Kanturiols Meinung auch für die Verwirklichung von Odiras Plänen nicht nötig gewesen.
    Er begriff, warum sie ihn schließlich fast ohne zu

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