Sternenschweif 35 - Der silberne Stern
allen strahlte und der so wichtig war für die Einhörner und ihre Freunde. Dort war er – der Silberstern! Doch heute wirkte er blasser und sein Licht schien irgendwie zu flackern.
Da stupste Sternenschweif sie sanft in die Seite. Er wartete darauf, verwandelt zu werden. Rasch sprach Laura die magischen Verse:
S ilberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.
Kaum hatte sie geendet, zuckte ein violetter Blitz durch die Luft. Feiner Nebel breitete sich wie ein Netz zwischen den dunklen Zweigen der Tannen aus. Dahinter erschienen die Umrisse eines silbern schimmernden Einhorns.
Anmutig wandte es den Kopf zu Laura und wieherte sanft. Das Mondlicht ließ sein Fell glänzen und sein Horn glitzerte, als ob jemand lauter Sternchen darübergestreut hätte.
Jedes Mal wieder war Laura von Sternenschweifs Schönheit fasziniert. Manchmal kam es ihr immer noch wie ein Traum vor, dass dieses Pony wirklich ihr gehörte.
„Hallo, Laura“, begrüßte sie Sternenschweif und rieb seinen Kopf an ihrer Schulter. „Was ist los? Erst starrst du in den Himmel und nun stehst du da und lächelst vor dich hin.“
„Ach“, antwortete Laura und schlang die Arme um ihn, „ich freue mich einfach, dass du mein Einhorn bist!“
„Gut, das kann ich verstehen“, erwiderte er und Laura konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören. „Was gibt es denn da oben zu sehen, außer dass die Sterne heute besonders schön leuchten?“
„Alle, bis auf einen“, erwiderte Laura. „Siehdir doch den Silberstern an. Sonst strahlt er immer am hellsten von allen, doch heute ist er irgendwie blass.“
„Ja, das stimmt“, gab Sternenschweif ihr recht. „Das ist merkwürdig.“ Eine Weile starrten sie schweigend in den Himmel.
„Ach, was soll’s“, meinte Laura dann. „Vielleicht ist das manchmal so. Lass uns losfliegen. Michael wartet bestimmt schon auf uns.“
Sie griff in Sternenschweifs Mähne und zog sich auf seinen Rücken. Mit großen Galoppsprüngen schwang er sich in die Luft, höher und höher, bis sie über den Wipfeln der Tannen dahinsausten – Michael und Mondlicht entgegen.
3
Schon von Weitem entdeckten sie Michael und Mondlicht, die bereits auf der Lichtung warteten. Lauras Herz hüpfte vor Freude. Michael sah älter aus. Es war einige Zeit vergangen, seit sie ihm geholfen hatte, Mondlichts Geheimnis zu entdecken. Fast kam er Laura ein bisschen fremd vor.
„Hallo, Laura!“, begrüßte er sie und kam strahlend auf sie zu. Sofort war alles wie früher und Laura hatte das Gefühl, als hätten sie sich erst gestern gesehen.
„Wie schön, dass ihr endlich wieder einmal da seid“, sagte sie.
„Ich wollte schon so lange kommen“, erklärte Michael. „Aber mein Vater ist ständig unterwegs und wenn er dann frei hat, ist er am liebsten zu Hause. Doch für die Herbstferien hat er plötzlich beschlossen, dass wir hierherfahren. Zum Glück war unser Ferienhaus noch frei.“
„Ja, was für ein Glück“, meinte auch Laura. „Vor allem die eigene Koppel für Mondlicht ist doch toll. So kann sie ganz nah bei dir sein.“
„Das ist viel schöner, als wenn ich immer im Reitstall auf Michael warten muss“, gab das kleine Einhorn ihr recht. „Wenn es nach mir ginge, wären wir viel öfter hier. Dann könnten wir mit euch zusammen sein und stundenlang gemeinsam durch die Gegend streifen. Bei uns daheim ist der Wald lange nicht so groß und wir stoßen immer schnell auf eine Straße.“
„Außerdem ist es viel gefährlicher, dich zu verwandeln“, fügte Michael hinzu. „Nachts kann ich mich nicht in den Reitverein schleichen und tagsüber müssen wir aufpassen, dass wir nicht von Spaziergängern oder Reitern überrascht werden.“
„Da haben wir es mit der geheimen Lichtung wirklich gut“, stellte Laura fest. „Hier kann ich Sternenschweif sogar tagsüber verwandeln, wenn wir etwas Dringendes zu besprechen haben.“
„Hast du viel zu tun als Hüterin?“, wollte Michael wissen.
„Ja, ab und zu schon“, erwiderte Laura. AlsHüterin der Einhorngeheimnisse stand sie Einhörnern und ihren Freunden bei, wenn sie in Not waren oder ein Problem sie bedrückte. Und das war manchmal für Sternenschweif und sie eine ziemlich große Herausforderung. Laura war stolz auf all die aufregenden Abenteuer, die sie schon gemeinsam erlebt hatten.
„Erst vor Kurzem haben wir meiner Freundin
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