Sternenstürme
angenähert hatte, schoss es einen Energiestrahl gegen den Scout ab und pulverisierte im nächsten Moment das Boot und die acht armen Seelen an Bord.
Während er mit eigenen Augen ansehen musste, wie seine Besatzungsmitglieder ermordet wurden, suchte Dan Landon verzweifelt nach einer Möglichkeit, das Schiff zu verteidigen, das – bis auf ein paar Jagdgewehre und leichte Maschinengewehre – unbewaffnet war. In seiner Not
schickte er dem Angreifer eine interstellare Nachrichten-Sonde entgegen.
Nachrichtensonden sind Miniatur-Sternenschiffe und wie ihre größeren Brüder nicht konzipiert, tief im Schwerefeld eines Planeten zu operieren. Die Sonde verschwand also im Hyperraum und tauchte dann als expandierende Schuttwolke wieder im Normalraum auf.
Diese Wolke raste mit 60% der Lichtgeschwindigkeit frontal auf den Angreifer zu. So schnell, dass das menschliche Auge nicht zu folgen vermochte, wurde das kleinere der beiden UFOs in eine Kugel aus glühendem Plasma verwandelt, die sich gegen die Dunkelheit des Raums abhob.
Da sein Peiniger nun zerstört war, stellte das größere UFO die erratischen Flugmanöver ein und ging in den freien Fall über. Kapitän Landon schickte ihm einen seiner überlebenden Scouts hinterher. Als die Mannschaft des Pfadfinders das aufgegebene Schiff enterte, fanden sie luftlose Gänge vor, die mit den Leichen von zwei verschiedenen Arten von Aliens angefüllt waren. Und sie fanden auch noch einen einzigen Überlebenden, der eine dritte Art verkörperte. Der Überlebende hatte eine frappierende Ähnlichkeit mit einem irdischen Affen.
Lisa Arden war ins Projekt involviert worden, als sie von ihrer Linguistik-Professur an der Multiversität von London zum PoleStar -Habitat abgeordnet worden war. Nachdem sie in der Polarbahn angekommen war, wurde ihr bedeutet, dass sie einen Weg finden sollte, mit dem Überlebenden ins Gespräch zu kommen.
Der Name des Überlebenden war Sar-Say, und obwohl sie eigentlich beabsichtigte, seine Sprache zu lernen, erwies er sich als ein gelehriger Schüler und lernte seinerseits Standard. Schließlich begannen sie gebrochen und mit vielen Missverständnissen zu kommunizieren. Sar-Say gab sich als
Angehöriger einer Rasse namens ›Taff‹ aus. Er sagte, dass er ein Händler sei und nicht wisse, weshalb man sein Schiff überhaupt angegriffen habe. Innerhalb weniger Wochen verbesserten sich seine Sprachkenntnisse bis zu dem Punkt, wo Lisa befand, dass sie über die ›Ich Tarzan, du Jane‹-Phase hinaus waren. Zumal sie unter starkem Druck von der Erde stand, den immer dickeren Fragenkatalog zu beantworten. So geschah es, dass Sar-Say und Lisa zur ersten von vielen Befragungen zusammentrafen.
Und dann erzählte Sar-Say ihnen von den Broa.
2
Das Torpedo-Auto fuhr in die Transportstation des Hauptquartiers der Sternenforschung ein, nachdem es die Ruinen von Schloss Meersburg passiert hatte. Als das Fahrzeug sanft verzögerte, lösten Mark und Lisa sich voneinander und holten ihre Reisetaschen aus dem Staufach unterm Kabinendach. Sie wurden von den Doktoren Thompson und Morino – den beiden Wissenschaftlern, von denen sie begleitet wurden – mit gelindem Amüsement betrachtet.
Das Hauptquartier der Sternforschung war noch genauso, wie Mark es in Erinnerung hatte. Sie fuhren mit dem Aufzug von der Transportstation zur Hauptebene und betraten dann die Vorhalle. Das Foyer war ein so weiter offener Raum, dass in ihm ein eigenes Mikroklima geherrscht hätte, wären die Klimaanlagen nicht gewesen. Die Echos wurden von einem Anti-Hall-Feld geschluckt. Die Luft in der Halle wirkte stickig, wie wenn auf einem See Nebel aufkommt.
»Ah, Herr Rykand, willkommen zurück!«, ertönte eine Frauenstimme irgendwo hinter ihm. Mark drehte sich um und sah Frau Palan, die Assistentin des Direktors der Sternenforschung,
zu ihrer Begrüßung durch die weite Halle auf sie zueilen. Frau Palan hatte ihn auch schon beim ersten Besuch empfangen.
Er schüttelte ihr die Hand und stellte sie dann seinen Begleitern vor. Als er damit fertig war, sagte sie: »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, der Direktor und seine Gäste warten bereits.«
Sie führte sie an holografischen Panorama-Abbildungen verschiedener kolonialer Welten vorbei, die im letzten Jahrhundert besiedelt worden waren. Die interstellare Kolonisation war ein ebenso hartes wie gefährliches und noch dazu teures Geschäft, bei dem unterm Strich jedoch kein Gewinn erzielt wurde, denn jede neue Welt hatte ihre ganz speziellen
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